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Hammelburg
Letzter Sprung ins Hammelburger Hallenbad
Am Freitag schließt das Hammelburger Hallenbad für drei Monate. Bürgermeister Armin Warmuth spricht zwar von „sehr unglücklicher Kommunikation“, aber die Entscheidung bleibt wohl.
Die Drittklässler der Euerdorfer Einhard-Grundschule hatten in dieser Woche ihr letztes Schulschwimmen im aktuellen Schuljahr.       -  Die Drittklässler der Euerdorfer Einhard-Grundschule hatten in dieser Woche ihr letztes Schulschwimmen im aktuellen Schuljahr.
Foto: Ralf Ruppert | Die Drittklässler der Euerdorfer Einhard-Grundschule hatten in dieser Woche ihr letztes Schulschwimmen im aktuellen Schuljahr.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 14.06.2024 11:00 Uhr

28 Grad Wassertemperatur bietet das Hallenbad am Freitag zum letzten Mal bis Ende August. Danach soll der Betrieb heruntergefahren werden. Draußen hat das Wasser aktuell höchstens 18 Grad, die Luft-Temperatur sank in der Nacht auf Donnerstag bis auf 2 Grad. „Da können wir doch keinen Unterricht mit Achtjährigen im Freibad machen“, sagt eine Lehrerin, die nicht namentlich genannt werden möchte.

Enttäuscht ist auch Kathrin Crefeld, die ein Kind in der 3. Klasse der Grundschule Langendorf hat: Auf Nachfrage habe die Schule mitgeteilt, dass Schwimmen nach Pfingsten aus dem Stundenplan gestrichen ist. „Ich finde es schade für die Kinder“, bedauert Kathrin Crefeld, dass der Schule erst Termine zugesagt und jetzt kurzfristig abgesagt wurden, und: „Ich finde es wichtig, dass die Kinder heute noch Schwimmen lernen.“

Kritik an der Kündigung von Verträgen

„Laufende Verträge zu beenden, indem man Fakten schafft, und die Betroffenen erst nachher und auf öffentlichen Druck informieren, ist nicht professionell“, schreibt ein Vater in Facebook . Die Schließung des Hallenbades wurde auch in der Sitzung des Stadtrates am Mittwochabend kurz angesprochen: Die Wasserwacht-Ortsgruppe Hammelburg hatte die Stadt in einem Brief darum gebeten, die Entscheidung noch einmal zu überdenken.

„Das ist keine Option für uns“, kommentierte Wasserwacht-Betreuerin Brigitte Ruppert das Angebot, ins Freibad zu wechseln. Für die Kinder ab fünf Jahren müsste das Wasser mindestens 24 Grad haben. „Das ist selten der Fall.“

Die Wasserwacht führt in ihrem Schreiben an, dass die Schwimmfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen auch durch die Pandemie immer mehr abgenommen habe. Die Übungsstunden würden sich gerade erst wieder besser füllen: Die ehrenamtlichen Betreuer trainieren am Montag- und Mittwochabend insgesamt rund 50 Kinder und Jugendliche.

Der Wechsel ins Freibad sei schon deshalb nicht möglich, weil es bei schönem Wetter zu voll sei und bei schlechtem Wetter zumindest bisher früher geschlossen wurde.

Grundschulen sagen Schwimmunterricht ab

Auf Nachfrage bestätigten Grundschulen, dass sie kurzfristig den Schwimmunterricht für den Rest des Schuljahres abgesagt und die Busse nach Hammelburg abbestellt haben. Erfahren haben die Schulen von der Schließung aus der Zeitung.

Angeblich wurde der entsprechende Beschluss des Aufsichtsrates sogar auf Facebook veröffentlicht, noch bevor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hallenbades selbst darüber informiert wurden.

„Wenn es das Wetter zulässt, findet der Schwimmunterricht im Freibad statt“, kündigt Matthias Ludolph, Leiter des Hammelburger Frobenius-Gymnasiums, an. Ansonsten müsse der Sportunterricht entfallen oder im Klassenzimmer stattfinden, denn: „Bei der Planung zur Nutzung der Sportstätten in Abstimmung aller Hammelburger Schulen wird das Hallenbad voll eingeplant“, berichtet Ludolph. Nach seiner Kenntnis zahlt der Sachaufwandsträger drei Euro pro Schüler an die Stadtwerke.

