
Ein Millionenpublikum fiebert aktuell bei der Darts-WM in London mit. Das große Turnier ist für viele ganz weit weg, aber in der Stammkneipe in der Eschenthalstraße unendlich nah. "Gegen Jahresende boomt der Sport auch bei uns", weiß Wirtin Sandra Nürnberger. "Wir spüren seit Jahren steigendes Interesse", freut sie sich.
So wie dieser Tage beim Weihnachtsturnier, bei dem gut 40 Spielerinnen und Spieler ihre Kräfte maßen. "Mitmachen kann jeder", wirbt Turniersieger Julian Meder für seinen Sport. Die Einstiegshürden für das gesellige Spiel sind niedrig. Aber man darf sich nicht täuschen: Die Anforderungen für einen Spitzenplatz selbst in so einem eher kleinen Turnier sind alles andere als banal.
Turnier mit 40 Teilnehmern
Wie bei den Matches der Idole in London ging es auch im Skyline richtig zur Sache. Doch die parallel laufende Fernsehübertragung von dort mit dem aussichtsreichen Deutschen Gabriel Clemens geriet über weite Strecken glatt zur Nebensache. Neun Stunden zog sich das Turnier im Skyline hin, von der Gruppenphase der Teilnehmer bis zu den Endspielen. Gegen 3.30 Uhr stand Meder als Sieger fest.
Bis in die Nacht hochkonzentriert
"Ich bin gegen Ende immer besser geworden", beschreibt Meder im Gespräch mit dieser Redaktion sein Erfolgsrezept. Bis spät in die Nacht blieb er hochkonzentriert. Seit acht Jahren trainiert Meder mehrmals in der Woche für solche Erfolgsmomente.
Gleichgesinnte zu finden, ist beim Darts nicht schwer. Hauptsächlich braucht es Geselligkeit. Die bringt auch Andreas Faulstich in Skyline mit. Er ist bereits seit 20 Jahren engagiert dabei. Gemeinsam mit Julian Meder und sieben weiteren Mitspielern bildet er eine Mannschaft. Die "Skywalker" fahren für Rundenkämpfe in der Bezirksliga auch nach auswärts.
Spontaneität zählt
Was in dem Sport fast noch mehr als diese Verpflichtung in der Mannschaft zählt, ist Spontaneität. Manchmal verabreden sich der 35-Jährige und der 58-Jährige über die Rundenspiele hinaus spontan für ein Match. Wegen der sieben dort aufgestellten Dartautomaten hat das Skyline in der Dart-Szene einen guten Ruf bis nach Schweinfurt und Würzburg. Trainiert wird oft mehrmals die Woche überwiegend daheim.
Auffallend sind im dem Bistro die vielen Pokale auf den Dartautomaten. Errungen haben die stattliche Sammlung neben den "Skywalkern" weitere drei Hobbymannschaften, die ihren Hauptsitz in der Eschenthalstraße haben. Gespielt wird relativ zwanglos ohne Vereinsstruktur, aber in diversen Ligen von der C-Klasse bis zur Bundesliga.
Weite Fahrstrecken
Auch nach weit oben waren die "Skywalker" schon einmal vorgedrungen, haben sich aber dann wieder zurückzogen. "Die Fahrtstrecken waren einfach zu weit", so Skyline-Wirtin Sandra Nürnberger. Sie ist auch in der Mannschaft gemeldet, kommt aber wegen der Arbeit hinter dem Tresen kaum mehr zum Spielen.

Mindestens vier Spieler müssen je Spieltag, jeweils samstags, aufgeboten werden. "Man kennt die Mannschaften. Man weiß, auf wen man trifft", beschreibt Andreas Faulstich die wohlwollende Atmosphäre. Darts ist schließlich ein Sport "für jede Körperstatur und jedes Alter", schwärmt der Spieler.
Alternative zu Computerspielen
Der Beschäftigung mit den Wurfpfeilen schreibt er allerhand Vorzüge zu: Von der Schärfung von Körperbewusstsein und Gleichgewichtssinn bis zur Konzentration und der Optimierung des Kopfrechnens beim Berechnen der Spielstände. Gerade für junge Menschen sei der Sport ideal, "um sie von den Computerspielen wegzubekommen", erklärt Faulstich.
Und erschwinglich sei das Ganze auch. Von 20 bis 200 Euro sei man mit einem Set von drei Dartpfeilen aussichtsreich dabei. "Das ist alles eine Frage der Gewohnheit", sagt der Hammelburger Weihnachtsturniersieger Julian Meder. Er selbst hat mehrere Pfeile-Sets: "Zum Experimentieren", wie er sagt.
Viele der WM-Teilnehmer spielen natürlich in einer ganz anderen Welt. Etwa 32 davon seien Profis, die nichts anderes machen, als Darts zu spielen. Vor allem die Kontinuität ist auf dem Weg zur Weltmeisterschaft wichtig. Dazu macht Andreas Faulstich eine Rechnung auf. Während die Hammelburger je Satz mit drei Pfeilen im Schnitt 60 Punkte erzielen, seien es bei den WM-Teilnehmern im Schnitt 90.
Außenseiter weckt Sehnsüchte
Doch die Kneipensportler fiebern aktuell bei einem aussichtsreichen Außenseiter mit. Aktuell mischt der schottische Feuerwehrmann Alan Soutar das Teilnehmerfeld bei der WM in London auf. Er hat sogar den Titelverteidiger aus dem Rennen geworfen. Der Quereinsteiger weckt im Skyline Sehnsüchte.

"Da mal mitzumachen", wäre schon ein Traum", schwärmt Julian Meder über die WM. Aber die erforderliche Teilnahme an zeitintensiven Qualifikationsturnieren in deutschen Großstädten komme auch wegen der Entfernungen kaum in Frage. "Das macht man ja nur, wenn man sich auch Chancen ausrechnet", zeigt sich Meder realistisch.
Überschaubare Preisgelder bei kleinen Turnieren
Über die Popularität ihres Sportes zur WM freuen sich die Gäste im Skyline, auch wenn der Hype um Millionengagen und Fernsehrechte nicht nur Freunde hat. Beim Weihnachtsturniert gab es finanziell wenig zu holen. Je nach Spielregeln erhalten die vier besten Spieler bei so kleinen Wettbewerben, gestaffelt nach Platzierung, zwischen zehn und 60 Prozent der eingesammelten Startgelder von rund zehn Euro je Starter.
Mehr als die Rechnung des Abends ist da als Gewinner kaum drin. Aber begeisterte Dartspieler sind sich abseits des TV-Trubels ohnehin einig: Der Spaß beim Selberspielen unter Gleichgesinnten ist sowieso unbezahlbar.