Die Liste der Hausaufgaben für das Gedeihen der Saalestadt ist lang. Schwarz auf weiß hält ein 145-seitiges Entwicklungskonzept wünschenswerte Projekte fest. Insgesamt 770 Menschen haben an der Ideensammlung bei Straßenbefragungen, in Workshops und bei Expertengesprächen mitgemacht.
Diplom-Ingenieurin Gabriele Ostertag von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA, München) stellte das Werk dem Stadtrat bei einer kurzen Präsentation vor. Es umreißt eine Reihe von abstrakten, aber auch konkreteren Zielen zur städtebaulichen Entwicklung. Sie reichen von der Gewinnung von Investoren, über die Immobilienverwertung, Verkehrsverringerung, Reduzierung des Flächenverbrauchs bis hin zur Erlebnisorientierung für Touristen und Einheimische. Anhaltspunkte gibt es auch für das künftige Wohnen, Arbeiten und die medizinische Infrastruktur.
Lücken in der Gastonomie
Dabei zeigt die Analyse Risiken auf, wie etwa einen Bedeutungsverlust des Gesamtstandortes samt Leerständen in der Innenstadt. Als Stärke bewertet die Expertise die Rolle der Stadt als wichtiger Entwicklungspol im Süden des Landkreises und die Altstadt mit Flair. Kritisch erwähnt werden dagegen die "nicht mehr marktgängigen Verkaufsflächenpotenziale in der Innenstadt, die fehlende Nahversorgung sowie die fehlende Gastronomie". Zudem seien die Magnetbetriebe rückläufig und die Auffindbarkeit lokaler Anbieter im Internet lasse zu wünschen übrig, heißt es dort.
Chancen böten sich der Stadt als Standort der Musikakademie und der Bundeswehr, aber auch durch das Flächenpotenzial angesichts der Leerstände in der Altstadt. Zudem gebe es touristische Vermarktungsmöglichkeiten in Bezug auf Schloss Saaleck. In diesem Zusammenhang werden auch das Freizeitangebot und die Rolle als Schulstadt gewürdigt.
Abwanderung junger Arbeitskräfte droht
Aber als Wirtschaftsstandort bestehe für die Stadt das Risiko der Abwanderung junger Arbeitskräfte mangels Wohnraum- und Baulandangeboten sowie mangels Gewerbeflächen. Außerdem drohe eine weitere Ausdünnung der medizinischen Versorgung, heißt es weiter.
Unterm Strich beschreibt die Liste 86 Hausaufgaben, so Gabriele Ostertag. Enthalten sind der Wunsch nach einer neuen Sanierungssatzung mit aktueller Untersuchung für die Altstadt, dem Erlass einer neuen Gestaltungssatzung für Bauvorhaben und der Schaffung eines öffentlich-privaten Projektfonds. Geboten werde müsse bezahlbarer Wohnraum mit generationenübergreifenden Wohnformen. Stärker soll unter anderem die Bundeswehr in die Wirtschaft eingebunden werden, sowie die Gastronomie optimiert werden.
Flächenpotenziale für das Gewerbe prüfen
Kurzfristig soll laut GMA die Entwicklungsmöglichkeit von Gewerbe auch mit Blick auf das Flächenangebot untersucht werden. Dies vor allem mit Blick auf Ausweisung von Hochstein Süd zwischen E-Center und Umgehungstraße. Die Kosten für solch eine Expertise setzt die GMA mit bis zu 15.000 Euro an.
Auch analysiert werden soll die Einbeziehung des städtischen Bauhofs (ehemalige Ziegelei Paul) und des Geländes der ehemaligen Brauerei Salch in das Gebiet der Altstadtsanierung.
Warmuth dämpft zu hohe Erwartungen
"Wer soll das alles leisten?", hinterfragte Stadtrat Reimar Glückler den praktischen Nutzen der teuren Untersuchung, unter anderem mit Blick auf Verbesserungen in der Gastronomie in der Altstadt. Die Vielfalt dort sei arg bescheiden.
Bürgermeister Armin Warmuth dämpfte zu große Erwartungen bei der Umsetzung der Studie. Verbesserungen in den aufgezeigten Problembereichen seien wünschenswert, könnten aber nur nach Haushaltslage angegangen werden. Rita Schaupp wies drauf hin, dass das ISEK für die Beantragung von Fördermitteln unverzichtbar ist.
Gabriele Ostertag verwies auf die Zahl der verwirklichten Projekte des vorhergegangenen ISEK . Von 58 Maßnahmen seien 27 umgesetzt, 15 zurückgestellt und 12 zum Teil angefangen worden. Bei der Umsetzung liege man gar nicht so schlecht, pflichtete Patrick Bindrum bei. Gabriele Ostertag regte an, nach Ablauf des ISEK 2023 zu evaluieren, welche Maßnahmen erfolgreich umgesetzt wurden.