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Hammelburg
Hammelburger Museum startet wieder durch
Ein ganzes Schloss zieht im April ins städtische Museum ein. Wie das geht, was dahinter steckt und was Leiterin Elfriede Böck sonst noch Neues plant.
Elfriede Böck, Leiterin des Hammelburger Museums, und Christoph Joa, der die Regionalausstellung des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums im Lager betreut, haben zusammen recherchiert. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Ausstellung über Schloss Greifenstein in Bonnland, modern und farbenprächtig, die am 7. April im Stadtmuseum eröffnet wird. Foto: Kerstin Väth       -  Elfriede Böck, Leiterin des Hammelburger Museums, und Christoph Joa, der die Regionalausstellung des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums im Lager betreut, haben zusammen recherchiert. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Ausstellung über Schloss Greifenstein in Bonnland, modern und farbenprächtig, die am 7. April im Stadtmuseum eröffnet wird. Foto: Kerstin Väth
| Elfriede Böck, Leiterin des Hammelburger Museums, und Christoph Joa, der die Regionalausstellung des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums im Lager betreut, haben zusammen recherchiert.
Kerstin Väth
 |  aktualisiert: 16.08.2022 21:10 Uhr

Adventskranz und Weihnachtsdekoration zeugen davon, dass das Hammelburger Museum seit einiger Zeit im Dornröschenschlaf liegt. Doch schon nächste Woche beginnt der Großputz. Bis zur Wiedereröffnung am 1. März sind die Corona-Regeln gelockert. Dann soll nicht mehr beschränkt, sondern wieder "normal" offen sein, sprich dienstags bis sonntags. "Ich muss noch ein paar Details mit dem Gesundheitsamt abklären, aber dann gilt 3G", freut sich Museumsleiterin Elfriede Böck, die für dieses Jahr einiges geplant hat.

"Wir haben schon jede Menge Anfragen für Hochzeiten im Museum und auch der Brückenschoppen wurde bereits schmerzlich vermisst", erzählt sie. Überhaupt hat bei den Führungen die Weinverkostung gefehlt, die wegen Corona ausfallen musste. Auch die Station mit den Getreidesorten war leer. Doch es sind gerade die kleinen Sachen, die die Geschichte in der Herrenmühle lebendig werden lassen. Gleich nach dem Foto-Point, wo sich jeder als Müller verkleiden und fotografieren lassen kann, wird ein Filmchen gezeigt. Und Elfriede Böck plant ein zweites, das die Mühlglocke von einst erklärt.

Die Bewohner von Greifenstein

Am 7. April startet dann eine ganz besondere Ausstellung. Museumsleiterin Elfriede Böck und Christoph Joa, der die Regionalausstellung des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums auf dem Lagerberg betreut, haben sie gemeinsam erarbeitet. Die beiden haben intensiv das Leben der Bewohner von Schloss Greifenstein in Bonnland recherchiert und jede Menge herausgefunden. Den Auftrag dazu hatte die Truppenübungsplatz-Kommandantur gegeben. Denn eigentlich sollten die Ergebnisse anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Truppenübungsplatzes 2021 präsentiert werden. Doch der geplante Volkswandertag vorbei an historischen Stellen musste coronabedingt abgesagt werden.

"Da waren wir allerdings schon sehr weit mit unserer Arbeit, hatten viel Material zusammen getragen", berichtet Joa. Und weil das Ergebnis dieser Recherchen auch ohne Jubiläum spannend ist - schließlich liegt Schloss Greifenstein in Bonnland und das ist für Normalsterbliche nur selten zugänglich - haben sie beschlossen, eine Ausstellung zu kreieren. Die wurde vom Landkreis gefördert. Das Design, sehr modern, farbig und aus Recyclingmaterial, hat die Würzburger Agentur Eydos übernommen.

Die Aufsteller aus Kartonage, ein modernes Material, sind leicht aufzubauen. Jeder hat die Form einer der Kuppeln des Schlosses und jeder Bewohner eine eigene Farbe. Sie berichten vom Erbauer, Philip III. von Thüngen, und über die Mitglieder der Familie Gleichen-Rußwurm, von Emilie über ihren Sohn Ludwig - der Maler - bis hin zu Alexander - dem Schriftsteller. Auch spätere Bewohner, wie die Schlosskinder der Familie Klöckner, die in den 50er Jahren dort wohnte und sich 2021 im Schloss traf, und natürlich die heutigen Bewohner - die Fledermäuse - haben wie auch die Bundeswehr selbst einen Aufsteller bekommen.

