
Betreutes Wohnen mitten in der Altstadt von Hammelburg. Ein Traum, der durch den Umbau der früheren Volksschule und einer Erweiterung entlang der Stadtmauer hätte wahr werden können. 40 Plätze hatte die Stadt für das Gebäude in der Nähe des Marktplatzes vorgesehen. Ende vergangenen Jahres ist dieser Wunsch allerdings vorerst geplatzt.
Im November lehnte der Landesdenkmalrat das von der Stadt erarbeitete Konzept ab. „Das Vorhaben ist letztlich am Denkmalschutz gescheitert und wir müssen quasi von vorne anfangen“, verkündete Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) die schlechten Nachrichten.
Das war für die Volksschule Hammelburg vorgesehen
Geplant war es durch einen Umbau mit Sanierung und einer Erweiterung entlang der Stadtmauer etwas mehr als 40 Plätze für betreutes Wohnen entstehen zu lassen. „Es war uns ein Anliegen, dass wir mit dem prominenten Gebäude endlich mal was tun“, verdeutlichte der Bürgermeister damals.
Die Zahl der Plätze erklärte er so: „Es ist notwendig, dass eine entsprechende Anzahl zur Verfügung steht, um so ein Projekt überhaupt wirtschaftlich führen zu können.“

Da die frühere Volksschule bereits seit langer Zeit unter Denkmalschutz steht, hat die Stadt Brückner & Brückner Architekten aus Würzburg mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Um die bestmögliche Lösung für betreutes Wohnen in der Volksschule zu finden, haben sich die Architekten intensiv mit der Geschichte des Ortes und dem Gebäude auseinandergesetzt.
Durch die frühere Struktur der Schule würden sich die Innenräume grundsätzlich gut für Wohnungen eignen. Die wesentlichen Wände könnten erhalten bleiben. Auch Dachgeschoss und Keller seien noch in einem guten Zustand und deshalb mit angemessenem Aufwand weiter nutzbar.
Einschub eines zweiten Stockwerkes
Gewünscht waren zwischen 18 und 25 Einzelzimmer sowie 23 bis 30 Wohnungen für zwei Personen. Zusätzlich mit eingeplant haben die Architekten einen Speisesaal mit kleiner Küche, ein Gemeinschaftszimmer, einen Sport- und Technikraum sowie mehrere Abstellräume.
„Ohne die Bausubstanz zu erweitern, bekommen wir allerdings nur ungefähr 16 Wohnungen in das Gebäude“, betonte Stephanie Sauer, Partnerin bei Brückner & Brückner.

Durch den Einschub eines zweiten Stockwerkes wäre es möglich, die Anzahl zu erhöhen. „Wir würden die Decke zwischen Dach und erstem Obergeschoss herausnehmen und noch ein weiteres Geschoss hineinschieben“, erklärt sie.
Da die Decken im ersten Stock sehr hoch sind, wäre es möglich, einen Teil der jetzigen Raumhöhe für den zweiten Stock mitzunutzen. Bedeutet: Durch diese Idee würde sich das Gebäude lediglich um 1,50 Meter erhöhen. „Städtebaulich wäre das nach außen hin auf jeden Fall verträglich“, sagt die Architektin.
Stadtbalkon für die Bevölkerung inklusive
Durch das zweite Stockwerk würde sich die Zahl der Plätze auf ungefähr 25 Wohnungen erhöhen. Ein großer Anbau oder eine noch höhere Silhouette der Volksschule standen nicht zur Debatte. Auch ein zusätzliches Haus habe an dieser Stelle nicht funktioniert. So entstand die Idee, vor die Stadtmauer zu gehen.

