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Hammelburg
Hammelburg: An diesem Haus ist alles bio
Das Haus von Hans-Josef und Annemarie Fell produziert Strom. So viel, dass sie sich jetzt vom öffentlichen Netz abmelden konnten. Wie sie das geschafft haben, erzählen sie hier.
Hans-Josef und Annemarie Fell vor ihrem Haus mit dem begrünten Dach. Die Sonnenkollektoren sind auf der anderen Seite. Foto: Susanne Will       -  Hans-Josef und Annemarie Fell vor ihrem Haus mit dem begrünten Dach. Die Sonnenkollektoren sind auf der anderen Seite. Foto: Susanne Will
| Hans-Josef und Annemarie Fell vor ihrem Haus mit dem begrünten Dach. Die Sonnenkollektoren sind auf der anderen Seite. Foto: Susanne Will
Susanne Will
 |  aktualisiert: 17.08.2022 02:46 Uhr

Wenn Hans-Josef und Annemarie Fell derzeit an Tankstellen vorbeifahren, können sie sich ein Lächeln wohl nicht verkneifen: Der Strom für ihre E-Autos kommt aus der heimischen Steckdose. Und dafür zahlen sie mittlerweile keinen Cent mehr. Denn: Die Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach ihres Wohnhauses liefern ihn. Die Module liegen nicht auf Ziegeln, sondern auf Moos und Gräsern des grünen Dachs. Im Keller sorgt Rapsöl aus Werneck für kuschelige Wärme und den Strom, wenn die Sonne im Winter zu schwach ist. 1985 haben sich die Fells einen Traum erfüllt - unabhängig wohnen zu können. Jetzt haben sie sich sogar vom öffentlichen Stromnetz abmelden können.

Führungen durchs Haus

Das Haus steht in Hammelburg und nicht nur da kennt jeder die Fells und ihr Haus. Zum einen, weil das Haus so ungewöhnlich ist, dass die Fells gerne Führungen durch die eigenen vier Wände machen. Zum anderen, weil Hans-Josef Fell berühmt wurde, weil er das EEG, das Erneuerbare Energien-Gesetz, erfunden hat.

Auch 36 Jahre nach dem Bau des Holzhauses führt der fast 70-Jährige stolz durch das Haus, das einst auch Heimat für ihn, seine Frau und die drei mittlerweile erwachsenen Kinder war. Eines der Herzen der regenerativen Wunder-Hütte ist im Keller und ein Dieselmotor für das Blockheizkraftwerk. "Der natürlich mit Pflanzenöl läuft", erklärt Fell. Das Rapsöl ist so sauber, dass es sogar Lebensmittelqualität hat, sagt Annemarie Fell. "Und das Kohlendioxid, das beim Verbrennen durch den Schornstein geht, nimmt die Rapspflanze während ihres Wachstums wieder auf und bildet neues Pflanzenöl - somit bin ich CO2-neutral."

Abwärme in die Heizung

Der Generator produziert aus einem Drittel der Pflanzenöl-Energie den Strom, den das Haus im Winter benötigt, die anderen zwei Drittel - die Abwärme des Dieselmotors - fließen in die Heizung. Was die beiden Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach - eine alte mit 1,8 KW und eine neue mit 2,4 KW - an Sonnenstrom liefern, wird ebenfalls im Keller in zwei großen Batterien zwischengespeichert, bis es Bedarf an Strom gibt, z.B. für die nächtliche Beleuchtung, den Kühlschrank, die Sauna oder zum Laden der E-Autos .

Drei intelligente Wechselrichter machen aus dem Gleichstrom der Solaranlage Wechselstrom und simulieren dem Blockheizkraftwerk (BHKW) die Frequenz des Netzes, womit es auch "schwarzstartfähig" ist, ganz ohne Netzanschluss. Mit der Abwärme des BHKW im Winter wird auch ein 800 Liter fassender Warmwasserpufferspeicher erhitzt, im Sommer machen dies die Warmwassersolarkollektoren. "Wir haben selbst bei vier Tagen mit bedecktem Himmel noch warmes Wasser."