Gekrönt werden die Aufsteller mit besonderen Ausstellungsstücken, wie einem Gerichtsbuch aus Bonnland aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Oder einem Brief von Emilie, Tochter von Friedrich Schiller , den sie frisch verheiratet schrieb. Und auch eine kleine Radierung von Ludwig von Gleichen-Rußwurm wird gezeigt. Wenn es klappt, möchte Museumsleiterin Böck zudem eine Fahrt für Interessierte zum Schloss organisieren. Doch das denkmalgeschützte Gebäude werde gerade saniert, deshalb müsse man erst die Bauarbeiten abwarten, bevor diese Planung ins Detail gehen kann, so Joa.

Drei Sonderausstellungen

Eröffnet wird die Ausstellung für geladene Gäste im Hammelburger Museum coronabedingt an zwei Terminen, nämlich am 6. und 7. April, jeweils um 19 Uhr. Danach können sie alle Interessierte zu den üblichen Öffnungszeiten bis 29. Mai dort sehen. Sonntags wollen Böck und Joa im Wechsel Einführungen dazu geben. Und danach zieht die Ausstellung weiter in den Lichthof des Landratsamtes Bad Kissingen.

Im Hammelburger Museum geht es derweil weiter mit einem Vortrag von Prof. Dr. Katrin Kogman-Appel (Münster) über Jüdische Handschriften aus Franken am Donnerstag, 28. April, um 19.30 Uhr. Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Bad Kissingen stellt die Referentin den Hammelburger Machsor, ein reich illustriertes Gebetbuch, in einen größeren Kontext.

"Mehr als Steine - Synagogen in Unterfranken" heißt die zweite Sonderausstellung im Jahr 2022, die am Freitag, 3. Juni, um 19 Uhr von Cornelia Berger-Dittscheid eröffnet wird. Die Ausstellung des Würzburger Staatsarchivs wird dem Landkreis angepasst - zum Beispiel wird es Genisafunde (verbrauchte jüdische liturgische Schriften, die manchmal zur Aufbewahrung in einen Hohlraum vermauert waren) aus Westheim und eine Synagogenordnung geben - und dann im Rahmen der Kulturtage in Hammelburg (bis 30. Juni), Münnerstadt, Bad Brückenau und Bad Kissingen zu sehen sein.

Zum Internationalen Museumstag am 15. Mai heißt das Thema "Museum mit Freude entdecken". Geplant sind verschiedene Aktionen. Unter anderem zeigt ein Handpuppentheater das Stück "Der Baron von Schloß Greifenstein", das Carolin Sell eigens geschrieben hat.

Kunst und Schoppen vereint

"Angeschwemmt" heißt die dritte Sonderausstellung in diesem Jahr. Die Kunstausstellung wird in Zusammenarbeit mit der Künstlergruppe "kunstVereint" von 30. Juli bis 11. September im Museum und auch auf der Museumsinsel gezeigt. Zu allen Ausstellungen sind Begleitprogramme geplant, wie zum Beispiel Künstlergespräche.

Den lang ersehnten Brückenschoppen gibt es wieder am Freitag, 22. Juli in Kooperation mit dem Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege Hammelburg . Wenn möglich soll es danach weitere Termine geben. Außerdem sind Aktionen am 25. Mai zum "Tag des Weins" und am 16. Oktober zum "Welttag des Brotes" geplant.

Zur Info:

Geöffnet ist das Hammelburger Museum dienstags, mittwochs und freitags jeweils von 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 10 bis 14 Uhr sowie samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr. Infos unter www.museum-hammelburg.de , Tel.: 09732/78 24 48 oder in der Tourist-Information, Tel.: 09732/ 90 24 30.

Christoph Joa betreut die Regionalausstellung des Dienstleistungszentrums der Bundeswehr , die auf beeindruckende Weise alle Bereiche der Bundeswehr zeigt. Der Besuch ist nach Anmeldung unter Tel.: 09732/784 35 01 kostenlos möglich, auch abends und am Wochenende. Führungen gibt es für Einzelpersonen. Das Angebot wird aber auch von Schulklassen gerne genutzt. Mehr Infos unter www.iudbw.de/regionalausstellung-hammelburg

 
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