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Hammelburg
Hammelburg: Bedenken der Stadträte zu Plänen für Schloss Saaleck
Grand Metropolitan Hotels bekundete das Interesse an einem Hotelbetrieb auf Schloss Saaleck und hat deshalb seine Pläne für die Burg vorgestellt. Bei einigen Stadträten blieben allerdings Fragen offen.
Schloss Saaleck       -  Werden die Pläne von Grand Metropolitan Hotels realisiert, könnte das Luftbild von Schloss Saaleck bald anders aussehen.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Werden die Pläne von Grand Metropolitan Hotels realisiert, könnte das Luftbild von Schloss Saaleck bald anders aussehen.
Milena Meder
 |  aktualisiert: 02.02.2025 16:31 Uhr

Gute Nachrichten für Schloss Saaleck: Die Hotelgruppe Grand Metropolitan Hotels hat mündlich bei einem Gespräch in der Stadtverwaltung sowie einer anschließenden Ortsbesichtigung im Oktober und schriftlich in einem „Letter of intent“ ihr Interesse bekundet, als Pächter die Bewirtschaftung der Immobilie übernehmen zu wollen. „Wir sehen eine Chance am Standort. Wir sehen eine Chance, das auch nachhaltig zu betreiben, sowohl im ökologischen als auch im ökonomischen Sinne“, äußert sich Wilhelm Weber, Leiter der Unternehmensentwicklung von Grand Metropolitan.

Für Schloss Saaleck stelle sich das Unternehmen ein Hotel der Marke „Castlewood Hotels & Resorts“ mit 100 Zimmern vor ( wir berichteten ). „Das sind Hotels, die einen familiären Touch haben. Sie sind in der Regel sehr naturnah und es sind traditionelle Häuser“, erklärt Weber in der Stadtratssitzung Ende Januar. Doch: Trotz seiner ausführlichen Erläuterungen blieben bei einigen Stadträten noch Fragen offen. 

Dritter Bürgermeister Christian Fenn (Junge Liste): „Wie stabil ist so ein Pachtvertrag? Auf welche Zeitspannen sind sie festgelegt?“ 

Christian Fenn       -  Dritter Bürgermeister Christian Fenn (Junge Liste)
Foto: Wolfgang Dünnebier | Dritter Bürgermeister Christian Fenn (Junge Liste)

Normalerweise würden solche Betreiberverträge immer auf die Dauer von mindestens zwanzig Jahren geschlossen werden. „Plus zwei Mal fünf Jahre Option, sodass man dort eigentlich einen Zeithorizont von in der Regel dreißig Jahren hat, mit dem man planen kann“, erklärt Adnan Azrak, Geschäftsführer vom Büro Volz und Partner.

Es gebe natürlich verschiedene Varianten, unter 20 Jahre Vertrag sei aber die Ausnahme. Denn: Für die Finanzierung benötige es Planungssicherheit. „Der Betreibervertrag allein ist aber nicht Finanzierungsgrundlage“, fügt Olaf Volz noch hinzu. Er sei ein Teil davon, könne aber nicht die einzige Basis sein. 

Yannick Pfriem (Freie Wählerschaft): „Auf welches Gästeprofil wird in Hammelburg gezielt?“

Yannik Pfriem       -  Stadtrat Yannik Pfriem (Freie Wählerschaft)
Foto: Peter Stürzenberger | Stadtrat Yannik Pfriem (Freie Wählerschaft)

Bei der Marke Castlewood, welche für Schloss Saaleck vorgesehen ist, sei immer die Öffnung zum lokalen Markt ein wesentliches Element – auch in der Gastronomie. Die könne in Hammelburg aber nur funktionieren, wenn sich ganzjährig betrieben wird. „Es wird also auch ein Würstchen und Bierangebot geben, dass bezahlbar ist“, erklärt Wilhem Weber von Grand Metropolitan. Ergänzt werde das ganze noch durch Kaffee und Kuchen.

„Wir probieren meistens in der Gastronomie in den gehobenen Bereich zu gehen“, erzählt er weiter. Wobei das Unternehmen in Hammelburg nicht auf Michelin-Sterne setzen will, sondern lieber gut bürgerliche Küche anbieten möchte. „Wir versuchen auch immer, die Historie des Ortes aufzugreifen.“ Auch kleinere Tagungen und Hochzeiten könne sie der Unternehmer auf Schloss Saaleck vorstellen. Mit den genauen Planungen würde das Gastro-Team von Grand Metropolitan aber erst mit Abschluss des Pachtvertrages beginnen. „Da sind also auf alle Fälle noch Komponenten dabei, die offen sind“, berichtet Weber. 

Gabriele Ebert (Freie Wählerschaft): „Wo soll das Personal herkommen? Und was sagen Sie zur Auffahrt zu unserem Schloss?“ 

Personal

„Wir haben ein generelles Kräfteproblem in der Branche“, verdeutlicht Weber. Natürlich stehe Grand Metropolitan auch in Hammelburg auf Schloss Saaleck vor dieser Herausforderung. Die Vorteile: „Wir arbeiten sehr eng mit Hotelfachschulen und Bildungsinstituten zusammen“, sagt Weber.