Das Haus der Fells ist komplett ökologisch durchdacht - und das zu einer Zeit, wo Jute-Taschen-Träger oft belächelt wurden. "Als wir unser Dach begrünten, haben einige schon gedacht, dass wir völlig meschugge sind", erinnern sie sich. Aber: "Es gab immer auch Fans" und die werden immer mehr, nicht zuletzt durch Klimakatastrophen wie im Ahrtal. "Wenn dort auch solche ,Schwammdächer' errichtet worden wären, wäre die Flut nicht so katastrophal ausgefallen." Denn: Das begrünte Dach hält das Wasser von oben zunächst zurück. Was dann noch abläuft, fangen die Fells auch in einer Zisterne auf, die wie ein Brunnen im Wintergarten steht. "Das ist dann unser Gießwasser".

Und wenn sich im Winter der Glasraum aufheizt, "dann öffnen wir die Fenster zum Wohnzimmer und haben eine Zusatzheizung". Unterm Pflaster im Wintergarten wachsen die Wurzeln einer großen Feige, "wir haben von Juni bis Oktober süße Früchte".

Die Fells sind das, was man heutzutage gerne authentisch nennt: Kennengelernt hat sich das Paar in der Jugend, sie 16, er 18 - und beide hatten die gleiche Einstellung. Diese Erde muss geschützt werden, eine zweite haben wir nicht. Beide leben seit Jahrzehnten weitgehend vegetarisch, die Küche führt Annemarie Fell von Anfang an vollwertig mit vielen Körner und Gemüse aus Bioanbau.

Nur billig ist nicht der Weg

Annemarie Fell: "Was mich oft ärgert, ist die Frage, wie viel unser Haus gekostet hat." Billig, billig, billig, das sei nicht der Weg - und ihr Weg gibt den Fells Recht. Hans-Josef Fell : "Natürlich war das in den Anfangsjahren ein großer Happen, den beispielsweise die PV-Anlage, gebaut 1991, mit 70 000 Mark verschlang - aber jetzt brauchen wir den öffentlichen Strom nicht mehr." Mehr noch: Er hat gemeinsam mit den "wirklich toll unterstützenden" ( Hans-Josef Fell ) Hammelburger Stadtwerken versucht, seinen Stromüberschuss ins Netz einzuspeisen. "Aber wir haben keine Chance. Da müsste ich sechs Stromzähler einbauen und die bürokratischen Hürden sind mittlerweile riesig." Ein Umstand, der den Vater des EEG zur Verzweiflung bringen müsste, Sonnenstrom , wenn er mal zuviel da ist, einfach so ungenutzt verrinnen zu lassen.

"Als ich noch Physiklehrer war", so Fell "war diese Frage an meine Schüler und Schülerinnen Standard: Wie viel Mal mehr Energie liefert die Sonne jährlich, als die Menschen an Energie brauchen? Die Antwort ist: Die Sonne liefert 10 000 mal mehr Energie. Wir brauchen nur die Techniken, das zu nutzen."

Diese Tipps gibt Hans-Josef Fell Haus(um)bauern:

Holz: Wer vorhat, sich ein grünes Haus zu bauen, sollte Holz als Baustoff verwenden, sagt Hans-Josef Fell . "Ein Kubikmeter Holz hat 700 Kilogramm CO2 gespeichert. Ein Kubikmeter Beton setzt 700 Kilogramm CO2 frei."

Garten: Grün, Grün, Grün - wo immer es möglich ist. Fells Garten wurde jüngst auch mit dem Zertifikat "Naturgarten" ausgezeichnet. Hier wird CO2 gebunden, hier versickert Regenwasser, in Fells Garten lockt auch ein 16 Meter langer Naturschwimmteich nicht nur zum Baden Menschen an, sondern auch eine Ringelnatter. "Alle Farben oder Lacke oder Imprägnierungsmittel sollten baubiologisch sein."

