Die Truppenübungsplätze Hammelburg und Wildflecken sind reich an Fledermäusen. "16 bis 18 von bundesweit 23 Arten gibt es hier", sagt Egon Schleicher auf Nachfrage. Das liegt unter anderem an dem Insektenreichtum des Geländes, berichtet der Leiter des Funktionsbereich Naturschutz am örtlichen Bundesforstamt. Diese Vielfalt hat ihre Gründe. "Seit über 125 Jahren wird hier nicht gespritzt und kaum gedüngt, weiß Schleicher.
Schon länger ist er mit seinem Team den Mopsfledermäusen als europäischer Fledermaus der Jahre 2020 und 2021 auf der Spur. Bei Hammelburg und Wildflecken läuft dazu ein Monitoring. Dort tauchen sie immer wieder in Fledermauskästen auf.
Der Brönnhof im Fokus
Doch im Rahmen eines bundesweiten Projektes zum Schutz und Förderung dieser Fledermausart weitet das Bundesforstamt seinen Blick auf den ehemaligen Übungsplatz Brönnhof bei Schweinfurt. Er gehört zum Nationalen Naturerbe und wird ebenfalls von Hammelburg aus betreut.
Die Bundesforst-Experten gehen davon aus, dass sie die Mopsfledermaus dort ebenfalls nachweisen können. Diesen bedrohten Säugetieren auf die Spur zu kommen, ist nicht so einfach. Nach dem Ende der Winterruhe suchen sie ihr Sommerquartier. Besonders beliebt: Stammrisse, Baumspalten und alte Bäume mit abstehender Rinde. Der Brönnhof ist als Lebensraum prädestiniert.
Wie die Tiere ihren Lebensraum nutzen, ist wenig bekannt. Um Klarheit darüber zu schaffen, ist das Forschungsprojekt insgesamt breit aufgestellt. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat dafür Bundesforstämter in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Hessen und Bayern eingeschaltet.
Schutzmaßnahmen werden erprobt
Durch die Forschung sollen nun das Wissen über die Verbreitung der Mopsfledermaus in den Wäldern Deutschlands vertieft und Schutzmaßnahmen erprobt werden. Das soll mithilfe des Einsatzes von Ruferfassungsgeräten, sogenannten Mini-Batcordern, gelingen. Wenn eine Mopsfledermaus zwischen Baumwipfeln und an Waldrändern Kleinschmetterlinge jagt und dabei ihren unverkennbaren Ortungslaut ausstößt, zeichnen ihn diese Geräte auf. "Die Aufstellung dieser Detektoren beginnt in Kürze", kündigt Egon Schleicher an.
Gelingt der Nachweis der seltenen Art in einem Gebiet, werden anschließend einzelne Tiere von den Forschern mit Netzen gefangen und mit einem Sender versehen. Damit lassen sich die Quartiere der Fledermäuse ausfindig machen. Anhand dieser Erkenntnisse untersuchen die Wissenschaftler die Raumnutzung und das Jagdverhalten der Mopsfledermaus.
Lebensräume vernetzen
Ziel ist es, die Lebensräume der Mopsfledermaus zu optimieren und zu vernetzen, um der Verantwortung Deutschlands für den Erhalt der Art gerecht zu werden. Ein zentraler Baustein hierbei ist eine naturnahe Waldbewirtschaftung mit geeigneten Baumstrukturen. Gedacht ist an eine enge Zusammenarbeit mit den öffentlichen wie privaten Waldeigentümern sowie der Forstwirtschaft.
Die Feldforschungsarbeiten bilden den ersten zentralen Baustein eines sechsjährigen Verbundprojekts von Stiftung Fledermaus, Naturstiftung David, Naturschutzbund sowie der Universität Greifswald im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Insgesamt sind daran Flächen in acht Bundesländern beteiligt. Gefördert wird das 5,4 Millionen Euro teure, bundesweite Projekt vom Bundesumweltministerium.
Das Bundesforstamt Reußenberg hat rund 50 Mitarbeiter. Drei davon speziell für den Naturschutz. Von hier aus betreut es rund 140 Flächen zwischen Aschaffenburg und Hof sowie zwischen Coburg und Fürth.