Außerdem versuche man gerade im Veranstaltungsbereich immer Leute aus der näheren Umgebung zu begeistern. „Wir haben auch eigene Kursangebote, um die Menschen zu schulen.“ Schwierigster Bereich in Sachen Personal sei aktuell das Housekeeping. Während im Bankettbereich immer noch motivierte Bürgerinnen und Bürger gefunden werden, sei es bei der Zimmerreinigung etwas schwieriger. 

In Hammelburg werde das Unternehmen deshalb wahrscheinlich in Bereichen wie der Wäsche auf externe Dienstleiter zurückgreifen müssen. Der erste Versuch sei aber immer lokal, betont Weber. „Wenn wir in Hammelburg genug Mitarbeitende finden und alles mit dem Eigenbedarf abdecken können, dann komme ich persönlich zu ihnen in den Stadtrat und lasse eine Runde springen“, sagt er mit einem Schmunzeln. Würde das gelingen, wäre es das erste Mal in Deutschland, dass dies so funktioniert hat.

Zufahrt 

Bei der Zufahrt muss Weber auf die nachgelagerten Planungen verweisen. „Ich kann aber sagen, dass wir bis jetzt jede Zufahrtssituation lösen konnten“, betont der Experte. Aus seiner Erfahrung weiß er: Die größten Herausforderungen seien meistens nicht während des Hotelbetriebs, sondern eher während der Bauarbeiten. 

Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Assmann (Bündnis 90/Die Grünen/Bürger für Umwelt): „Um welchen Zeitraum geht es denn?“

Elisabeth_Assmann       -  Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Assmann (Bündnis 90/Die Grünen/Bürger für Umwelt)
Foto: privat | Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Assmann (Bündnis 90/Die Grünen/Bürger für Umwelt)

„Im Idealfall, wenn man ein leeres Grundstück hat und eine Idee realisieren möchte, hat man 36–48 Monate – auf der grünen Wiese“, erklärt Adnan Azrak, Geschäftsführer vom Büro Volz und Partner. Auf Schloss Saaleck müsse der Zeithorizont allerdings etwas verlängert werden. Vier Jahre seien hier sehr ehrgeizig gedacht. Es brauche alleine ein Jahr Vorbereitungsphase, um einen Plan zu erstellen und die Investitionskosten zu schätzen, danach die Finanzierung zu klären, in die Detailplanung zu gehen, Baurecht zu schaffen und vieles mehr. „Ich sage mal vier bis fünf Jahre wird das Projekt auf jeden Fall dauern.“ 

Dr. Reinhard Schaupp (CBB): „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht in eine Traumland-Situation hineinbegeben.“ 

Dr. Reinhard Schaupp       -  Stadtrat Dr. Reinhard Schaupp (CBB)
Foto: Ernst Deier | Stadtrat Dr. Reinhard Schaupp (CBB)

Der erste Schritt sei gemacht, der Betreiber ist gefunden. „Aber der zweite wichtige Schritt ist natürlich die Prüfung der Finanzierbarkeit.“ Hier könne zum jetzigen Zeitpunkt festgestellt werden, dass die Stadt nicht die wirtschaftliche und finanzielle Kraft habe, dies allein zu finanzieren, betont Schaupp. „Die Liquidität reicht dazu nicht aus“, stellt der Stadtrat fest. Es brauche weitere Unterstützung. Das ist auch Bürgermeister Armin Warmuth klar, weshalb er immer wieder von einem „Strohhalm“ spricht. 

 

 
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  • franz-peter potratzki
    Meine Bitte an an alle Stadträte und dem Oberbürgermeister. Bitte kommen Sie nicht auf die Idee, dieser Firma eine Zusage zu machen. Sie werden es bitter bereuen. Hammelburg ist kein Urlaubsstandort und wird es auch nicht werden. Suchen Sie nach anderen Lösungen für das Schloss Saaleck, auch wenn dies schwierig wird.
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    • Antworten
  • Roland Albert
    So schauts aus…
    Der Geschäftswert dieser Konglomerate geht gegen null und die Stadt respektive der Steuerzahler investiert für fremde Abschöpfer.
    Eigentlich muss man das unterbinden. Klare Verträge, dass die Steuerlast im Landbei der Gemeinde zu bleiben hat!
    Man darf sich eben nicht alles bieten lassen, nur um das Momentum zu sichern ohne den Weitblick ausser acht zu lassen.
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  • Peter Koch
    Ob ein „Strohhalm“ als Schwimmhilfe reicht wenn man in einem Haifischbecken schwimmen will?
    Die Castlewood Hotels & Resorts AG betreibt keines ihrer Hotels selbst. Betreiber ist immer eine GmbH die im Falle der Pleite halt mit ihrem überschaubaren Stammkapital haften würde. An die AG aus der Schweiz käme der Verpächter nicht ran. So viel zum tatsächlichen Wert eines über 20 Jahre laufenden Pachtvertrags.
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