Arbeitsbeginn mit dem Pappenheimer Marsch? Daran kann man sich gewöhnen. Jeweils zu Dienstbeginn um 7.25 Uhr und zu Feierabend um 16.45 Uhr hallt ein Musikstück über das Kasernengelände. Zum Abschied ins Wochenende gibt es die Darbietung bereits freitags um 12 Uhr. "Das kommt gut an", berichtet Presseoffizier Jan Volkmann. Lehrgangsteilnehmer von auswärts erinnern sich gerne daran, sagt der Hauptmann.
Hornsignale zur Flaggenparade
Abgerundet wird die Darbietung durch kurze Hornsignale um 6 und 20.30 Uhr. Sie kündigen das Zeremoniell an, bei dem die Dienstflagge neben der Kaserneneinfahrt gehisst, beziehungsweise eingeholt wird.
Schießlärm ist man in Hammelburg ja schon länger gewöhnt. Doch auch mit den musikalischen Klängen rückt das Militär Hammelburg gelegentlich in Hörweite. Bei Wind aus südlicher Richtung ist die Beschallung unterschwellig bis in die Kernstadt präsent. Bei westlichem Wind dringen die Klänge gelegentlich bis nach Fuchsstadt durch.
23 Märsche per Knopfdruck
Leibhaftige Militärmusiker spielen dabei nicht auf. Dank digitaler Technik kommen die Stücke aus der Konserve. Das Abspielen des jeweiligen Titels wird vom Wachhabenden per Druck auf nummerierte Schalter im Wachhäuschen aktiviert. Von dort wird er an die acht Lautsprecher übermittelt, die an einem großen Mast des zentralen Alarmierungssystems hängen.
Auswahl ist unter 14 deutschen Märschen vom Pappenheimer Marsch, über Die Deutsche Kaisergarde bis zum König-Ludwig-II.-Marsch. Darüber hinaus manifestieren sieben französische und britische Märsche von der Music Militaire Nr. 4 über Cheerio und dem englischen On the Mall die internationale Ausrichtung des Ausbildungszentrums.
Aus dem Ausland kam auch die Idee für die musikalische Umrahmung. Hauptmann Jan Volkmann, Presseoffizier und zugleich Chronikbeauftragter des Ausbildungszentrums, verweist auf Brigadegeneral a.D. Wulf Wedde als Urheber. Wedde war von 1993 bis 1998 Kommandeur der Infanterieschule, dem heutigen Ausbildungszentrum Infanterie.
Vorbild aus Spanien und Italien
"Ja, das stimmt", bestätigt der Ruheständler auf telefonische Nachfrage. Mitgenommen hat er die Anregung bei Besuchen an den Infanterieschulen in Cesena (Italien) und Toledo (Spanien). Dort wurde bei den Appellen Marschmusik abgespielt. "Das finde ich für einen fröhlichen Dienstantritt gut", bekräftigt Wedde die Aktualität des Themas.
Anfangs improvisierten die Soldaten in Hammelburg. Sie übertrugen die Marschmusik von einem Tonbandgerät via Mikrofon auf Lautsprecher vor dem Stabsgebäude. Mit Erneuerung der zentralen Alarmierungsanlage 2011 wurde dort auch die Musikübertragung angestöpselt. Seitdem kommt sie mit mehr Dampf herüber.
"Ich finde das klasse", schwärmt Presseoffizier Jan Volkmann von der konzertanten Abwechslung. Gerne hält der junge Hauptmann beim Ertönen der Marschmusik inne. "Da weiß ich, das ist mein Militär", spürt er ein verbindendes Element der Klänge. Auch einen persönlichen Favoriten in der Musikauswahl hat er: Am liebsten hört er Scotland the brave. "Wegen der Dudelsack-Klänge", sagt Volkmann.
Damit alle Märsche ähnlich oft zum Zug kommen, gibt es jeden Monat eine neue Liste. Darauf ist festgehalten, welches Stück der Wachhabende jeweils per Knopfdruck auf der Festplatte im Wachhäuschen aktiviert.
Natürlich gebe es unterschiedliche Haltungen von Soldaten gegenüber der Marschmusik. "Viele hören Pop und Rock. Andere lassen Marschmusik laufen", weiß Jan Volkmann von mancher Wochenend-Heimfahrt mit Kameraden. Wie der Musikgeschmack auch ist: Kritik über das musikalische Angebot am Standort Hammelburg habe es noch nicht gegeben.
Lücken in der Chronik
Einen erweiterten Service gibt es seit 2015. Seitdem werden die Titel der Märsche auch noch von einer Stimme angesagt. Zur Tradition der Wiedergabe von Militärmusik am Lagerberg sieht Chronikbeauftragter Volkmann noch Lücken. Denn wohl schon seit den 1980er Jahren gibt es die Hornsignale, folgert er aus Gesprächen mit Zeitzeugen. Anfangs soll dazu sogar noch ein Wehrpflichtiger ins Horn gestoßen haben, der wegen dieses Talents für die Stationierung in Hammelburg ausgesucht wurde. Wer zu dem Thema etwas zur Chronik des Ausbildungszentrums beisteuern kann, den bittet Jan Volkmann um Rückmeldung. Eines sei sicher: "Die Musik wird längst als etwas Selbstverständliches wahrgenommen."