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Hammelburg
Hammelburg: Brigadegeneral bot Friedensaktivisten Paroli
Bei ihrer Radtour durch Hammelburg starten Friedensaktivisten eine kleine Demonstration auf dem Marktplatz. Die Garnisonsstadt wartete mit einer Überraschung auf.
Willi Rester argumentierte gegen die Bundeswehr. Brigadegeneral Michael Matz und Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Assmann hatten eine andere Meinung. 
Foto: Wolfgang Dünnebier | Willi Rester argumentierte gegen die Bundeswehr. Brigadegeneral Michael Matz und Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Assmann hatten eine andere Meinung. 
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:30 Uhr

Die übliche Beschaulichkeit auf dem Hammelburger Marktplatz wurde am Donnerstag gut eine halbe Stunde unterbrochen. Spontan rückte für Stadtbummler und Straßencafé-Gäste das Thema Weltfrieden in den Fokus.

Von der Weihertorstraße her radelten knapp 25 Aktivisten der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)  auf den Platz. Vier Tagesetappen hatten sie bei ihrer rollenden Demonstration unter dem Motto "Für ein Friedliches Franken" bereits in den Beinen.

Die Route führte von Hersbruck über Nürnberg, Fürth, Erlangen, Forchheim. Bamberg und Schweinfurt bis ins Saaletal. Unübersehbar kündeten an den Fahrrädern Regenbogen-Fahnen mit "Peace"-Aufdrucken und Slogans wie "Bundeswehr abschaffen" von der Absicht der Tour: Werben für eine Welt ohne Waffen. Auch vor der Kaserne hatte die bunte Truppe zuvor eine Kundgebung abgehalten.

Entwaffnung am liebsten sorfort

Am liebsten sofort will die Deutsche Friedensgesellschaft im eigenen Land mit der Entwaffnung beginnen. Ihr spezielles Markenzeichen führt das plastisch vor Augen: Zwei Arme, die ein Gewehr zerbrechen. Als Monument zum Aufblasen hatte die Radler-Truppe dieses Leitmotiv in einem Begleitfahrzeug dabei.

Routiniert wickelten die Aktivistinnen und Aktivisten den Aufbau ab. Kurz warfen sie ein Notstromaggregat an, dass den Strom für die Luftpumpe erzeugt, und schon reckten sich die beiden Arme symbolisch in den Himmel.

Brigadegeneral Matz stellte sich auf dem Marktplatz den Teilnehmern einer Friedensradtour der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner/Innen (DGG-VK)
Foto: Wolfgang Dünnebier | Brigadegeneral Matz stellte sich auf dem Marktplatz den Teilnehmern einer Friedensradtour der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner/Innen (DGG-VK)

Alles andere als Routine war für die Demonstranten dagegen das, was die Garnisonsstadt daraufhin zu bieten hatte: Einen Brigadegeneral, der die Gäste zusammen mit Zweiter Bürgermeisterin Elisabeth Assmann begrüßte. Ganz aus der Nähe, völlig ohne militärische Begleitung. Am Rande verfolgte ein kleines Polizeiaufgebot das Geschehen.

Eine dreiviertel Stunde Verspätung

Schnell kam man überein, dass die Positionen himmelweit auseinander lägen. Aber es wichtig sei, miteinander zu reden. Und auch eine kleine Stichelei gleich zu Anfang konnte die freundliche Grundstimmung nicht trüben. Man sei wegen technischen Problemen eine dreiviertel Stunde zu spät auf dem Marktplatz eingetroffen, bedauerte Bernhard Kusche (Munningen). Ähnlich wie 2009, als ein Bundeswehr-Oberst in Afghanistan Zivilisten an einem Treibstoff-Laster bombardieren ließ, so der Demonstrant.

Dort habe die Bundeswehr gerade einen Krieg verloren, fuhr Kusche fort.  Deren Unterstützung von Hilfsorganisationen für den Bau von Brunnen und Schulen sei von Anfang an ein Märchen gewesen. Gleichzeitig räumte Kusche ein, dass es unter den Radlern unterschiedliche Positionen zum Afghanistan-Einsatz gebe.