Energie: "Unser Ziel war es, unabhängig vom immer teurer werdenden Erdöl und Erdgas, sowie vom Atom- und Kohlestrom zu werden. Selbstversorger zu werden für Strom, Wärme, Kühlung und auch vom Sprit für die Autos , was wir mit unseren beiden kleinen E-Autos erreicht haben. Jetzt zahlen wir keine Stromrechnung und keinen Sprit für die Autos mehr". Wer jetzt beispielsweise das Haus seiner Eltern geerbt hat, sollte laut Fell sofort die Öl- oder Erdgasheizung entsorgen, "egal, ob sie relativ neu oder alt ist". Denn: "Die Rohstoffe Erdöl und Erdgas werden knapper - und damit teurer." Er rät zu einer Wärmepumpe, dazu leistungsstarke Photovoltaik-Anlagen plus Batteriespeicher. "Der Reststrom, den man dann noch braucht, sollte vom Ökostrom-Händler bezogen werden." Das schone den Geldbeutel und das Klima.

 
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Kommentare
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  • W. W.
    Wenn jemand wie Herr Fell aus seiner politischen Zeit Verbindungen zu allen Behörden hat, Zuschüße erhält, mit Euros überhäuft wird, dann noch eine hohe Pension bezieht, wenn er sich das nicht leisten kann, wer dann? Ich als kleiner Rentner nicht!
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  • S. S.
    "Er rät zu einer Wärmepumpe, dazu leistungsstarke Photovoltaik-Anlagen plus Batteriespeicher."Ich hab zwar kein Physik studiert, aber das umwandeln der Sonnenenergie in Elektrische Energien um sie dann wieder in Wärmeenergie umzuwandeln halte ich für nicht allzu sinnvoll. Solarthermie mit mehreren Pufferspeichern wäre hier die effizientere Lösung.
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  • S. F.
    Wenn die Fells in einem"normalen Haus" wohnen würden, würde es wieder heissen:"Wasser predigen, Wein trinken'.
    Bei manchen Kommentatoren kann man machen was man will.
    Glückwunsch Familie Fell zu ihrem nachhaltigem Haus.
    Alles Richtig gemacht!
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    Was soll man zu solchen Kommentaren sagen? Nichts!
    Die Fell's sind sehr gute Beispiele wie man es richtig macht. Sie waren Ihrer Zeit weit voraus - und sind es, wenn ich mir die Kommentare so durchlese, immer noch. Glückwunsch zu Haus und Garten und die Philosophie dahinter. Weiter so!
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  • H. E.
    Die Rechnung ist doch an den Haaren herbei gezogen! Die PV Anlage langt weder für den täglichen Gebrauch noch für das Laden eines Fahrzeugs! Oder ist das Komma verrutscht?
    Um das BHKW mit Biokraftstoff zu betreiben blendet nur den Betrachter, denn das freigesetzte CO2 erwärmt in gleicher Weise die Atmosphäre wie scho hier mal geschrieben! Ein Dachs (BHKW) allein ist noch nicht die Lösung! Es wird verbrannt!
    Und zum anderen sei auch mal erwähnt, dass uns Bürgern das EEG bislang Milliarden gekostet hat und dabei nur die wenigsten profitieren konnten!
    Das EEG ist grünes LobbyGeld was alle Parteien wieder abschaffen wollen!

    https://amp.welt.de/wirtschaft/article158668152/Energiewende-kostet-die-Buerger-520-000-000-000-Euro-erstmal.html

    Bei der EEG-Umlage geht es um rund 25 Milliarden Euro – pro Jahr.

    https://amp2.wiwo.de/politik/deutschland/energiepreise-milliardenfrage-eeg-umlage-die-kosten-des-klimaschutzes/27465762.html

