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Hammelburg
Hammelburg ist der „perfekte Drehort“
Natascha Kippes hat ihren zweiten Thriller veröffentlicht. Im Interview spricht sie über ihre Ideen.
Natascha Kippes veröffentlicht ihre Thriller als Selfpublisherin.       -  Natascha Kippes veröffentlicht ihre Thriller als Selfpublisherin.
Foto: Bianca Volkert | Natascha Kippes veröffentlicht ihre Thriller als Selfpublisherin.
Bianca Volkert
 |  aktualisiert: 17.11.2024 02:31 Uhr

Natascha Kippes lebt im fränkischen Saaletal und holt sich die Inspiration für ihre Bücher am liebsten direkt vor der Haustür. So ist auch die Idee zu ihrem ersten Saaletal-Thriller „Schnappschuss in den Tod“ entstanden. Im Oktober ist ihr neuer Saaletal-Thriller „Die Kleinstadtpension“ erschienen. Wenn sie nicht gerade an einem Buch schreibt, steht Sie in der Küche und testet neue Koch- und Backrezepte. Hier erzählt sie, was sie zu ihrem neuen Buch inspirierte.

Sind Sie morgens aufgewacht und sagten zu sich selber:„Heute schreibe ich ein Buch“?

Nein, natürlich nicht. Schon zu Schulzeiten schrieb ich, im Gegensatz zu meinen Mitschülern, voller Freude Aufsätze und Geschichten. Während meiner Ausbildung geriet das Schreiben in den Hintergrund. Bei der Vorbereitung zur Abschlussprüfung meines Bachelors stieß ich zufällig auf einen Ratgeber, der eine Anleitung zum ersten eigenen Buch beinhaltete. Mein Traum Autorin zu werden wurde beim Lesen konkreter. Statt eines BWL-Lernheftes kaufte ich mir diesen Ratgeber. Zwei Wochen benötigte ich für das Strukturieren der Handlung meines ersten Saaletal-Thrillers „Schnappschuss in den Tod“, während ich zeitgleich meine BWL-Abschlussprüfung erfolgreich ablegte.

Ich habe die Kritiken zu „Schnappschuss in den Tod“ gelesen. Nicht alle waren positiv. Was hat das mit Ihnen gemacht?

Ich betrachte jede Kritik differenziert. Konstruktive Anmerkungen habe ich angenommen und im zweiten Buch berücksichtigt. Meinen Schreibstil kann ich nicht ändern, das ist mein Alleinstellungsmerkmal. Insgesamt war ich jedoch über das außerordentlich positive Feedback zu meinem ersten Saaletal-Thriller überrascht. Das motivierte mich mein zweites Buch zu schreiben.

Kann man lernen ein Buch zu schreiben? Gibt es dafür eine Gebrauchsanleitung?

Eine Gebrauchsanleitung, wie beim Kauf einer neuen Waschmaschine, gibt es für das Schreiben nicht. Für bestimmte Techniken, Ideen sammeln und Struktur in die Handlung bringen, schon. Die Planung der Ereignisse wird auch Plot genannt. Vergleichbar mit einem Plan beim Hausbau, muss auch der Handlungsverlauf vorab klar sein. In der Fachsprache nennt man dies „plotten“. Zur Charakterentwicklung und Schreibtechniken gibt es unzählige Seminare. Was man nicht lernen kann ist Kreativität, Disziplin und Fantasie! Diese Grundtalente sind unabdingbar.

Wie entstand die Idee, das beschauliche Städtchen Hammelburg zum Schauplatz eines Thrillers zu machen?

Ich wollte als Setting eine Pension haben, die sich in einer Stadt befindet. Wichtig war mir, dass die Protagonisten sich in meinem Buch kennen. Mit der Anonymität einer Großstadt wäre dies nicht vereinbar gewesen. Hammelburg erschien mir ideal. Groß genug, um eine Stadt zu sein, aber klein genug, damit man sich untereinander noch kennt. Realistisch ist auch, dass man sich auf der Straße beim Einkaufen über den Weg läuft. Hammelburg hat sich für meinen Thriller als perfekter Drehort herausgestellt. Hammelburg ist eine echt fränkische Kleinstadt.

Thriller? Ist das deutsche Wort Krimi nicht „In“ oder „Hipp“ genug?

Tatsächlich wird öfter gesagt „Die hat einen Krimi geschrieben“. So stimmt das nicht. Thriller und Krimi sind zwei unterschiedliche Genres. Beim klassischen Krimi im Fernsehen, wie im „Tatort“, steht die Aufklärung des bereits geschehenen Verbrechens im Vordergrund. In einem Thriller besteht eine fortwährende Bedrohung während des gesamten Handlungsverlauf für den Hauptprotagonisten. In meinem Buch steht die Hauptprotagonistin Anna im Vordergrund und ist aus deren Erzählperspektive geschrieben. Über Anna, schwebt eine ständige Bedrohung, die ihr klar ist, jedoch dem Leser zunächst verborgen bleibt. Er weiß nicht, wovor Anna Angst hat. Genau dieser Part soll die Leser anspornen, beim Lesen meines Thrillers mitzuraten. Der Thriller spielt in den Straßen und Gässchen im Hammelburger Zentrum, dem Marktplatz und am Weiher. Dazu die Weinberge, der Sodenberg und nicht zuletzt die geheimnisvollen Figuren.

