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Hammelburg
Hammelburger Stadtbibliothek präsentiert Kunstwerke aus der Natur
Naturgeformte, verwitterte Steine erregen Neugierde bei einer Ausstellung in der Hammelburger Stadtbibliothek.
Klaus Renner erklärte bei der Ausstellungs-Eröffnung Suiseki-Steine aus der eignen Sammlung.Winfried Ehling       -  Klaus Renner erklärte bei der Ausstellungs-Eröffnung Suiseki-Steine aus der eignen Sammlung.Winfried Ehling
| Klaus Renner erklärte bei der Ausstellungs-Eröffnung Suiseki-Steine aus der eignen Sammlung.Winfried Ehling
Winfried Ehling
 |  aktualisiert: 18.08.2022 12:25 Uhr

Wer kennt sie nicht, die eigentümlich, manchmal bizarren Fragmente in den verschiedensten Farben, die sich am Meer, beim Wandern oder Graben finden lassen und zum Mitnehmen oder gar zum Sammeln anregen. Sie sind eine Kunstform, die sich Mutter Erde selbst gegeben hat. Suiseki nennen das die Japaner. Suiseki ist deshalb keine japanische Fischdelikatesse, sondern es sind Steine, Relikte der Erdgeschichte, die Naturszenen widerspiegeln - etwa eine Landschafts- eine Tier- oder Menschenform - und damit den Blick auf sich lenken. Das Material - ob Basalt, Muschelkalk, versteinertes Holz, Feuerstein oder Quarz - spielt kaum eine Rolle für den Sammler. Die Ausprägung des Steins befeuert seine Phantasie. Suiseki-Kunst hat auch in westlichen Ländern Fuß gefasst und manifestiert sich hierzulande in der "Deutschen Suiseki Gesellschaft" mit Sitz in Heidelberg, die Willy Benz vor 30 Jahren gründete. Ihr gehört die Bonsai- und Suiseki-Gruppe Poppenhausen als Untergruppe an, die Klaus Renner leitet. Er ist Initiator der Ausstellung.

Vor allem in Fernost - China, Japan und Korea seien Beispiel - ist diese Steinverehrung ausgeprägt, so sehr, dass die Objekte nicht selten zu hoch dotierten Wertgegenständen stilisieren. Wer es sich leisten kann, investiert sogar sechsstellige Summen in außergewöhnliche Funde. Das schmälert zwar das Potenzial im Portemonnaie, doch der Käufer kann sich "steinreich" schätzen.

Dafür bekommt er einen Suiseki - in Chinesisch Shangshi - besonderer Form, einer Mindesthärte, einer außergewöhnlichen Oberfläche, in einer charakteristischen Farbe und mit einem ausgeglichenen Gesamtbild, das keine frischen Bruchstellen aufweist. Das sind die Merkmale eines Suiseki. Ein kunstvoll gearbeiteter Holz- oder Keramik-Sockel oder eine Bronzeschale als Aufsatz dienen der Präsentation des Prunkstücks als visueller Anziehungspunkt im Wohnraum.

Bibliotheks-Leiterin Karin Wengerter und Vize-Bürgermeisterin Rita Schaupp, die beide auf die Ausführungengespannt waren, hießen die Sammler willkommen. Die Mitbringsel waren Exponate der Gruppe, die sowohl aus Übersee aber auch aus Deutschland stammen. Zu finden sind in der Sammlung beispielweise Steine aus den Kiesgruben des Mains, vom Kreuzberg, aus Bad Brückenau und von der Trimburg.

Die in Japan betitelten "Gelehrtensteine" sind keineswegs nur an fernen Küsten zu finden, des Kenners Auge entdeckt sie durchaus auch in seiner Umgebung. Versteinertes Holz, oft von Ginkgo- oder anderen Bäumen, schätzen Sammler als ideal für besonders schöne Stücke ein.

Auf dem Holz, das im Wasser und Schlamm - eventuell mehrmals - versank, setzen sich Mineralien ab und verzücken nach mehreren Millionen Jahren den Suiseki-Freund. Auch Vulkantätigkeit ermöglicht den Versteinerungsprozess. Markantes Beispiel dafür ist der "Steinerne Wald" auf der griechischen Insel Lesbos. Stücke vom Meteoriten-Einschlag im Donauries, der in die Atmosphäre geschleuderte Brocken mit Mineralien aus dem Untergrund der Erde verschmolz, sind wahre Schätze, erläutert Klaus Renner.

Schwarze Steine sind speziell in Japan begehrt. Die nicht behandelten, nur abgebürsteten Unikate finden dort oft Verwendung beim Ahnenkult, gelegentlich mit eingeritzten Stammbaum. Auch die Poppenhäuser Gruppe ist im Besitz einiger ausgefallenen Exemplare. Renner ist Besitzer eines Steines vom Meteoriten-Einschlag im Ries. Eine Rarität, die er selbst fand.

Ein versteinertes Holz, das durch vulkanische Überlagerungen entstand, entdeckte die Gruppe in der Nähe von Bad Brückenau. Ein glatter, durch hohen Eisenanteil glänzender Stein, stammt vom Kreuzberg, wo ihn Pilger wohl über viele Jahrzehnte abtraten. Unter den Objekten aus den Main-Sandgruppen präsentierte der Vorsitzende eine ehemalige Trichter-Koralle, deren Reste noch im Material vorhanden sind. Ein Muschelkalkbrocken, den ein Loch durchbohrt und der aussieht wie ein "Hühnergott", lag in der Nähe der Trimburg.

Ein Blick in die Sammlung - sie ist bis zum 15. März geöffnet - lohnt sich. Wer den ausgewählten Exemplare etwas Zeit schenkt, geht vielleicht künftig mit suchenden Augen durch die Landschaft.

 
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