
Den Besuch der "Höflich" von einst mit Umtrunk und einem kleinen, kulinarischen Zubrot gibt es nicht mehr. Die Begrenzung auf Höfe fiel schon vor Jahren, die Festivität brauchte mehr Platz, lockte immer mehr Gäste und ist heute quasi ein Altstadtfest. Das kann man bedauern oder befürworten. Freude kommt sowohl bei den Veranstaltern über willkommene Werbung und klingelnde Kassen, als auch bei der Stadt über den unbestritten enormen Image-Gewinn auf. Die Gäste bekamen zur Musik und dem Altstadt-Ambiente ein breites Getränke- und Speisenangebot, für das sich die beteiligten Anbieter ordentlich ins Zeug legten. Etwas Wehmut schwingt jedoch bei Besuchern mit, die meinen, "früher war es schöner, einfach gemütlicher".
Fortschritt für das eine Lager, Kommerz für das andere, behalten die Befürworter die Oberhand. Besonders im relativ veranstaltungsarmen Urlaubsmonat ist der Bummel durch die Altstadt eine willkommene Abwechslung für Daheimgebliebene und vom Urlaub Zurückgekehrte. Die wenigen, die das Fähnlein der ursprünglichen Version aufrecht halten, müssen sich wohl oder übel fügen - oder bleiben zuhause.
Große Helferschar
Den "Publikumsrenner" eröffnete Bürgermeister Armin Warmuth ( CSU ) im "Apotheker-Hof", den das Stadt-Café bewirtschaftete. Mit Blick auf die Präsentation beim Genussfestival in München und die gute Platzierung der Saalestadt für ihre typischen Speisen stellte er fest: "Genuss ist zwar nicht alles aber ohne Genuss ist alles nichts". Dies unterstrichen die Sängerinnen und Sänger der MGV-Chorgemeinschaft mit dem Lied "Was wollen wir heute tun?" - Trinken und speisen wollen wir und guter Dinge sein, hieß die Antwort. Der Dank Warmuths galt den Anbietern und ihrer großen Helferzahl.
Mehr Platz für mehr Gäste
Stellvertretend für den hohen Aufwand sei der Brennereihof von Wolfgang Fella benannt, der 15 Hilfskräfte ins Rennen schickte und 35 Tischgarnituren im und vor dem Anwesen sowie auf dem Buttenmarkt aufstellte. Aus seinem Argument ergibt sich auch der Grund für die Bemühungen. "Biete ich dies nicht an, bleiben mir im nächsten Jahr die Gäste weg, weil sie keinen Platz finden oder zu lange warten müssen", unterstreicht er. Und das wäre doch schaden um die hausgemachten Knobeline mit Kraut, den Zwiebelplootz und die edlen Liköre .
So oder ähnlich dürften wohl bei allen Anbietern die Begründung lauten - außer bei Peter Schum. Der Feuerthaler Häckerwirtschafts-Besitzer mit dem Hobby Weinbau und Gastronomie feierte Premiere im angemieteten Hof Eilingsfeld. Seine Beteiligung entschied er erst vor vier Wochen. Unterstützt von den Hof- Eigentümern und der Familie startete er den "Versuchsballon", in der Hoffnung, dass Tochter Ramona, die derzeit eine Ausbildung als Hotelfachfrau im Kissinger "Heiligenfeld" absolviert, einmal in seine Fußstapfen tritt. Die Ballonfahrt dürfte geglückt sein.
Von Winzerburger bis Veganes
In unmittelbarer Nachbarschaft nahmen das Hotel Deutsches Haus und die "Wandelbar" die Bäckerei Walter Emmert mit ins Boot, die mit Handbrot und Crêpes lockte und das eigene Angebot im Sinne des Wortes "auffütterte". Der weinlaubgeschmückten Winzergasse gab das Weingut Thomas Müller die Ehre und das Flair bei "Winzerburger" und Domina-Bratwürsten und erlesenen Tropfen. Von hier war es nur ein Steinwurf zum Rineckerhof, der Wildschweinbratwürste aber auch Veganes vorhielt.
Ein Zugpferd für Liebhaber von "Schäufele" oder fränkischen Mehlklößen nebst feinen Bio-Weinen lag mit dem Weingut Lange direkt nebenan. Von hier konnten Altstadtkenner durch die Schafgasse in wenigen Minuten den Forstamtsgarten erreichen, in dem das Weingut Hümmler seine Gäste mit Griebenschmalzbrot und "Blaue Zipfel" zu heimischen Weinen bewirtete. Nicht vergessen sei der Hof des Kellereischlosses. Hier bot der Winzerkeller "Keltenburger" vom Wildschwein, Rosmarin-Bratwürste und seine Weine an.
Positive Bilanz
Die Bilanz der 15. Ausgabe des Höflesfestes dürfte mehr als positiv ausfallen. Musikalisch umrahmt von diversen Bläserensembles, der MGV-Chorgemeinschaft, Liedermacher "Konny" Albert, "Dr. Jekill and Mrs. Hyde" und "George" (Matthias Uebel) ließ sich der Erfolg auch an den überfüllten Parkplätzen und den gesperrten Straßen und Gassen ablesen, die Autofahrer vor so manches Rätsel stellten. Die gottlob schon kühleren Nächte ließen das Höflesfest nach Mitternacht ausklingen.