
Mit Achim Bogdahn hatte sich „kulturbunt“ einen illustren Gast in die Müller’sche Weintenne eingeladen. Der Typ, der als Moderator im Bayerischen Rundfunk seine Brötchen verdient, hatte sich auf eine Deutschlandreise der besonderen Art begeben. Eigentlich kein Wanderer oder gar Bergsteiger nahm er sich vor, in jedem Bundesland den höchsten Berggipfel zu besteigen.
Daraus entstand ein Buch. Ein buntes Konglomerat aus Geschichten, Begegnungen und Abenteuern, die er erlebte, Mit dem Titel „Unter den Wolken“ – im Gegensatz zu Reinhard Mays Hochgefühl „Über den Wolken“ – blieb Bogdahn auch in höheren Lagen bodenständig. Und seine Fortbewegungsmittel waren keine Flugzeuge, sondern die Deutsche Bahn und Schusters Rappen.

Rund 100 Zuhörer fanden sich in der Weintenne ein, wo ein künstlicher Storch den Platz des Vortragenden einnahm. Die lebensgroße Kopie stammte von einem Händler, und ist ein Geschenk für das Versprechen, dass Adebar bei jeder Lesung dabei ist. Und die Lesung in der urgemütlichen Gastronomie war immerhin schon der 110. Vortrag des „Mannes mit dem Radiogesicht“, wie er sich selbst scherzhaft nannte.
Ein ganz wichtiger Aspekt durfte in seiner Vorstellung nicht fehlen – „die 60er“. Gemeint waren die Münchner Bayern-Rivalen vom Fußballklub 1860 München , denen – in der 3. Liga spielend und aktuell auf dem vorletzten Tabellenplatz stehend – der Buchautor trotzig die Treue hält. Das ist so ähnlich wie mit den Fans der „Clubberer“ die allerdings in der 2. Bundesliga im Tabellen-Mittelfeld platziert sind.
Wie kommt man auf die Idee, den höchsten Berg in jedem deutschen Bundesland zu erklimmen? Nun, Auge und Ohr am Volk zu haben, ein Schuss Abenteuerlust und neue Begegnungen tun einem, der tagtäglich tausende von Menschen mit Informationen und Stories versorgt, sicher gut in seinem Job. Im vorliegenden Fall reichten sie sogar für einen Buchband, der sich augenscheinlich gut verkaufen lässt.
Auf den Brocken und Bungsberg
Deutschland kann einiges an Berggipfeln vorweisen. Wie sieht’s aus mit der Zugspitze? Naja, da musste schon die Seilbahn unterstützend wirken. Den Harzer „Brocken“ ließ sich der Moderator aber nicht nehmen. Mit „Brocken-Benno“ an der Seite, der schon 8000 mal den Hexenberg bezwang, enterte er den legendären Gipfel – bei Schnee.
Einfacher war die „ Bergtour “ in der „Holsteinischen Schweiz“, deren höchste „Gebirgsspitze“ 168 Meter beträgt. Vom „Bungsberg“ aus kann man fast schon den Tower in London sehen.
Auf seiner Tingel-Tour lud sich der Münchner gerne bekannte Leute ein, die ihn zuweilen in der Region begleiten. In Bremen war es Henning Scherf , auf der Zugspitze Felix Neureuther . Doch wollte er auch die Menschen von unterwegs kennenlernen, beispielsweise im Zugabteil oder in den Dörfern, wo er bei „wildfremden“ Menschen nächtigte.
Auch durch die Rhön
Mit der Eisenbahn nach Fulda, querte der „Mountain-Freak“ auch die Rhön, eine menschenleere Gegend, wie er bekannte. Hier fiel ihm das Rhönrad ein, das ihm nicht begegnete. Dafür fand er die mit zahlreichen Bannern behängte Gersfelder Kirche. Was den Neugierigen in Unterfranken befremdete, waren die komischen Dorf- und Städtenamen wie etwa „Mürscht“ und „Neuscht“ oder auch „Fuscht“ und „Wirmsl“. Dennoch ist er überzeugt, dass Franken der Motor ist, der Bayern am Rollen hält.

Das Saarland ist für Bogdahn die „Katastrophengröße“. Denn wenn in den Medien eine Relation für eine Katastrophe gebraucht wird, ist es immer dieses Bundesland, das mit der Floskel „so groß wie das Saarland“ oder „größer als das Saarland“ herhalten muss. Der Sachsenbesuch war ein Lernprozess. Der Moderator war hier offensichtlich ein fleißiger Schüler, wie sein Eisenbahn-Sächsisch belegte.
Die locker-charmante und humorige Art, die der Autor bei seinem Auftritt bevorzugte, kam beim Publikum an. Und sie kam zur richtigen Zeit. Wer in den nächsten Wochen, mit einem Glas Wein in die Kuscheldecke gehüllt, Schmunzel-Literatur sucht, dem sei „Unter den Wolken“ von Achim Bogdahn empfohlen. Apropos Wein. Der sollte dem Autor schmecken, denn Kulturbunt-Vorsitzende Martina Bay überreichte ihm ein Weinkörbchen als Dankeschön.
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