
Für die Hammelburger war und ist es die "schwangere Madonna", seit der Wiedererrichtung im Mai hatte es von Experten jedoch Zweifel gegeben: Das Landesamt für Denkmalpflege hatte vermutet, dass Maria lediglich im Schönheitsideal ihrer Zeit dargestellt sein könnte. Einen Tag vor Heiligabend hat nun Harald Drescher, Religions- und Latein-Lehrer am Hammelburger Gymnasium, für uns recherchiert: "Mehr schwanger geht nicht", kommentiert er das lateinische "in utero" auf dem Sockel der Marien-Statue.
Dreschers Übersetzung der lateinischen Inschrift lautet: "Abbild der Seligen Jungfrau und Mutter Maria, die in ihrem Schoße das Geheimnis des allerheiligsten fleischgewordenen Wortes trägt, welches in Prager Neustadt in Karlow bei den Regularkanonikern vom Lateran des Heiligen Augustinus zur Verehrung für die frommen Gläubigen aufbewahrt wird. Zu Ehren derselben ist es aufgestellt worden von Herrn Georg Vay, aus Hammelburg stammenden allerdurchlauchtesten Kapitän der Republik Venedig, im Jahre 1711." Der Latein-Lehrer und Theologe ist sich sicher: "Die Inschrift ist eindeutig", sagt er, aber auch die Darstellung und der Strahlenkranz um den Bauch weise eindeutig auf eine schwangere Maria hin - passend zur Geburt Christi an Weihnachten. Und der Blick ins Internet bestätigt: Im 17. Jahrhundert entstand in der Stiftskirche im Karlshof in der Prager Neustadt das Gnadenbild einer schwangeren Madonna.
Legende bestätigt
"Das war schon immer die schwangere Madonna", ist der 83-jährige Hammelburger Josef Kirchner froh, dass endlich Klarheit herrscht. Schon als Kind habe er die Legende vom Gelübde des italienischen Offiziers erzählt bekommen, der die Figur stiften wollte, wenn er unversehrt zu seiner schwangeren Frau zurückkehrt und sie ein gesundes Kind zur Welt bringt. "Die Madonna war früher immer geschmückt", erinnert sich der 83-Jährige an die Figur auf der Brücke. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke gesprengt, die Statue wurde zerstört in der Saale gefunden und hatte seitdem mehrere Standorte mit unterschiedlicher Ausrichtung.
Das Landesamt für Denkmalpflege war gestern nicht für Nachfragen erreichbar.