Die pure Verführung auf dem Viehmarkt, die sich nur alle zwei Jahre sehen lässt, heißt Naschmarkt. Sie lässt die Zunge über die Lippen lecken und das Wasser im Munde zusammenlaufen. Verlockend, anregend, schon fast provozierend im Zuckerrock mit Sahnehäubchen, unwiderstehlich - einfach sweet.
Da leisteten die "kulturbunt"-Damen, Ideengeber und Organisatoren, mal wieder ganze Arbeit. Die Naschmarkt-Ausgabe 2.0 war augenscheinlich für das Publikum noch anziehender als die Premiere von 2017 - dank eines herrlichen Vorsommertags, der morgens noch Zweifel aufkommen ließ. Hätte es geregnet, wären die süßen Versuchungen ins Wasser gefallen.
Eine Stunde nach Eröffnung glich der Viehmarkt einem bunt-vielfältigen Jahrmarkt bei dem die Besucher die Qual der Wahl hatten. Erdbeer-Törtchen oder doch lieber Himbeertorte?! Mehr als 20 Kuchen und Torten - von den kulturbunt- Damen gefertigt - gingen weg wie warme Semmeln, aber mundeten sehr viel besser. Karies hin und Pfunde her, Desserts, Pancakes, hausgemachte Pralinen und sogar Kaiserschmarrn von Ina Glaser verfehlten ebenfalls ihre Wirkung nicht. Zum Mitnehmen gab es leckere Apfel-Quitte-, Kirsch-Holunder-Marmeladen oder Rhabarber-Mus und Fruchtsäfte nach Omas Rezept.
Selber Honig schleudern
Als Magnet, besonders für junge Besucher, entpuppte sich die gläserne Honig-Schleuder der Untererthaler Imkerei-Familie Seufert. Hier durfte, wer wollte, seinen Honig durch Drehen an der Kurbel selbst "herstellen". Dazu passten die Produkte des "Springerle"-Punkt, eine traditionelle Plätzchen-Rezeptur aus spezieller Teigmasse, mit eingedrückten Mustern und Figuren, die Springerle genannt werden, wie Beate Scharf erklärte. Einmal mehr bewährte sich die Außenbestuhlung der "Wirtschaft am Viehmarkt", die sich ebenfalls mit fränkischen Bieren und Schmankerln dem Genießer-Markt anschloss. Selbstredend präsentierten die Standinhaber auch eine breite Getränkepalette. Neben Kaffee und erlesenen Teesorten des "Sasch" und des "Weltladens" und den heimischen Weinen vom Verein der Museums- und Denkmalfreunde kredenzten Experimentierfreudige ihre süffig-edlen Erzeugnisse.
Amerikanisches Craft-Bier aus dem "Libertus" im Untererthaler "Goldenen Kreuz" und die Rhön-Whiskys der Familie Zeitz aus Diebach, destilliert aus Weizen , Roggen oder sogar Dinkel fanden immer wieder neugierige Besucher, die die Verkäufer auf Wunsch auch über ihre Kunst informierten. Das nächste Whisky-Tasting auf dem Diebacher "Sturmiushof" ist übrigens am Pfingstsamstag um 19 Uhr.
Schlecken und toben
Kinder hielt es nicht langen an den hübsch hergerichteten Picknick-Tischen. Dafür gab es viel zu viel zu sehen und zu versuchen. Ein Eis lutschen bei der mobilen "Eis-Anna", einen Luftballon abholen bei der Europa Union, die für die Wahlen warb oder im Rundbrunnen strampeln in dem auch eine Barbie-Puppe das Schwimmen lernte, war ganz nach dem Geschmack der Jüngsten.
Die Erwachsenen frönten derweil den Kuchen und Schmankerln und lauschten den Klängen von Thadeus Folwarcnys "Jazz-Light" und Melvin Becks Gesang zur Gitarre. Eine "runde Sache" also, die sich nicht nur durch den Besucherzustrom ausdrückte, sondern auch in begeisterten Kommentaren, etwa "das ist ja fast wie auf Malle" oder "seit langem die beste Idee für die Nutzung des Viehmarkts". Dankbarkeit für das etwas andere Angebot meint wohl die Bemerkung eine Besuchers: "Endlich mal keine Bratwurscht und Steaks."