    Warum wird Fell von der Presse so hoch gejubelt???
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @Micro: Neidisch!
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  • H. E.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • H. E.
    Iwo!!! Wirklich nicht! Ich möchte das Haus nicht geschenkt mit all dem Ungeziefer!
    Und Nattern im Teich! Wer es mag!
    Zudem lebe ich autark! Ohne BHKW!
    Und Wenn, dann neidisch hinten mit „?“ ansonsten könnte das fehlinterpretiert werden!
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    Nö, nö Mirco, das ! passt scho! Ich stelle ja nicht in Frage, ob Sie neidisch sind - Sie sind es!
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  • S. T.
    „Warum wird Fell von der Presse so hoch gejubelt???“

    Weil die Idee und Umsetzung genial und visionär ist… aber es gibt wohl immer Menschen die s es lies schlecht reden und nichts sonst beizutragen haben

    Ich finde es genial. Ich hätte auch gerne so ein Haus. Da kann m es n dich jedenfalls Anregungen holen
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  • R. A.
    Was ist daran visionär? Es sind bekannte Techniken, die örtlich vereint wurden. Dazu muss man wissen, was da an Subventionen geflossen sind, die es heute in der Form nicht mehr gibt, auch die Vergütung war exorbitant. Alles nicht mehr gegeben und auch politisch in keiner Weise gewünscht. Ob der Herr Bundestagsabgeordnete aD das auch so bezahlt hat, wie unsereiner das zahlen müsste, sei jetzt mal dahin gestellt. Der ein oder andere Lobbybonus ist immer drin. Was auch gerechtfertigt sein kann. Auch wir haben Referenzobjekte. Die Art, wie die MP das jetzt aber versucht, rüberzubringen ist hanebüchen. Es gibt tausende Mitbürger, die das auch machen würden, wenn die Hürden nicht inakzeptabel hoch wären!
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  • F. G.
    "Und das Kohlendioxid, das beim Verbrennen durch den Schornstein geht, nimmt die Rapspflanze während ihres Wachstums wieder auf und bildet neues Pflanzenöl - somit bin ich CO2-neutral."

    Ist das nicht eine Milchmädchenrechnung? Es wird doch erst einmal CO₂ freigesetzt. Findet dadurch nicht trotzdem eine Aufheizung der Atmosphäre statt?
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  • D. E.
    Das läuft nicht hintereinander ab sondern parallel.
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  • T. D.
    Das Ganze ist schön , wenn man es sich leisten kann !
    Fragen Sie doch einmal nach der Summe der Baukosten und dann schauen Sie mal nach , wer und wie man sich dies dann finanziert. Ich gönne jedem sein Haus und sein Vermögen , aber für einen 16 mtr. langen Naturteich Werbung zu machen , halte ich
    für absolut übertrieben .
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  • R. B.
    Es ist schon sehr offensichtlich welches Forum Sie Herrn Fell in dieser Zeitung in regelmäßigen Abständen ermöglichen. Ich denke da gibt es zahlreiche gute andere Beispiele für ökologisches Wohnen, nur sind die eben nicht so prominent und GRÜN.
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  • P. K.
    Mittlerweile dürften hier alle gemerkt haben, dass Sie die Mainpost für eine linksgrün durchsetzte Zeitung halten, die keine Gelegenheit auslässt, Wahlkampf für die Grünen zu machen.
    Sie brauchen Ihre Einschätzung also nicht mehr unter jeden Artikel zu posten, der im Entferntesten einen Bezug zu den Grünen hat.
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  • R. B.
    "links-grün durchsetzt", Sie sind ein aufmerksamer Beobachter.
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  • R. A.
    Ein Politiker (auch Ex) kann sich vielleicht mit Vitamin B von der öffentlichen Versorgung abmelden. Einem Normalbürger wird das nicht gestattet. Es herrscht Anschlusspflicht, zumindest legen die Grundversorger das so aus. Bei mir ist es so, dass ich den Zähler zahlen muss. Danach habe ich gekappt. Der Rest ist bekannte Technik…Auf was anderes haben die sich nicht eingelassen.
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