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Münnerstadt
Handgranaten und der Wert der Kunst
Georg Seifried, Mia Hochrein, Anna Spor, Jan Polacek und Thomas Seuberling sprachen unter anderem über Systemrelevanz, Kommerzialisierung und der Wahrnehmung in der Provinz.
Jan Polaceks 'Handgranate',war unter anderem Thema des Künstlergesprächs.       -  Jan Polaceks 'Handgranate',war unter anderem Thema des Künstlergesprächs.
| Jan Polaceks "Handgranate",war unter anderem Thema des Künstlergesprächs.
Hartmut Hessel
 |  aktualisiert: 17.08.2022 07:00 Uhr

"Kunststunde" und alle waren da: Der ehemalige Kunsterzieher Georg Seifried, die Künstlerin und Kunstlehrerin Mia Hochrein, die Vorsitzende der veranstaltenden Museumsfreunde Münnerstadt e.V. Anna Spor und natürlich die ausstellenden Künstler Jan Polacek und Thomas Seuberling. Es war im Innenhof des Deutschordensschlosses ein Künstlergespräch, bei dem die Rollen und auch die Inhalte mehr oder weniger vorgegeben waren. Zu den fünf genannten Protagonisten gesellte sich noch eine Handvoll " Schülerinnen und Schüler ".

Georg Seifried setzte den Anfangspunkt mit der Frage: "Ist Kunst und Kultur systemrelevant?" Er meint, dass die Unterstützungspraxis der letzten Monate gezeigt hat, dass dies in Deutschland nicht der Fall ist. "Die Kunst und Kultur wurde in die Ecke gestellt!" Der Gesprächsaufhänger lockte Mia Hochrein in den Milliardenpool von Fußballern, die sich mit Hilfe einflussreicher Funktionäre und Politiker für faktisch systemrelevant halten und extrem viel Geld bewegen.

Fragwürdige Werte

Jan Polacek geißelte die Kommerzialisierung in der Kunst, die nur noch für Eliten von besonderem Wert sei. Kunstbetrachtung und Erwerb als Anlage nennt er "belanglos". Durch Marktstrategien würden fragwürdige Werte geschaffen, was er auch auf den gesamten Kulturbereich übertrug.

Kulturmanager und Museumsleiter Nicolas Zenzen fand den Begriff "belanglos" nicht so treffend, denn am Beispiel des Amerikaners Jeff Koons und dessen Ballonobjekten wird das Interesse an Kunst über den Preis geregelt. Genau das kritisiert Polacek in seiner Erwiderung.

Thomas Seuberling versteht sein Kunstverständnis als "nicht von Können kommend, sondern einfach mehr als ganz persönliche Ausdrucksform."

Absurdität der Waffe

Zwei Ausstellungsstücke geraten in die Debatte . Da ist einmal Jan Polaceks "Handgranate", eine etwa 50 Zentimeter große Holzskulptur einer grausamen Waffe , die als Kunstobjekt durch ihre Goldfarbe mit rotem Signalgriff Anfragen hervorruft.

Der Künstler begründet sein Stilmittel mit der Absurdität der Waffe an sich, eine Art Comic-Bombe. Die Inspiration zur Herstellung ist hier wie auch bei anderen Objekten ein Gedanke, der von außen herangetragen wird.

Die Produktion ist Handwerk, in diesem Fall: wie lässt sich der massive Holzblock mit welchem Werkzeug am besten bearbeiten. "Eigentlich sind meine Arbeiten, wie Kunst überhaupt, selbsterklärend", meint dazu Jan Polacek. Thomas Seuberling baut in seinem Statement zu seinen zweidimensionalen Arbeiten für die Wand bewusst Erklärungslücken ein, um die Wahrnehmung des Betrachters, der Betrachterin mehr Raum zu geben. Dabei werden mehrmals die "Mouse" (Mäuse) erwähnt, jene Bilder, die, versehen mit großen Ohren, manches Mal zweifelhafte Prominente zeigen.

Meinungen gehen auseinander

Wird Kunst bei uns in der Provinz weniger wahrgenommen als früher? Darüber gehen die Meinungen in der Gesprächsrunde auseinander. Langjährige Beobachter sehen eine höhere Akzeptanz. Doch wer von seiner Kunst leben will, sieht nicht unbedingt Fortschritte. Das "Herzblut" dem Jan Polacek seine Schaffensphasen beimisst, wird monitär zu selten gegengerechnet.

Da Kunst "eine Art von Befreiung" sei, wie es Georg Seifried ausdrückt und Mia Hochrein Kunst als Seismograph für die Schwingungen und Stimmungen in der Gesellschaft ausmacht, sei es eindeutig systemrelevant. Die "Kunststunde" endet, mit einem Ausflug in die Ausstellung. Diesmal mit bereichertem Wissen in einer ewigen Debatte .

 
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