Die Unzufriedenheit über den Bauzaun vor der Hausnummer 9 wächst. Die Metallkonstruktion versperrt Fußgängern seit 9. Januar den Weg, obwohl von Bauarbeiten weit und breit nichts zu sehen ist. Es ist kein Fortschritt im Disput zwischen den Behörden und dem Gebäudeeigentümer zum dort geplanten Bauprojekt erkennbar.
Das Unternehmen möchte gerne einen vierstöckigen Neubau errichten, scheitert dabei bisher jedoch am Veto von Stadtrat und Landesamt für Denkmalschutz. Beide machen Ensembleschutz geltend.
Mangels Baugenehmigung herrschte nun etliche Wochen Stillstand. Der Bauträger will dagegen seinem Wunsch nach einem Neubau Nachdruck verleihen. Seit er im November zu seinem bestehenden Gebäude das Gutachten eines Prüfamtes für Standsicherheit vorgelegt hatte, geht das Landratsamt bei erhöhten Schneelasten ebenfalls von einer Gefährdung für Passanten aus und forderte eine eventuelle Räumung des Daches und eine Absperrung des Gehwegs auf drei Metern Breite.
"Ein Schildbürgerstreich"
Weil es in diesen Winter bisher fast keinen Schnee gab, schüttelt manch einer in der Stadt den Kopf über die getroffene Maßnahme. Norbert Schaub brachte es in einer Stadtratssitzung auf den Punkt. "Das ist doch ein Schildbürgerstreich", monierte er die Art der Gehsteig-Blockade. Denn während Fußgänger um den Bauzaun herum die Straßenseite wechseln sollen, dürfen ihn Autos in die Hofeinfahrt des Gebäudes ungehindert passieren.
Auch die Treppe vor der Apotheke sei völlig ungeschützt. Sollte an dem Gebäude tatsächlich Einsturzgefahr bestehen, dann wäre eine Absperrung einfach inkonsequent. "Das sieht eher danach aus, als ob man Leute ärgern will", zog Schaub den Nutzen des Zaunes in Zweifel.
"Nachbesserungen gefordert"
Stadtbaumeister Detlef Mohr teilte mit, dass das Landratsamt eine Nachbesserung der Schutzmaßnahmen gefordert habe. Er geht davon aus, dass die Sicherung nur mit einer viel aufwändigeren Konstruktion als bisher möglich sei. Die Rede im Stadtrat war auch von einer "Tunnellösung" mit einer kompletten Überdachung von Gehsteig und Hofdurchfahrt.
"Was ist, wenn es zu keiner Baugenehmigung kommt, und das Ganze zehn Jahre stehenbleibt?", fragte Norbert Schaub nach. Er unterstelle, dass es nicht so bleiben soll, antwortete der Stadtbaumeister. "Ich hoffe, dass es in diesem Jahr planerisch vorangeht", fügte er an.
Bürgermeister Armin Warmuth begründete noch einmal die Ablehnung eines vierstöckigen Ausbaues am Marktplatz. Es wäre ein Novum dort und könnte ein Präzedenzfall für weitere Vorhaben werden. Er sei dankbar für die Rückendeckung des Landesamtes für Denkmalpflege in dieser Frage.
Keine Handhabe für beschleunigtes Bauen
Das Landratsamt als Aufsichtsbehörde geht unterdessen auf Nachfrage dieser Redaktion davon aus, dass die geforderten Absperrungen so lange bestehen bleiben, wie die vorhandenen Gefahren da sind. Sofort sei neben dem Gehsteig auch die Hofdurchfahrt zu sichern, schreibt die Behörde, ohne Details zu nennen. Um die Behinderungen zeitlich einzuschränken, habe die Baubehörde keine Handhabe. "Das liegt in der Verantwortung des Bauherrn", so Landratsamtspressesprecherin Anja Vorndran.
Bei den Geschäftsleuten in der Nachbarschaft wächst nun die Sorge, dass Kunden für längere Zeit einen Bogen um diese Marktplatz-Seite machen. Barbara Rösser sorgt sich um die Atmosphäre vor ihrem Stadtcafé. Sie sähe es gerne, wenn vor Beginn der Freiluftsaison wieder der Normalzustand neben ihren Außenbereich mit 60 Plätzen einkehren würde.
Schwierig zu erklären
Bereits jetzt beobachtet sie, nach ihren Schilderungen, dass viele Menschen wegen der Einschränkungen die Straßenseite wechseln. Die Gehwegsperrung stoße allgemein auf Unverständnis, schließt sie aus Gesprächen mit ihren Gästen. "Ich weiß gar nicht, was ich den Leuten sagen soll", sagt sie. Viele könnten gar nicht glauben, dass das Nachbarhaus baufällig sein soll.
Auch Birgit Kleinböhl vom Schuhhaus Zoll ist nicht gut auf die herrschenden Behinderungen zu sprechen. "Wir kommen von einer Baustelle in die nächste", sagt sie mit Blick auf die zurückliegende Sanierung der Bahnhofstraße, der Raiffeisenbank und den verzögerten Ausbau des Bürgerhauses. Ärgerlich sei es, dass sich die Projekte so lange hinziehen. Ähnliches sieht sie jetzt auch nebenan kommen.
Fußgänger auf der Straße
Mit negativen Auswirkungen für ihren Laden. Der Fluss beim Weg durch die Innenstadt vorbei an ihren Auslagen, sei durch die Aufforderung zum Wechsel der Straßenseite gestört. Die Baustelle stelle zudem auch eine Gefährdung dar, weil viele Fußgänger auf die Fahrbahn ausweichen. Die vorhandene Absperrung sei einfach nicht zu Ende gedacht. In größeren Städten würden Fußgängerbereiche zum Schutz komplett überdacht. Auf so eine Lösung hofft sie jetzt auch, mit dem Wunsch, dass Passanten ihre gewohnten Wege beibehalten können und es zügig mit dem Bauprojekt vorangeht- wenn es denn überhaupt erst einmal mal losgegangen ist.