Was die Schließung des Hallenbades genau an Einsparungen bringt, dazu machten Stadt und Stadtwerke bisher keine Angaben. Insgesamt scheint das Saaletalbad rund eine Million Euro Verlust in diesem Jahr zu machen, hieß es in einer Nebenbemerkung zu den aktuellen Haushaltsberatungen.

Ein Beschluss über den Wirtschaftsplan der Stadtwerke wurde kurzfristig zurückgestellt: „Ich würde den Wirtschaftsplan gerne beschließen, aber ich verstehe ihn aktuell nicht richtig“, sagte Alexander Stolz , CBB-Stadtrat und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates. Kämmerin Jennifer Triest war davon ausgegangen, dass der Plan im Aufsichtsrat besprochen wurde, dem widersprach Stolz.

„Die Kommunikation war sehr unglücklich“, kommentierte Bürgermeister Warmuth die Schließung des Hallenbades , verteidigte aber den Beschluss: Neben den wirtschaftlichen Daten habe vor allem der Personalmangel dafür gesprochen. Aktuell seien nur drei der vier Stellen für Fachpersonal besetzt, seit Januar sei eine Stelle ohne Erfolg ausgeschrieben.

Zu dieser Argumentation gab es prompt Widerpruch: „Bei uns ist kein Schwimmmeister dabei“, stellte Brigitte Ruppert von der Wasserwacht klar. Auch Silke Schäfer, Leiterin der Schwimmabteilung von TV/DJK Hammelburg , berichtet, dass der Verein die komplette Betreuung selbst übernehme. „Dafür müssen wir alle drei Jahre den Rettungsschwimmer auffrischen.“

Laut Monika Horcher , Grünen-Stadträtin und ehemalige Lehrerin, würden auch die meisten Schulen den Unterricht im Hallenbad selbst betreuen. Auch das Personal des Hallenbades selbst sieht die Problematik wohl so nicht.

„Ausloten, ob noch was geht“

Als „großen Verlust“ bezeichnet Silke Schäfer vom TV/DJK die Schließung. Training im Freibad sei mit Kindern schwierig, deshalb befürchtet sie jetzt vier Monate Pause. „Danach müssen wir dann vielleicht wieder bei Null anfangen.“

Auch Werner Seitz vom TSV Bad Kissingen hat die Entscheidung kalt erwischt. Er habe bereits für das kommende Jahr Schwimmstunden im dann noch einzigen kommunalen Schwimmbad gebucht. „Wir brauchen eine ganzjährige Trainingsmöglichkeit, auch wenn das Bad Kissinger Freibad im kommenden Jahr saniert wird“, sagt der Leiter der einzigen Schwimmabteilung, die im Landkreis an Wettkämpfen teilnimmt.

In der Stadtratssitzung kündigte Bürgermeister Warmuth lediglich an, dass er versuchen werde, „auszuloten, ob noch was geht“. Anträge aus dem Gremium gab es nicht dazu.

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  • D. S.
    Ich bin fassungslos. Offensichtlich hat der Aufsichtsrat eine Entscheidung gefällt, ohne vollständige Informationen zu haben. Man könnte fast meinen, dass Fakten bewusst zurückgehalten wurden, um ein erwünschtes Abstimmungsergebnis zu erzielen. Die Vereine brauchen kein Aufsichtspersonal, auch nicht alle Schulen. Das war dem Gremium wohl nicht bekannt, ebensowenig die Anzahl der Beleger für Kinder und Jugendliche, die fest mit dem Bad planen. Nicht einmal die Beschäftigten des Bades können die Entscheidung versteh! Das lässt ein grundsätzliches Problem in der Zusammenarbeit und Kommunikation vermuten, das dringend aufgearbeitet werden muss. Dass der Stadtrat trotz öffentlicher Berichterstattung in der jüngsten Sitzung nicht einmal eine Intervention versucht, ist ein Armutszeugnis. Kinder und Jugendliche werden wieder einmal leichtfertig geopfert. Das lässt das Vertrauen in die Politik weiter erodieren.
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