Der Vorschlag: Ein zweigeschossiges Gebäude direkt am Weiher, vor der alten Stadtmauer. Zusätzlich war denkbar, aus dem Dach des neuen Gebäudes und dem Bereich der jetzigen Stadtmauer einen Stadtbalkon zu errichten, der auch von der Öffentlichkeit genutzt werden könnte.
Konzept für Volksschule abgelehnt – die Gründe
So zumindest der Plan: Am 29. November vergangenen Jahres wurde die Angelegenheit dann in der Plenarsitzung des Landesdenkmalrats abschließend behandelt und verabschiedet. Eingeladen zur Sitzung waren der Landrat (per Zoom), der Bürgermeister, die Stiftung und der Architekt Christian Brückner, der das Vorhaben ausführlich darstellen konnte.
„Der Landesdenkmalrat (LDR) hat das Anliegen der Stadt im und vor dem alten Schulhaus in Hammelburg ein Objekt für betreutes Wohnen einzurichten sehr ernst genommen“, berichtet Mitglied Manfred Schuller.
Etwa zwei Wochen vor der Entscheidung im Plenum sei der zuständige Regionalausschuss unter seiner Leitung und bei Anwesenheit des Gesamtvorsitzenden Robert Brannekämper deshalb vor Ort gewesen. „Nach eingehender Diskussion wurde der Antrag, das Vorhaben zu genehmigen, bei sechs Gegenstimmen abgelehnt.“
Erhebliche Einschnitte in das Stadtbild Hammelburgs
Die Gründe: Eine Aufstockung der Volksschule würde zu großen Änderungen der Proportionen führen und den Blick sowohl von der Stadt als auch von der Saale beeinträchtigen. „Die bestehende Ansicht von der Saale ist von ausnehmender Qualität sowohl hinsichtlich der Ensemblewirkung als auch der drei Einzeldenkmäler Schloss, Schule und Kirche mit der davorliegenden Stadtmauer und den Resten des nassen Grabens“, erklärt Manfred Schuller.

Der Versuch der Architekten, diesen Bezug so weit wie möglich nicht zu stören sei erkennbar, allerdings wird durch die wirtschaftlich nötige übergroße Länge und Dominanz der Baumasse der Zusammenhang zwischen dem Stadtmauerumfeld und den Denkmälern erheblich gestört, „dass auch hier der LDR dem Vorhaben nicht zustimmen kann und es daher ablehnt.“
Eine sensible, alternative Überbauung des Innenhofs sei aber vorstellbar, denn: Der Landesdenkmalrat könne die Bemühungen aller Beteiligten einschließlich des Entwurfsverfassers zur Revitalisierung des historischen Areals um die ehemalige Volksschule und das zugehörige Ensemble nachvollziehen und erkennt diese ausdrücklich an.
Volksschule Hammelburg – eine einmalige Situation
Bei dem vorgesehenen Standort handelt es sich allerdings um eine über Bayern hinaus einmalige Situation, verdeutlicht Schuller. Die Ansicht von der Saale sei selten ungestört. Die Stadtmauer mit ihrer Ecke und die Reste des nassen Grabens liegen vor der Stadtkrone mit Kirche und Schloss, eingefasst der Baukörper der alten Schule. „Selbst von der Ferne, etwa der Burg Saaleck, prägt diese ungestörte Ansicht die Stadt Hammelburg.“
Die Beeinträchtigung dieser so herausragenden Situation hat den LDR letztendlich in seiner Gesamtabwägung zu seiner Ablehnung gebracht. „Die notwendige wirtschaftliche Größe ist einfach trotz aller Bemühungen des versierten Architekten deutlich zu groß für diesen Ort.“ Daher sieht der LDR auch keine Chance, bei gleichem Raumprogramm zu einer Lösung an dieser Stelle zu kommen, der er zustimmen könnte.
„Bei den Diskussionen im Rat und im Regionalausschuss wurden Stimmen laut, ob nicht der große Parkplatz zwischen Saale und Stadtmauer einen geeigneten Bauplatz für das geplante betreute Wohnen abgeben könnte, zumal die derzeitige Nutzung dieses Platzes deutlich unter seinen Möglichkeiten liegt“, berichtet Schuller. Dies liege allerdings außerhalb der Kompetenzen des Rates.
Denkmalschutz kann oft richtig blöd sein.
Wenn Zuviel Denkmal entsteht Leerstand.
Leerstand bedeutet Verwahrlosung.
Kann das tatsächlich so gewollt sein?
Hier sollte mehr aufeinander zugegangen werden.
Es könnte einfach sein…
Erst Hirn einschalten und denken, dann machen.
Nun das mit dem Geld ist bei der öffentlichen Hand immer so eine Sache.
Den Ansatz, gerade dieses Gebäude einer Nutzung zuzuführen, um eben dieses nicht zu einer Ruine verkommen zu lassen ist erstmals gut.
Dann sollte es noch einer sozialen Nutzung für Personen mit Handicap sein, was ja noch viel besser ist als es zu vergolden.
Wenn man aber Landauf und Landab in Bayern umsieht ist es halt immer
so eine Sache mit dem Denkmalschutz.
Denn da spielt dann Geld im Nachgang keinerlei Rolle mehr, zumindest für den Denkmalschutz.
Denkmalschutz ist halt eine reine Wundertüte, da von Ort zu Ort, jeder Rat teils Entscheidungen trifft die eben teils schwer nachvollziehbar sind, gerade bei so einem Unterfangen.