In ihren Begrüßungsworten schlug Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Assmann versöhnliche Worte an. "Wir alle wollen Frieden, sehen aber einen unterschiedlichen Weg dahin".  Ausdrücklich lobte sie die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Stadt und Bundeswehr sowie die wirtschaftliche Bedeutung der Truppe für die Region.

Über 70 Jahre Frieden in Europa

Außerdem müsse man für über 70 Jahre Frieden in Europa dankbar sein. Als Ausdruck  des Friedenswunsches sei die Stadt 2006 einem Zusammenschluss von Städten gegen Atomwaffen eingetreten. Außerdem setze sich die Stadt für fairen Handel ein. Dies sei ein Beitrag gegen Kriege um Wasser und Rohstoffe sowie gegen Fluchtursachen.

"Die Bundeswehr muss zurückstecken", forderte dagegen Willi Rester (Maxhütte). Das Geld für die Erhöhung des Verteidigungshaushaltes werde woanders gebraucht. Rüstungsexporte müssten aufhören, dortige Arbeitsplätze umgewandelt und einzelne Truppenübungsplätze in Bayern könnten mit einer Unterschrift in Nationalparks verändert werden.  

Schutz für zivile Hilfsorganisationen 

Für den Frieden in Europa sei die Bundeswehr unverzichtbar, machte Brigadegeneral Michael Matz geltend. Dabei ging er auf auf die aktuellen Ängste im Baltikum vor einer russischen Intervention ein. Putin verhalte sich nur so, weil er sich von der Nato eingekreist fühlte, hielten die Friedensaktivisten dagegen.

Zum Afghanistan-Einsatz verwies Matz auf das Primat der Politik, dem die Bundeswehr folge. Er berichtete über Erfolge der Bundeswehr auch bei seiner über einjährigen Arbeitszeit in Afghanistan zum Schutz ziviler Hilfsorganisationen. Als Staatsbürger sei er der privaten Meinung, dass der Abzug nun zu schnell erfolgt sei.

Mädchenschulen etabliert

So sei es unter militärischem Schutz gelungen, im Norden von Afghanistan Mädchenschulen zu etablieren. Sie seien noch in Betrieb. Nicht sehr optimistisch sei er, was die Zukunft des Landes angehe. Es sei wohl auch eine Fehleinschätzung von Politikern gewesen, am Hindukusch eine Demokratie nach westlichem Vorbild zu etablieren.

Weil das Mikrofon ab und zu streikte, ging Bernhard Kusche Brigadegeneral Matz zur Hand.       
Foto: Wolfgang Dünnebier | Weil das Mikrofon ab und zu streikte, ging Bernhard Kusche Brigadegeneral Matz zur Hand.       

Gleichzeitig interessierten sich die Friedensaktivisten dafür, ob Hammelburg ein Szenario dafür hätte, falls die Bundeswehr sich hier zurück ziehe. Nein, sagte die Zweite Bürgermeisterin Assmann. Denkbare Folgen habe man vor zehn Jahren bitter zu spüren bekommen, als dort im Rahmen der Umstrukturierungen knapp die Hälfte der Dienstposten abgebaut worden seien.

Fortsetzung der Diskussion nicht ausgeschlossen

Auch zum Abschied versuchte die Bürgermeisterin einen Brückenschlag. Am wichtigsten sei der Einsatz für den Frieden im Kleinen, nämlich in der Nachbarschaft. Dazu habe letztlich auch dieses Treffen auf dem Marktplatz beigetragen. "Ich habe noch nie mit einem General gesprochen", räumte Bernhard Kusche anerkennend ein.

Brigadegeneral Matz zeigte sich aufgeschlossen dafür, auf einer Veranstaltung der DFG weiter zu diskutieren. Schließlich lebe unsere Gesellschaft von Menschen, die sich engagieren, sagt er. Auch, wenn man bei den Meinungen wohl nie zusammenkommen werde.

Brenzlige Situationen auf der Strecke

Die Radler fuhren zur Übernachtung nach Karlstadt, um am Freitag zum Abschluss der Tour zum Hiroshima-Gedenktag in Würzburg eine weitere Kundgebung zu starten. In einer am Freitag versendeten Stellungnahme beschwert sich Willi Rester über die Verkehrsmoral von Autofahrern. Obwohl die Demonstranten nur in Fünfer-Gruppen gefahren seien, hätten etliche versucht, die ganze Kolonne trotz unübersichtlicher Kurven zu überholen.

