Pure Verzweiflung, blanker Hass, Machtgehabe und nackte Angst bekamen die zahlreichen Zuschauer im Frobenius-Gymnasium mit. Die "FrobFrogs", die Theatergruppe, gab mit "Herr der Fliegen" schwere Kost zum Besten. Aber es gab, wenn auch nur kurz, helle Momente und ab und zu Szenen zum Schmunzeln.
Das Stück wurde von vier "Profilfächlern" mitgestaltet. Sie schrieben eigens einen Monolog dafür, den sie dann auch spielten. So wie Jerome Schwappach aus der Q12, dem die Arbeit mit der Theaterleiterin "unheimlich viel Spaß" gemacht hat. "Den Text selbst zu schreiben und mit besonderen Betonungen und Gesten zu spielen, war schon anspruchsvoll." Die Gruppendynamik überraschte ihn sehr positiv: "Wir konnten uns gegenseitig mit Tipps gut unterstützen." Philomena Reichert aus der 10b führte erstmals mit Regie: "Ich mag es, eigene Ideen einzubringen und zu koordinieren. Das Stück ist jedoch noch viel besser geworden, als ursprünglich geplant, weil auch von den Spielern Ideen und Einflüsse kamen." Für Oberstudienrätin Eva-Maria Conrad war das Stück ebenfalls eine Herausforderung: "Wir hatten die wichtigsten Rollen doppelt besetzt, falls einer ausfallen sollte. Dadurch hat sich der Probenaufwand erhöht. Aber die Motivation der Schüler und Profilfächler war einzigartig. Sogar wochenends haben sie ohne mich geprobt."
Die rund 30 Schauspieler quer durch alle Jahrgangsstufen überzeugten mit einer großen Palette an gespielten Emotionen und schreckten auch vor Mord nicht zurück. Die Adaption an den Jugendroman von William Golding , die die Gegenwart samt Tücken ins Blickfeld nahm, war durchaus gelungen und ließ die Darsteller oft über sich hinauswachsen.
"Ein ganz normales Passagierflugzeug, das von einer Minute auf die andere plötzlich von den Radarschirmen verschwindet, ohne Notruf, ohne eine einzige Nachricht oder auch nur einen Piep über den Funk auszusenden. Die Welt fragt sich: Wohin ist die Maschine verschwunden? Was ist auf dem Flug mit der Nummer LH378 vom Flughafen Winston International in Nairobi / Kenia nach London geschehen? Wo ist die Schülergruppe, die sich an Bord des Kleinflugzeugs befand? Bei der Auswertung der Daten und Namen sind Ungereimtheiten zutage getreten. Sie heizen die Spekulationen über den Vorfall an. Und die Kinder? Sie sahen sich um und stellten fest: Die Insel, über der unser Flugzeug abstürzte, war so anders...", heißt es eingangs durch einen Erzähler.
Das Spiel um Leben und Tod nimmt seinen Lauf. Zwei Gruppen der überlebenden Kinder prallen auf der einsamen Insel aufeinander - die eine gemäßigt, überlegt, organisiert. Aber die Situation bringt den Anführer Luca nach Tagen an seine Grenzen. Für die andere Gruppe mit dessen Anführer Jack dreht sich alles nur um eines: Fressen oder gefressen werden. Es kommt, wie es kommen muss, obwohl es nur Kinder sind: Ein Wort ergibt das andere, die Drohungen werden ernster und zum Ende bringt sich die Meute in einem Massengemetzel gegenseitig um. Nur wenige überleben bis zur Rettung durch ein Schiff.
In den Dialogen spiegelten sich nicht nur gekonnt die Emotionen wieder. Aussagen, wie "So sind die Menschen. Wo sie hinkommen, zerstören sie die Paradiese", würden auch in unser Leben passen und machen nachdenklich. Immer wieder gab es Ausblicke in die Gegenwart der Überlebenden, wie sie jetzt ihr Leben meistern. Oder ob sie sich selbst weiter belügen, weil sie immer noch nicht das Drama auf der Insel verwunden haben. Mit einer Einladung zu einer Gedenkfeier kocht alles wieder hoch. Ein spürbar beklemmendes Spiel. In einzelnen Szenen wurde sogar das Publikum eingebunden. Das schön gestaltete Bühnenbild spiegelt ein Paradies wider, das der Inhalt des Stückes nicht zulässt. Auch Musik und Beleuchtung wurden passend gewählt. Eine rundum gelungene Aufführung, oder wie ein Zuschauer treffend meinte: "Kennt man das Buch, ist das Stück anders, aber überraschend gut. Bei vielen Darstellern hat man gemerkt, dass sie sich gegenüber Jahren zuvor in ihrer Leistung gesteigert haben."