Konzentriert schaut Johanna Barth in die helle Flamme. Eine besondere Brille schützt ihre Augen. Geschickt dreht sie den filigranen Glasstab, ein zweiter kommt dazu und schon bildet sich eine Masse, die die junge Glasbläserin dreht und wendet. Im genau richtigen Moment nimmt sie die Kugel aus dem Feuer und drückt sie zusammen. Mit einer kleinen Schere schneidet sie in die weiche Masse und zeigt ein Herz. Ein Herz aus Glas. In weniger als einer Minute ist es in der Werkstatt von Johanna Barth entstanden.
Johanna Barth ist gelernte Glasbläserin. Sie hat ihre Ausbildung im Sommer diesen Jahres in Lauscha abgeschlossen. Nun arbeitet sie in ihrer eigenen Werkstatt in Bischofsheim. Die junge Frau ist aber nicht ausschließlich Glasbläserin, sondern auch Holzbildhauermeisterin. Damit tritt sie bereits in dritter Generation in die Fußstapfen ihres Großvaters Theodor Breuder und ihrer Mutter Karin Barth.
Ihr Großvater hat den Holzbildhauerbetrieb in Bischofsheim im Jahr 1957 gegründet. Dass Johanna Barth diesen Weg einschlägt, war nicht von Anfang an klar, zwar wuchs sie mit dem Handwerk auf und werkelte als Kind schon gerne mit Holz, doch hatte sie auch Interesse am Beruf der Tierpflegerin und absolvierte ein solches Praktikum. Aber letztlich war die Liebe zum Holz größer.
Ein Praktikum in der Holzbildhauerschule überzeugte sie. "Es hat mir total Spaß gemacht", kann sie sich noch gut erinnern. Von 2009 bis 2012 besuchte sie die Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim. Schon ihr Großvater war hier Schüler, ebenso wie ihre Mutter und Tante.
Nach der klassischen Ausbildung zur Holzbildhauerin führte sie der Weg in die Meisterausbildung nach Empfertshausen. "Dort gab es ganz andere Schwerpunkte als in Bischofsheim. Ich erhielt neue Impulse und lernte moderne Herangehensweisen kennen."
Die Meisterausbildung absolvierte sie von 2013 bis 2014 und im Anschluss arbeitete sie in der elterlichen Werkstatt mit. "Doch ich wollte noch was anders machen. Ich konnte lange nicht sagen was."
Durch Zufall erfuhr sie von einem Freund, dass er eine Ausbildung zum Glasbläser absolviert. Ihr Interesse war geweckt; sie fuhr kurzerhand nach Lauscha, informierte sich über die Schule und die Ausbildung.
"Es war vom ersten Moment an toll. Die Schule, die Werkstätten , die Ausstellung. Ich war begeistert und ich wusste, das will ich machen." Die praktische Aufnahmeprüfung war bei ihrem Talent und ihren handwerklichen Vorkenntnissen kein Problem. "Ich bin handwerklich begabt, aber ich hatte keine Vorstellung, wie Glasbläserei funktioniert."
In ihren drei Ausbildungsjahren in Lauscha lernte sie das Handwerk von der Picke auf. Nach der Grundausbildung entschied sie sich für die Fachrichtung als Gestalterin, die ihr mehr Freiheit und Möglichkeiten biete, als die ausschließliche Konzentration auf Christbaumschmuck. Tiere, Figuren, Vasen, Schalen und Gefäße, Dekorationen und Schmuck, die Vielfalt sei nahezu unendlich.
Die Ausbildung beendete Johanna Barth als "Staatlich geprüfte Glasbläserin". Von der Handwerkskammer bekam sie zudem die Auszeichnung "Beste Absolventin 2019".
Seit August diesen Jahres ist Johanna Barth nun als Glasbläserin und Holzbildhauermeisterin selbstständig. Sie hat ihr eigene Glaswerkstatt eingerichtet, was aufgrund der vielen Sicherheitsvorschriften zunächst kein leichtes Unterfangen war.
Zudem arbeitet sie in der elterlichen Holzbildhauerwerkstatt. Im Ausstellungsgebäude der Familie Barth hat Johanna einen eigenen Bereich, in dem sie ihre Glaskunst präsentiert. Darüber hinaus besucht sie Märkte, ist im Bischofsheimer Künstlerkolletiv aktiv und plant im nächsten Jahr an einen Symposium in Thüringen teilzunehmen.
Wer sich für die Glasbläserei und die Glaskunst interessiert, kann jederzeit in ihrer Werkstatt vorbei schauen. Besichtigungsmöglichkeit der Glaswerkstatt und Holzschnitzerei Johanna Barth Bauersbergstraße 39 in Bischofsheim: Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und Samstag von 9 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung (Tel. 0157-84852677; glasholz.barth@gmx.net).