War zuerst die Geschichte in Ihrem Kopf oder die Örtlichkeiten?

Teils, teils. Wichtig war für mich, Hammelburg authentisch in meinem Thriller zu beschreiben. Marktplatz und Weiher durften auf gar keinen Fall in meinem Buch fehlen. Die beiden Settings eigneten sich hervorragend, um meine Handlung voranzutreiben. Der Sodenberg und die geheimnisvollen Figuren kamen zufällig hinzu. Ich hatte Szenen im Kopf, aber die perfekte Location fehlte mir. Bei meiner Recherche stieß ich auf diese beiden Settings. Außerdem musste unbedingt Erwähnung finden, dass Hammelburg die älteste Weinstadt Frankens ist.

Seit 21. Oktober ist Ihr Buch in allen Buchhandlungen erhältlich. Steht da ein Verlag dahinter?

Nein, ich werde das Buch als Selfpublisherin veröffentlichen. Die Vorgaben der Verlage schränken mein Mitspracherecht zu sehr ein. Als Selfpublisherin behalte ich meine kompletten Rechte am Manuskript. Dafür musste ich mich selbstständig ums Lektorat , Korrektorat, Coverdesign, Buchsatz und das Marketing kümmern.

Ohne Verlag ein Buch auf den Markt bringen? Wie ist das möglich?

Meine Veröffentlichungsform mag zunächst ungewöhnlich klingen. Selfpublishing ist längst keine Seltenheit mehr. Viele Druckdienstleister spezialisierten sich auf den „Druck on demand“. Das heißt, erst wenn mein Buch bestellt wird, geht es in den Druck und erspart mir mit einer hohen Auflage in Vorleistung zu gehen. Es werden nur so viele Exemplare gedruckt, wie auch tatsächlich benötigt werden. Der Nachhaltigkeitsaspekt ist mir sehr wichtig. Lange Zeit waren Selfpublisher und deren Bücher verpönt. Die überwiegende Mehrzahl veröffentlicht mittlerweile in Verlagsqualität. Nele Neuhaus fing auch als Selfpublisher an und ist heute eine bekannte Autorin. Seit 2022 bin ich Mitglied im deutschen Selfpublisher Verband mit über 1500 Autoren und Autorinnen. Der Zusammenschluss repräsentiert und stärkt das Selfpublishing. In Unterfranken gibt es sehr viel Selfpublisher. Alle vier bis sechs Wochen treffen wir uns zum Austausch und unterstützen uns gegenseitig.

Ist das Schreiben für Sie ein Hobby, eine Freizeitbeschäftigung, oder gar eine berufliche Neuorientierung?

Beim Schreiben fokussiere ich mich auf meine Geschichte. Der Stress des Tages rückt in den Hintergrund. Das Schreiben ist für mich eine intensive Freizeitbeschäftigung. Hinter jeder fertigen Buchseite stecken ca. zwei Stunden Arbeitszeit. Als berufliche Neuorientierung würde ich mein Schreiben nicht bezeichnen. Nur die wenigsten Autoren können vom Schreiben leben und gehen einer Hauptbeschäftigung, einem „Brotjob“, nach. So ist das auch bei mir. Das Schreiben soll mir Spaß machen. Bei einer Schreibblockade zwinge ich mich nicht an den Schreibtisch. Sollte irgendwann mal ein Buch von mir ein Bestseller werden, dann würde ich natürlich über eine berufliche Neuorientierung nachdenken.

Ich durfte Ihr Buch bereits vor Veröffentlichung lesen. Zu Beginn bin ich öfters aus der Geschichte gepurzelt. Als Einheimische war ich quasi bildlich bei jedem Schritt dabei. Als dann auch noch mir bekannte Geschäfte vage erwähnt wurden, sah ich vor meinem geistigen Auge die Betreiber. Spätestens dann verlor ich den Faden vollkommen. Als ich letztendlich in der Geschichte ankam, identifizierte ich mich mit Anna (=Hauptprotagonistin). Dann wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand geben, so sehr war ich auf den Ausgang gespannt. Was sagen Sie als Autorin dazu?

Alles richtig gemacht.  Wenn Sie sämtliche Örtlichkeiten und Geschäfte wiedererkannt haben, sogar bildlich vor Augen hatten, habe ich einen guten Job beim Schreiben gemacht. Das zeigt mir, dass mit den Beschreibungen auch nicht ortskundige Personen sich vorstellen  können, wo sich alles abspielt und wie es in Hammelburg aussieht. Vielen Dank für Ihre Rückmeldung!  

 
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