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Hammelburg
Hammelburg: So haben die Leute früher gekocht
Das Frobenius-Gymnasium bietet begabten Schülern aus der Region Main-Rhön einen besonderen Geschichtskurs an. Dabei wird nicht nur Sahne geschlagen.
Amelie (links) und Johannes aus dem Frobenius-Gymnasium in Hammelburg schlagen Sahne zu Butter.       -  Amelie (links) und Johannes aus dem Frobenius-Gymnasium in Hammelburg schlagen Sahne zu Butter.
Foto: Milena Meder | Amelie (links) und Johannes aus dem Frobenius-Gymnasium in Hammelburg schlagen Sahne zu Butter.
Milena Meder
 |  aktualisiert: 11.07.2024 17:05 Uhr

Lebensmittel kauften die Menschen damals nicht einfach im Supermarkt. Alles musste eigenständig angebaut, geerntet und weiterverarbeitet werden. Egal ob Brot, Butter oder Getreidebrei, die Menschen mussten ihre Nahrungsmittel selbst herstellen.

Wie das geht, lernten sieben Schüler des Enrichment-Kurses „Geschichte (be-)greifen – Experimentelle Archäologie“, den das Frobenius-Gymnasium Hammelburg mit der Main-Rhön-Akademie ausrichtet, im Museum Herrenmühle. Für die Schule ist das Kursangebot kein Muss. Geschichtslehrer Dr. Bernd Schlereth ist das Thema allerdings ein Anliegen.

Aus Sahne wird Butter

Die Schüler waschen die Butter.       -  Die Schüler waschen die Butter.
Foto: Milena Meder | Die Schüler waschen die Butter.

„Die Menschen mussten damals mit dem arbeiten, was sie vorgefunden haben und darauf bauen wir noch heute auf“, sagt er. Die Getreidepflanzen wurden gemahlen und daraus nahrhafter Brei oder Brot gemacht. Sahne wurde zu Butter geschlagen, gewaschen und geformt.

Das Besondere: Im Hammelburger Museum konnten die Schüler all das auch in der Praxis ausprobieren. „Das Museum Herrenmühle deckt das Thema mit seinem Schwerpunkt Brot und Wein perfekt ab“, freut sich der Lehrer über die Zusammenarbeit. Geplant war die Kooperation bereits in der ersten Kursrunde vor drei Jahren, durch Corona seien die Arbeit mit externen Anbietern allerdings nur schwer möglich gewesen.

Zwei Schüler aus dem Landkreis

Da durch das Kursangebot der Akademie vor allem begabte Schüler aus dem nördlichen Regierungsbezirk Unterfranken gefördert werden sollen, sind nicht nur Teilnehmer aus dem Landkreis dabei.

Die Buttermilch wird mithilfe eines Siebes von der fertigen Butter getrennt.       -  Die Buttermilch wird mithilfe eines Siebes von der fertigen Butter getrennt.
Foto: Milena Meder | Die Buttermilch wird mithilfe eines Siebes von der fertigen Butter getrennt.

Vom Frobenius-Gymnasium in Hammelburg haben sich zwei Schüler angemeldet. Johannes aus der neunten Klasse freut sich über die zusätzliche Lernmöglichkeit: „Ich habe mich angemeldet, weil ich es schön finde, auch mal was Praktisches machen zu können.“ Die Kurszeiten am Wochenende stören ihn nicht. „Ich finde es interessant, weil man erfährt wie die Menschen damals gelebt haben“, bestätigt auch Amelie aus der achten Klasse.

Auch am Wochenende Kurszeiten

Für das Programm vorgeschlagen wurden die Mädchen und Jungs von ihren Klassenlehrern . „Die Schüler bekommen so die Chance, sich Kompetenzen über den Lehrplan hinaus anzueignen.“

An sieben Wochenenden im Jahr, jeweils Freitag und Samstag, haben die Kursteilnehmer die Möglichkeit, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden, indem sie alle gelernten Inhalte auch mit den eigenen Händen anfassen und ausprobieren können. „In der Schule wird vor allem kognitiv gelernt und nicht so viel haptisch“, erzählt Schlereth.

Die fertige Butter wird in die Form gefüllt.       -  Die fertige Butter wird in die Form gefüllt.
Foto: Milena Meder | Die fertige Butter wird in die Form gefüllt.

Verschiedene Schwerpunkte

Den Schwerpunkt hat er bei jedem Termin anders gelegt, das Über-Thema Experimentelle Archäologie bleibe allerdings das ganze Schuljahr über gleich.

Bedeutet: Die Schüler des Hammelburger Enrichment-Kurses beschäftigten sich nicht nur mit der Herstellung von Lebensmitteln, sondern auch mit Themen wie Steinwerkzeuge, Feuer schlagen und bohren, Tongefäße brennen, Körbe flechten sowie Licht- und Wärmequellen. Dabei stehe immer auch der handwerkliche Aspekt mit im Fokus.

Die alte Kornmühle       -  Die alte Kornmühle
Foto: Milena Meder | Die alte Kornmühle

Die genauen Themenschwerpunkte verändern sich allerdings von Jahr zu Jahr, denn Schlereth stimme sich immer mit den Teilnehmern ab und passe seinen Kurs an deren Interessen an. „In der Schule geht es ja eher um den großen geschichtlichen Zusammenhang. Hier lernen die Schüler auch die Regionalgeschichte näher kennen“, sagt der Lehrer.

Kleine Gruppe ist von Vorteil

Der verpasste Schulstoff müsse eigenständig nachgeholt werden. „Ich bin begeistert, wie interessiert und aktiv die Schüler mitmachen.“ Negative Auswirkungen durch den Unterrichtsausfall seien ihm nicht bekannt, eher das Gegenteil ist der Fall. „Die Schüler nehmen unglaublich viel Neues mit.“

Der Fladenteig ist fertig und kann gebacken werden.       -  Der Fladenteig ist fertig und kann gebacken werden.
Foto: Milena Meder | Der Fladenteig ist fertig und kann gebacken werden.

Und: Auch Schlereth nehme bei jeder Kursrunde viel mit. „Ich habe mich dafür entschieden, den Kurs anzubieten, weil mich das Thema selbst auch interessiert.“ Im Gymnasium unterrichtet er Geschichte, Deutsch, Politik und Ethik.

Jeder kann ausprobieren

Die kleine Teilnehmerzahl stört ihn nicht. Auch Museumsleiterin Elfriede Böck sieht das positiv: „Eine kleinere Gruppe ist schön, da kann dann jeder Mal anfassen und selber ausprobieren.“ Nur so würden die Schüler das gelernte mit allen Sinnen erleben.

 

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