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Hammelburg prägte den Merck-Manager
Steile Karriere begann am Frobenius-Gymnasium Merck-Familie hat Wurzeln in der Weinstadt
International unterwegs: Stefan Oschmann koordiniert Medizinprojekte in vielen Ländern.MERCK/WOLFGANG DÜNNEBIER
Foto: Fotos: | International unterwegs: Stefan Oschmann koordiniert Medizinprojekte in vielen Ländern.MERCK/WOLFGANG DÜNNEBIER
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 22.12.2015 14:40 Uhr

Mit Privatem geizt Dr. Stefan Oschmann gewöhnlich in der Öffentlichkeit. Der Spitzenmanager ist seit 2011 in der Geschäftsführung des Weltkonzerns Merck für die Pharma-Geschäftsfelder zuständig. Damit steht er für 56 Prozent des Gesamtumsatzes in der Verantwortung.

Was die wenigsten wissen: Oschmann ist in Hammelburg geboren und fühlt sich mit dem Saaletal verbunden. Auf Wunsch der Main-Post nimmt er sich knapp eine Stunde Zeit, um auf Schloss Saaleck über seinen Werdegang zu sprechen. Nach dem Abitur 1976 am Frobenius-Gymnasium begann seine steile Karriere.

Überraschend ist auch eine zweite Parallele zwischen Hammelburg und dem Pharmariesen Merck. Sie reicht viel weiter zurück. Der Großvater des Firmengründers stammt aus der Saalestadt. Im Darmstädter Merck-Archiv schlummert eine Hammelburger Chronik von Georg Horn aus dem 16. Jahrhundert. Oschmann hätte sie gerne zu dem Treffen mitgebracht. Doch das Unikat ist für den Transport nach Hammelburg zu kostbar.

Klar ist: Im Merck'schen Traditionsbewusstsein hat die Saalestadt einen festen Platz. Auch in der 13. Generation ist das Unternehmen noch zu 70 Prozent im Familienbesitz. Mitglieder der Familien-Dynastie waren natürlich schon zu Besuch in Hammelburg, berichtet Oschmann.

Seine eigene Beziehung nach hier ist viel intensiver. „Die Jugendjahre prägen einen doch“, sagt er. „Ich denke oft an Hammelburg.“ Gelegentlich ist der 57-Jährige zu Besuch. Seine Mutter Gertraud lebt im Altersheim, Vater Jörg starb 2013.

Schon davor sei es ein „bittersüßes Erleben“ gewesen, auf den Jugendspuren zu wandeln und sich dabei der Vergänglichkeit bewusst zu werden, so der Manager. „Von meinem Jahrgang sind leider alle weg“, bedauert Oschmann. Zum 25. Abiturjubiläum gab es noch ein Treffen, danach habe sich diese Anbindung verlaufen.

Nach dem Studium der Tiermedizin in München und den Vereinigten Staaten arbeitete Oschmann für die Forschung in verschiedenen Ländern. Dann für die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) und die Vereinten Nationen.

„Das war mir dann zu politisch“, begründet er seinen Schritt zurück in die Wirtschaft. Auch familiär ist er international aufgestellt. Seine Frau stammt aus dem Iran, Sohn und Tochter haben zum Teil im Ausland studiert.

21 Jahre arbeitete er bei MSD (Merck Sharp und Dome) – ein Unternehmen, das seit 1917 gänzlich unabhängig von Merck ist. Erst bei seinem Wechsel vor drei Jahren zu Merck nach Darmstadt habe ihn jemand auf die früheren Bezüge von Merck zu Hammelburg angesprochen.„Das ist doch ein witziger Zufall“, schmunzelt er heute über Mercks und seine Bindungen zu Hammelburg.

Sein Wechsel 2011 nach Hessen sorgte für positives Echo in der Branche. „Big Pharma kommt nach Darmstadt“, titelte beispielsweise das Manager-Magazin. Die Erwartungen haben sich wohl erfüllt. Oschmann hat die Pharmageschäfte von Merck erfolgreich umgebaut und plant Zukäufe.

Für die Koordination von Pharmaprojekten ist der Geschäftsführer weltweit unterwegs. „Ich habe bei Merck einen echten Traumjob, auch wenn ich dafür viel unterwegs bin“, beschreibt er seine Rolle.

