Die Würzburger Straßennamenkommission hat vielen Stadt- und Gemeinderäten in Unterfranken Arbeit gemacht. Vier Jahre lang, von 2016 bis 2020, untersuchte die Kommission die Biografien von rund 120 Straßen-Namenspaten. Am Ende empfahlen die Mitglieder der Kommission in neun Fällen die nach den Betreffenden benannten Straßen umzubenennen oder zumindest erklärende Informationen dazu zu geben. Einer dieser neun ist der Schriftsteller Nikolaus Fey (1881-1956). Nach ihm ist auch im Bad Kissinger Stadtteil Albertshausen eine Straße benannt.
Der Heimatdichter gehört zu jenen Kandidaten, bei denen die Würzburger Kommission die Umbenennung seiner dort im Stadtteil Heidingsfeld gelegenen Straße empfahl. Feys Verstrickung in das Regime des Nationalsozialismus sei so tief gewesen, findet die Kommission, dass die Empfehlung sogar einstimmig ausfiel, was nicht bei allen Kandidaten der Fall war. Umbenennungen hält die Kommission außerdem bei Heinrich Dikreiter, dem Gründungsdirektor der Städtischen Galerie Würzburg, bei dem Komponisten Carl Schadewitz und beim Begründer des Mozartfests Hermann Zilcher für angebracht. Diese drei Namen sind aber in Bad Kissingen nicht auf Straßenschildern verewigt.
Kontextualisierung bei Richard Strauss
Beim Komponisten Richard Strauss, dessen Namen eine Straße im Kissinger Musikerviertel trägt, schlägt die Kommission nur eine sogenannte "Kontextualisierung" vor. Diese solle durch ausführliche Informationen in elektronischen Medien und entsprechende Hinweise am Straßenschild erfolgen. Weniger kategorisch sind die Empfehlungen auch bei Karl Ritter von Frisch, Armin Knab, Peter Schneider und Michael Kardinal Faulhaber, nach denen in Bad Kissingen keine Straßen benannt sind.
Die eindeutige Empfehlung der Würzburger Straßennamenkommission in Bezug auf Nikolaus Fey bedeutet nicht automatisch, dass die Diskussion auch in Bad Kissingen eine Rolle spielen würde. Man kenne das Thema zwar, bestätigte auf Anfrage Thomas Hack, der Pressesprecher des Rathauses. Es sei aber nicht offiziell im Stadtrat angekommen. Anders als etwa in Bergtheim (Lkr. Würzburg), wo die örtlichen Grünen mit einem Antrag auf Umbenennung der Nikolas-Fey-Straße an die Gemeinde herantraten, hat sich hier noch niemand förmlich des Themas angenommen.
Andere Städte sind in der Diskussion schon weiter
Karlstadt und Lohr sind da schon weiter. Die Bürgermeister der beiden Städte in Main-Spessart wollen sich und ihre Stadträte mit der Rolle Nikolaus Feys im Nationalsozialismus befassen. Nach dem Schriftsteller benannte Straßen gibt es außerdem in Gerolzhofen, wo Fey 1956 gestorben ist, in der Gemeinde Steinfeld (Main-Spessart), in Dingolshausen und in Schwebheim (beide Lkr. Schweinfurt). Wobei die Aufzählung nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Dass die Würzburger Kommission einstimmig zur Auffassung kam, der Name Nikolaus Fey sei nicht geeignet für eine Straßenbenennung hat mit Hinweisen zu tun, die nahelegen, dass es sich bei dem Heimatdichter um einen "überzeugten Nationalsozialisten" gehandelt hat. Er sei bereits zum 1. Mai 1933 in die Partei eingetreten, habe Schulungen absolviert, sei als offizieller Redner der Partei aufgetreten und habe das Amt des unterfränkischen Beauftragten für die Reichsschrifttumskammer bekleidet. Dass er kein bloßer Mitläufer gewesen sei, sondern aktiver Funktionsträger, belege auch sein Wirken von 1942 bis 1944 in der Hauptabteilung Propaganda der Regierung des Generalgouvernements Polen.
Carl-Diem-Straße sollte umbenannt werden
Für Bad Kissingen sind Diskussionen über die Umbenennung von Straßen, die zu sehr in den Nationalsozialismus verstrickte Menschen würdigen, nicht neu. 2003 hat der damalige Stadtrat beschlossen, die nach dem Sportfunktionär Carl Diem benannte Straße im Stadtteil Reiterswiesen umzubenennen. Vollzogen worden ist der Beschluss nie. Die Stadt habe damals den Anwohnern der Straße den mit einer Umbenennung verbundenen Aufwand doch nicht zumuten wollen, erinnert sich Pressesprecher Thomas Hack.