"Stündlich gehen Anträge auf Hilfsmittel der Regierung ein", sagt Markus Lingel als geschäftsführender Gesellschafter zu den Auswirkungen des aktuellen Ausnahmezustandes auf seine Bank. Auch die Präsentation des nach seiner Einschätzung erfreulichen Jahresergebnisses 2019 war durch die Corona-Krise geprägt. In einer Telefonkonferenz stellte er gemeinsam mit Andreas Maurer, dem Geschäftsführer am Bankensitz Hammelburg, die Zahlen vor.
Um die einsetzende Flut der Anträge auf Hilfsmittel zu bewältigen, stellt sich die Bank auf einen Zweischichtbetrieb ein. Insgesamt seien 13 Anschlüsse zur Kreditanstalt für Wiederaufbau geschaltet, um die Anträge rasch zu bearbeiten. Bei unverschuldeten Notlagen wolle man in die Vorfinanzierung gehen und mit Tilgungsaussetzungen großzügig umgehen.
Lingel hofft, dass es gelingt, binnen drei Tagen beantragte Gelder auszuzahlen. Er sieht die Banken in einer wichtigen Funktion, wenn es darum geht, allem voran den Mittelstand mit den von der Politik zugesicherten finanziellen Hilfen zu versorgen. „Wir setzen darauf, dass die Politik die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen schafft, unter anderem in Form von einhundertprozentigen Haftungsfreistellungen", sagt Lingel.
Neue Angebote für Privatanleger
Der geschäftsführende Gesellschafter sieht die Privatbank durch die Übernahme der Bank Schilling gut auf die aktuellen Anforderungen vorbereitet. So habe man das Jahresergebnis auf eine Bilanzsumme von 2,31 Milliarden Euro gesteigert. Insbesondere mit neuen Angeboten für Privatanleger will die Bank im laufenden Jahr weiter wachsen. Gerade der Bereich Vermögensverwaltung, ein Schwerpunkt der früheren Bank Schilling, soll in Zukunft ausgebaut werden.
Die Übernahme hat sich laut der vorgestellten Zahlen positiv auf die Bilanz der Bank ausgewirkt: Kundeneinlagen (1,91 Milliarden Euro) und Kreditvolumen (1,92) standen zum Abschluss des Jahres in einem ausgeglichenen Verhältnis. Während die frühere Merkur Bank ihre Stärken in der Finanzierung mittelständischer Unternehmen (insbesondere Bauträgerkunden und Leasinggesellschaften) hatte (Kreditvolumen ohne Bank Schilling 2019: 1,35 Mrd Euro), lag der Schwerpunkt der Aktivitäten der Bank Schilling auf dem Privatkundengeschäft. „Hier zeigt sich, dass sich unsere beiden Unternehmen inhaltlich und regional perfekt ergänzen", sagt Lingel.
"Stärken beider Häuser gebündelt"
Es sei gelungen, die Stärken beider Häuser zu bündeln. Sowohl die Finanzierung als auch das Anlagegeschäft hätten sich positiv entwickelt. Das Depotvolumen der Gesamtbank betrug zum Jahresabschluss 2,15 Mrd. Euro. Davon entfielen 435 Mio. Euro auf die frühere Merkur Bank, die damit das Volumen um 29,7 Prozent steigerte (2018: 337 Mio. Euro). In der Finanzierung der früheren Merkur Bank stand am Ende des Jahres ein Neugeschäftsvolumen von 1,39 Mrd. Euro (2018: 1,25 Mrd.). Ein weiterer positiver Effekt der Übernahme laut Lingel: Das Kreditportfolio ist deutlich gewachsen – von 1,15 Mrd. auf 1,92 Mrd. Euro. "Und damit deutlich diversifizierter aufgestellt als bisher", betont Lingel. Neben der sehr guten Ertragsentwicklung sei ein außerordentlicher Gewinn in Höhe von 23,3 Mio. Euro mit der Übernahme der Bank Schilling generiert worden.
Das Ergebnis verwendet die Merkur Privatbank zur Stärkung des Eigenkapitals, das nun 199,6 Mio. Euro beträgt (2018: 114,6 Mio.). Alle rund 250 Mitarbeiter in Hammelburg wurden übernommen. Auch künftig sollen alle Geschäftsbereiche erhalten bleiben. Insgesamt verfügt die Bank über 440 Mitarbeiter an 21 Standorten.