Zweieinhalb Jahre lang war die Bahnhofstraße Baustelle, viele Erinnerungen an den Straßenzustand davor sind bereits verblasst. Das Stadtmuseum Herrenmühle hat zum einen die Geschichte der einstigen „Niederen Gasse“, aber eben auch die Umgestaltungen der vergangenen Jahrzehnte in einer Ausstellung festgehalten. Unter anderem dokumentiert ein Video per Drohne aus der Luft, in welch schlechtem Zustand die Straße vor der Umgestaltung war und welche Blumenkübel dort im Weg standen. Auf Fotos ist zudem die Verwandlung vieler Häuser zu erkennen: Wo zum Beispiel heute das „Downtown“ untergebracht ist, war früher der Bayerische Hof und davor das Gasthaus zu den drei Bauern angesiedelt.
Besucherinnen und Besucher erzählen
„Ich erfahre fast jeden Tag etwas Neues“, sagt Elfriede Böck. Immer wieder würden Besucherinnen und Besucher ihre Erinnerungen teilen: Wem hat dieses Haus gehört? Welches Geschäft war da untergebracht? Wie hieß diese Gaststätte? „Wenn man sich so intensiv mit einer Straße beschäftigt, sieht man sie ganz anders“, fasst Elfriede Böck ihre Erfahrungen zusammen.
Ein Kataster aus den 1840er Jahren zeigt eindrucksvoll, dass sich am Zuschnitt der Straße gar nicht viel verändert hat – trotz des verheerenden Stadtbrandes 1854. Museumsleiterin Elfriede Böck schätzt, dass rund zehn Häuser aus der Zeit vor dem großen Brand bis heute stehen. Zu erkennen seien sie häufig daran, dass der Giebel zur Straße hin ausgerichtet ist, nach dem Brand seien die Häuser vermehrt traufständig gebaut worden. Insgesamt gebe es überraschend viele historische Gebäude, die die Bahnhofstraße bis heute prägen. Und viele davon seien über Generationen in Familienbesitz, etwa der Laden der Familie Endres.
1884 Bahnstrecke fertig
Im Jahr 1884 wurde die Bahnstrecke Gemünden-Hammelburg fertig, erst danach wurde aus der Niederen Gasse die Bahnhofstraße. Die frühere Hochgasse heißt heute Dalbergstraße. 1890 wurde die Straße gepflastert. Elfriede Böck berichtet, dass auch die Architekten vor der Neugestaltung nach alten Aufnahmen im Stadtarchiv gefragt hätten. Kein Wunder also, dass die neu gebaute Straße oft mehr Ähnlichkeit mit historischen Fotos als mit Aufnahmen von vor 20 Jahren hat: 1992 ist auf den Fotos noch das alte Pflaster zu sehen, 1994 war die Bahnhofstraße dann asphaltiert.
Auch die jüngere Vergangenheit sei immer wieder Gesprächsstoff bei den Besucherinnen und Besuchern . Viele erinnern sich etwa an die Kult-Disco „Eisdiele“ in der früheren Schnabel-Wirtschaft. Rund ein Dutzend Gasthäuser belebten einst die Verbindung zwischen Bahnhof und Marktplatz, durch die bis zum Bau der Umgehungsstraße Holz-Transporte und Panzer hoch zum Lagerberg rollten.
„Es ist beeindruckend, dass sich an der Gebäudestruktur gar nicht so viel verändert hat“, fasst Bürgermeister Armin Warmuth seine Eindrücke nach dem Besuch der Ausstellung zusammen. Der Vergleich zur Situation vor der Sanierung zeige zudem eindrucksvoll, dass die Aufenthaltsqualität in der Bahnhofstraße heute deutlich höher sei.
Für die Ausstellung hat Elfriede Böck die Sammlungen des Stadtarchivs durchsucht. Immer wieder tauchen etwa historische Aufnahmen aus der Sammlung von Helmut Leidner auf. Aufbauen konnte sie auf dem Projekt Hammelburger Album, für das viele alte Aufnahmen digitalisiert und online gestellt wurden. Unter hammelburger-album.de seien viele Erinnerungen ständig abrufbar.
Führungen zur Ausstellung geplant
Bis 17. April ist die Wechselausstellung im Stadtmuseum Herrenmühle zu sehen, Mitglieder des Förderkreises haben freien Eintritt. Geöffnet ist das Museum aktuell Dienstag, Mittwoch und Freitag von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 10 bis 14 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. An Karfreitag und Karsamstag bleibt die Herrenmühle zu. Elfriede Böck plant auch Führungen zur Bahnhofstraße. Zudem gibt es bereits Überlegungen für die nächste Wechselausstellung: Elfriede Böck will die Ausstellung „Synagogen in Unterfranken“ nach Hammelburg holen und den Bezug zur Stadt darstellen.
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