Zur Medizin kam er über seinen Vater. Den geschätzten Tierarzt hat er als Jugendlicher öfters bei seinen Fahrten im Hammelburger Raum begleitet.

Auch mit der Kommunalpolitik kam er so auf Tuchfühlung. Vater Oschmann war im Christlichen Bürgerblock engagiert und der letzte Hammelburger Landrat vor der Gebietsreform 1972.

„Natürlich wurde bei uns daheim viel diskutiert“, erinnert sich Stefan Oschmann. Es war eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Auch in der Schule gab es rege Kontroversen. „Ich war eher ein unbequemer Schüler“, erinnert er sich an den Religionsunterricht bei Anton Schlembach, dem späteren Bischof von Speyer. Er habe aber auch viel Positives mitgenommen. Manche lerne man eben erst später schätzen.

Etwa den Musikunterricht mit Bernhard Meyerthaler, an dessen Musikverständnis sich vortrefflich reiben ließ. Wenn er heute in ein Konzert gehe, sei er dankbar, so früh mit der Klassik konfrontiert worden zu sein, räumt Oschmann ein.

Musikgenuss ist eine Leidenschaft geblieben. Wie schon in den wilden Jahren. Zum Tanzen ging es in die Diskothek „Eisdiele“ in der Bahnhofstraße mit ihrer Rockmusik. Durch die Präsenz von US-Soldaten herrschte dort reges Nachtleben. „Wir sind schon mit 13 ausgegangen“, verrät der Manager augenzwinkernd. Es war eben eine andere Zeit.

Heute ist Oschmann dankbar, dass er den medizinischen Fortschritt mitgestalten darf. Seine jüngere Schwester Eva-Maria starb an Leukämie. „Das wäre heute sehr wahrscheinlich heilbar“, sagt er nachdenklich.

Bei der Bekämpfung anderer Krankheiten stünden Durchbrüche bevor. Oschmann nennt Krebs. Kritik am Gewinnstreben der Pharmaindustrie lässt er nicht gelten. In der Vergangenheit seien in der Industrie sicher auch Fehler gemacht worden. Aber: „Wir sind schon viel transparenter geworden und geben schon immer viel Geld für die Forschung aus.“

Gegen das Leid engagiert sich Oschmann in prominenter Runde. Dazu traf er sich auch schon mit Bill Gates. Erklärtes Ziel der „Bill and Melinda Gates Foundation“ ist es, besonders tückische Krankheiten auszurotten. Darunter auch zehn Tropenkrankheiten. Oschmann ist Pate im Kampf gegen eine dieser Geiseln. Billharziose. Gegen diese Wurmkrankheit gibt es eine Behandlungsoption von Merck. Bevor Oschmann an Ruhestand denkt, soll sie nicht mehr auftreten. Seit einigen Jahren spendet Merck die Medikamente an die Weltgesundheitsorganisation WHO, die sie wiederum in Teilen Afrikas an die Bevölkerung verteilt.

Wie erholt man sich von dem bewegten Leben auch zwischen den Wohnorten München und Darmstadt? „Bei meinem strukturierten Leben bleibt mir nur wenig Zeit“, sagt der Manager. Einst suchte er Ausgleich beim DJK-Volleyball. „Mit mäßigem Erfolg in der dritten Mannschaft“, fügt er lächelnd an.

Heute widmet er sich in der knappen Freizeit der Pferdezucht und hört gerne Musik. Wichtig sei es, das kleine Glück nicht aus den Augen zu verlieren. Manchmal versetzt er sich in Gedanken zurück in den Wald bei Hetzlos. Dort begleitete er seinen Vater ab und zu bei der Jagd.

Und was ist Oschmanns Geheimnis für eine erfolgreiche Managerkarriere? „Das hat sich alles schrittweise ergeben“, übt er sich in Bescheidenheit. Wichtig sei es, das zu tun, was man sich wünscht. „Nur mit etwas, was man mit Liebe macht, kann man wirklich erfolgreich sein“, ist der frühere Hammelburger überzeugt.

 
 
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  • E. B.
    ging erst mal von Hammelburg ins evangelische Schweinfurt. So haben ich das mal in Schweinfurt gehört.
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