83 überholende Autos hat der Friedensradler nach eigenen Worten gezählt, von denen 26 zu gefährlichen Verkehrssituationen führten, von Beinahe-Zusammenstößen mit dem Gegenverkehr bis zu Vollbremsungen von Radfahrern. "Es kann doch nicht sein, dass Radfahrer für Autofahrer mitdenken müssen, um Kollisionen zu vermeiden", findet Rester.

 
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  • S.M.
    Wer bitte zählt überholende Autos bewusst mit? Wohl nur jemand, der danach über die Fahrzeuge und Fahrer hetzen möchte. Ich kann mir schon genau vorstellen wie die Friedenstruppe mit ihren Fahrrädern unterwegs war. Da wird auch mal absichtlich eine eigenwillige Fahrweise an den Tag gelegt um eine entsprechende Reaktion beim Autofahrer zu provozieren!!
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Alle Achtung der zweiten Bürgermeisterin und dem Vertreter der Bundeswehr, sich dort vor Ort zu zeigen.
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  • matthiasr
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Arcus
    Na das war doch ein erster guter Schritt in Richtung einander zuhören.
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  • FNB
    Weder Waffen noch Armeen sind die Ursache von Konflikten. Nur eine ehrliche Betrachtung von Konflikt-/Kriegsursachen und die Bereitschaft, diese zu beseitigen, würde die Welt friedlicher machen. Davon ist die Weltgemeinschaft aber leider noch Lichtjahre entfernt.
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  • uwe.luz@t-online.de
    Es ist betrüblich, aber wahr: Wer meint, durch die einseitige Abschaffung von Waffen Frieden zu schaffen, gibt seine eigene Freiheit auf.

    Der Blick in die überschaubare Geschichte, das sind zwischen 2-3000 Jahre, zeigt: Wer keine starke Armee hat, wird nicht gehört und hat nichts zu melden.

    Dem aufmerksamen Betrachter wird nicht entgangen sein, dass die Chinesen und Russen nur darauf lauern, dass der Westen schwächer wird. Die Chinesen nutzen jede Gelegenheit, uns das Fell über die Ohren zu ziehen. Und wir sind so doof, und kaufen auch noch deren Produkte.

    Der Diebstahl von Wissen und Daten ist der Krieg im Kleinen. Und wenn wir die Verteidigungsfähigkeit aufgeben, bekommen wir den Krieg im Großen. Und damit viele Grüße ans Wolkenkuckucksheim.
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  • Einwohner
    Diese sogenannten Friedensaktivisten sind Träumer und Tatsachenverdreher. Sie glauben, alle auf der Welt sind friedensliebende Gutmenschen. Leider geht es nicht allen so gut wie uns und leider gibt es auch noch andere Menschen. Da es uns gut geht schauen eh alle mit großem Neid auf uns und wir müssen schützen was wir uns erarbeitet und geschaffen haben. Wir denken, nur weil es über 70 Jahre bei uns keinen bewaffneten Konflikt mehr gab wird es das auch nicht mehr geben. Traumtänzer.
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  • rasputin32
    Die Fehleinschätzung, in Afghanistan eine Demokratie zu installieren. kostete Deutschland 50 Menschenleben und 20 Milliarden Euro.
    Das beschloss damals Rot-Grün.
    Dagegen sind Andreas Scheuers Fehleinschätzungen zur Maut vergleichsweise Peanuts.
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  • kleinhenz_philipp@web.de
    Sie bezeichnen Menschenleben tatsächlich als „Peanuts“, um gegen rot-grün zu stänkern und Scheuer in Schutz zu nehmen? Völlig absurd und ekelhaft!
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • hableser
    Zum Thema Autofahrer und Radfahrer ein Hinweis: Ich habe erlebt, wie die Radler der friedliche? Veranstalter in der Fußgängerzone Marktplatz herumgefahren sind. Auch das hat was mit friedlichem Umgang mit Mitmenschen zu tun ?!
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Würde uns alle hier interessieren, wie diese dort herumgefahren sind. Beschreiben Sie uns das doch bitte! Dankeschön
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