Ganz neue Perspektiven eröffnete Abiturientin Jessica Iff rund einem Dutzend Kindern und Jugendlichen in der Stadtbücherei. Sie weihte dort in ihre Leidenschaft für das Manga-Zeichnen ein. Ob als gedruckte Geschichten oder in Zeichentrickfilmen, den sogenannten Anime. "Mangas werden immer beliebter", schwärmt die 17-Jährige. Sie hat gerade das Abitur bestanden.
"Es ist faszinierend, sich zwischendurch mal eine Stunde hinzusetzen und in anderen Welten hineinziehen zu lassen", wirbt sie für das Selbermalen. Bei ihren Zuhörerinnen und Zuhörer stieß sie damit auf offene Ohren. An vier Tagen gab die Künstlerin ihre Fertigkeiten weiter.
Dabei stieß sie auf ein interessiertes Publikum. Über eine Projektion an der Wand ließ sie sich beim lehrreichen Zeichnen buchstäblich auf die Finger schauen. Denn Übung macht den Meister. "Es war ein langer, steiler Weg", schilderte sie ihren eigenen künstlerischen Werdegang. Angefangen hat sie schon in der fünften Klasse. Schon bald wurden Lehrer auf das besondere Talent ihrer Schülerin aufmerksam. Bei einem Additum in der Oberstufe sammelte sie zusätzliche Zeichenpraxis.
Es brauche jahrelange Übung, um Manga-Figuren in Szene zu setzen. "Inzwischen bin ich relativ zufrieden mit meinen Zeichnungen", sagt Jessica Iff bescheiden. Merkmal ihrer Kunst sind eine niedliche bis kindliche Darstellung der Figuren, oft mit großen Augen, und lange, filmartig erzählte Geschichten. Nicht nur die künstlerische Umsetzung ist eine Herausforderung, sondern auch die Ausarbeitung von Episoden und Drehbüchern.
Erste zaghafte Striche
So weit sind die Teilnehmer am Ferienprogramm noch lange nicht. Zunächst zaghaft brachten sie unter der fachkundigen Anleitung die ersten Linien auf das Papier. Beim Vorzeichnen unter lautem Denken offenbarte die junge Frau am Pult ihren verinnerlichten Schatz an Formen, Farben und Flächen. Auf diese Weise weckte die routinierte Gestalterin bei ihren Nachahmern den Mut zu entschlosseneren Strichen.
"Sie geben alle ihr Bestes", schwärmte Jessica Iff von der konzentrierten Arbeitsatmosphäre in dem Schulungsraum zwischen den Bücherregalen. Grundsätzlich haben Manga-Zeichnenden ihren eigenen Stil. Belohnt werden sie durch einen wahren Kosmos der Ausdrucksmöglichkeiten. "Da gibt es schöne Ausdrucksmöglichkeiten, die kennt der Realismus nicht", beschreibt die Gestalterin das Potenzial dieser Kunst.
Helden in fremden Welten
Themen der Manga-Erzählungen sind Abenteuer von Helden in fremden Welten, Alltägliches zum Beispiel an der Schule, Fantasy und Krimis. Viel Übung kostet es, um die ersten Gesichter auf das Papier zu bringen. Die zweite Doppelstunde verwendete die ehrenamtliche Kunstlehrerin auf die Darstellung von Körpern, um sich in der dritten um die Abbildung von Accessoires, wie Handtaschen, Schmuck und Schuhen zu widmen.
Eine Fragestunde zeigte, wie begeistert die jungen Lernenden bei der Sache waren. In der letzten Doppelstunde malten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Manga-Bild, um es stolz mit nach Hause zu nehmen. Dort haben sie jetzt Zeit, ihre Fertigkeiten je nach Lust und Laune zu verfeinern.
Wird das Hobby zum Beruf?
Für Jessica Iff steht aber erst einmal die Berufswahl an. Am liebsten würde sie in Richtung Kunst studieren. Möglicherweise wird das Hobby dann zum Beruf. Vor allem die Zeichentrickfilme, die Animes, habe es ihr angetan. Stundenlang kann man bei der Erstellung in andere Welten eintauchen. Erste Ansätze in dieser Richtung hat sie bereits für sich unternommen.
Doch sich in der hartumkämpften Branche den Lebensunterhalt zu verdienen, ist nicht ganz einfach, weiß Jessica Iff. Langweilig wird ihr mit ihrem Hobby auf keinen Fall. "Kunst weiter zu geben ist ein besonderer Wert", findet sie. Deswegen schließt sie weitere Kursangebote nicht aus.