Dass der Viehmarkt auch künftig ein prädestinierter Event-Standort sein kann, untermauerte das Konzert der Alphornbläser im Rahmen der "Hamulissimo"-Reihe. Trotz Pandemie-Einschränkungen überraschten 18 Alphornbläser des Fortgeschrittenen-Kurses an der Bayerischen Musikakademie - einschließlich der drei Dozenten - rund 140 Zuhörer mit einer überaus gelungenen Abschluss-Präsentation.
Die Akteure mit den zwischen zweieinhalb bis etwa vier Meter langen Holztrompeten weilen zwecks Proben und Weiterbildung zweimal jährlich an der Musikakademie Hammelburg und schließen gerne ihr Seminar mit einer Darbietung im Herzen der Stadt ab. Beleg dafür sind einige Kompositionen, die sich auf die Saalestadt beziehen.
Zwar hat das Alphorn - übrigens ein Blechblasinstrument, bedingt durch Technik der Tonerzeugung und des Mundstücktyps - dank heimischer Musiker Eingang in die Nahregion gefunden jedoch eher vereinzelt. Die Kursteilnehmer kamen diesmal von Oberbayern bis Würzburg und von Schweinfurt bis nach Berlin. Und es werden immer mehr. "Wir haben die größte Zuwachsrate der im Blasmusiksektor gespielten Instrumente", versichert Dozent Steffen Burkhardt. "Zudem ergibt sich für uns der Vorteil, dass wir trotz Corona auftreten können, denn wir müssen ohnehin Abstände halten", fügt er hinzu.
Einsatz in Tibet und Neuseeland
Ein Alphorn gehört nicht gerade zu den traditionellen Musikinstrumenten die im fränkischen Raum Anwendung finden. Nach Meinung einiger Befragter ist es typisch für die Schweiz oder Österreich, generell für die Alpen. Doch die Heimat des Horns liegt, zeitlich wie geografisch, viel weiter entfernt. Das Instrument wurde in grauer Vergangenheit in den tibetanischen Bergen, später in Polen, Rumänien und in der Alpen-Region als Signalgeber eingesetzt.
Selbst die Maori in Neuseeland nutzten die Tute zur Verständigung zwischen verstreuten Orten. Ohne Tasten oder Saiten erzeugt das Alphorn Summtöne durch das Anspannen der Lippen. Verschiedene Lippenspannungen und -bewegung ergeben die Klangfarben des Instruments, dessen Töne auf den Zuhörer beruhigend wirken.
Fröhliche Menschen
Mit den Worten "ich freue mich, dass wir Konzerte wie dieses in solch schwieriger Zeit auf dem Viehmarkt veranstalten können", begrüßte Bürgermeister Armin Warmuth die Gäste. Den Helfern, dem Kultur- und dem Bauamt und der "Wirtschaft am Viehmarkt" für deren Kooperation dankend. Zum 40. Jahrestag der Gründung der Bayerischen Musikakademie Hammelburg wähnte sich auch Dozent Burkhardt glücklich, die Präsentation durchführen zu können - zumal das Wetter dies erlaubte - und stimmte das "Ännchen am See" an.
Sein Kollege und Komponist Andreas Frey fand Gefallen an den "Fröhlichen Menschen in Hammelburg " und setzte dies im gleichnamigen Titel musikalisch um. Ein weiteres Stück, "Am Schlossberg" stammte aus der Feder des leidenschaftlichen Gauaschacher Musikers und Komponisten Erich Weber. Auch der Bayerischen Musikakademie widmete Frey eine Alphorn-Ode, die er - getragen und schon fast feierlich - selbst dirigierte.
Die dritte Dozentin, Kathrin Vogel, aus Berlin angereist, adressierte ihr Werk an "Amalberga", die sagenumwobene Figur am Hammelberg. Sie soll der Legende nach ihre Liebhaber den Berg hinab gestürzt haben. Allerdings nicht vom Schloss Saaleck , das es damals noch nicht gab, sondern von der untergegangenen Steilhang-Feste des Hammelbergs, der "Leiste". Dramatik schwang mit in diesem elegischen Stück.
Das Ensemble, in drei Gruppen aufgeteilt, führte den Faden weiter und intonierte die Dame auf dem Fels als "Tänzerin und das Kind", den Jungen, der ein Jahr später zur Figurengruppe hinzukam. Den österreichischen "Abendjodler" krönte sie mit einem Jodler-Solo auf dem Horn. Dass zwei Alphorngruppen auch miteinander kommunizieren können, bewies Burkhardt mit dem "Bergecho". Einige Stücke, die an der Akademie eingearbeitet wurden, besaßen nur einen vorläufigen Namen wie "Ruf der Berge" und "Die Schlacht", ein musikalisch-militärisches Intermezzo. Vorschläge für andere Benennungen sind willkommen,
Erwähnt sei noch der "Rasende Roland", die historische Eisenbahn auf der Insel Rügen, die zwischen Putbus und Göhren schnauft. Noch mit Kohle betrieben und Pfeife bestückt gelang hier ein audio-authentisches Bild der rußenden Lokomotive aus den 30er Jahren, die Reichsbahnwaggons hinter sich herzieht.
Bürgermeister Armin Warmuth dankte abschließend für "ein wunderbares Konzert, das ein echte Bereicherung war" mit einem Weinpräsent, die Zuhörer mit anhaltendem Applaus.