Ein kurzer Satz auf der Homepage des Saaletalbades beendet eine Diskussion, die Hammelburg seit Tagen bewegt: „Bleibt für Sie geöffnet“ steht unter der Rubrik Hallenbad . Bis Freitag stand dort noch: „Am 26. Mai könnt ihr das letzte Mal für diese Saison ins Hallenbad , danach hat das Freibad täglich von 9 bis 20 Uhr für euch geöffnet.“
Der Aufschrei bei Schulen und Vereinen sowie jüngeren und älteren Badegästen war groß. „Ich bin sehr erleichtert“, kommentiert Markus Merz, Vorsitzender der Hammelburger Wasserwacht , nun die Wendung.
Beim Blaulichttag am Sonntag hätten Gerüchte über die Schließung des Hallenbades die Runde gemacht, offizielle Informationen habe jedoch niemand gehabt. Besonders ärgerlich war für Merz, dass er allen, die beim Blaulichttag Interesse an der Wasserwacht hatten, keine konkrete Zusage machen konnte: „Wir haben alle in die Warteschleife geschickt“, fasst er den Umgang mit Mitgliedern und Anfragenden zusammen.
„Jetzt starten wir durch und können auch neuen Teilnehmern zusagen“, freut sich Merz und hofft, dass noch vor den Sommerferien neue Schwimmabzeichen vergeben werden. Mit dieser Entscheidung würden die Mitglieder der Hammelburger Wasserwacht sicher auch motivierter ab Samstag die Aufsichtsdienste im Freibad übernehmen.
Betriebsleiter ist optimistisch
Betriebsleiter Edgar Beck freut sich über die Entscheidung: Obwohl er aktuell im Urlaub ist, hatte er in dieser Woche etliche Anrufe zur geplanten Schließung. „Das schaffen wir“, ist Beck optimistisch, dass das Personal die Öffnung des Hallenbades garantieren kann.
Auch er persönlich habe seine Hilfe zugesagt. Die Öffnung bis Ende Juli sei ein guter Kompromiss, um Vereinen, Schulen und Senioren, die nicht ins Freibad wollen, Schwimmen zu ermöglichen, aber das Personal nicht zu überfordern.
„Die Entscheidung ist nicht leichtfertig gefallen, deshalb hat es jetzt auch etwas länger gedauert, sie zurückzunehmen“, fasst Armin Warmuth (CSU) die Beratungen zusammen. Als Bürgermeister sitzt er gleichzeitig dem Aufsichtsrat der Stadtwerke vor. „Die Gasmangellage des vergangenen Winters ist weiterhin präsent und die Energiekrise herrscht immer noch vor“, verweisen Stadt und Stadtwerke in einer gemeinsamen Mitteilung auf eine Verdopplung der Energiepreise.
Zudem werde der Strom fürs Hallenbad noch nicht vollständig regenerativ erzeugt. „Aus energiepolitischer Verantwortung heraus wäre ein Handeln dringend geboten“, heißt es weiter.
Laut den Stadtwerken werden in den Monaten Juni bis August im Hallenbad rund 15.000 Kubikmeter Gas und 75.000 Kilowattstunden Strom verbraucht. Zusätzlich sei beim Doppelbetrieb von Frei- und Hallenbad für Technik, Aufsicht und weitere Arbeiten ein erhöhter Personalaufwand erforderlich.
Prognose: 1,23 Millionen Euro Defizit
Die Stadtwerke rechnen für das laufende Jahr mit einem Verlust von 1,23 Millionen Euro für den Bäderbetrieb. Davon schießt die Stadt Hammelburg aktuell 490.000 Euro zu, den Rest müssen die Stadtwerke tragen.
„Belegungen durch Vereine oder Schulen sind nie kostendeckend“, stellen Stadtwerke und Stadt klar. Wie sich die Defizite genau verteilen, wie hoch Heiz- und Stromkosten in den warmen und sonnenreichen Monaten Juni und Juli tatsächlich sind, geht aus der Erklärung nicht hervor.
„Wir sehen den gesellschaftlichen Auftrag“, kommentiert Bürgermeister Warmuth andererseits die Diskussionen der vergangenen Woche und die Schließung von anderen kommunalen Schwimmbädern. „Wir sind stolz auf unser Saaletalbad und dessen Qualität“, stellen Stadt und Stadtwerke deshalb auch fest, selbst wenn der Unterhalt eine große Herausforderung darstelle.
Die Stadtwerke verweisen auch auf die schwierige Personalsituation: „Von vier Fachangestellten für Bäderbetriebe stehen noch drei für die Sommersaison zur Verfügung.“ Eine Stelle sei seit Januar ausgeschrieben. Der Doppelbetrieb für zwei Bäder sei arbeitsrechtlich und sicherheitstechnisch „nur schwer zu verantworten“. Urlaub sei nur in Ausnahmefällen möglich.
Trotzdem sei entschieden worden, das Hallenbad noch bis Ende Juli offen zu lassen – mit einer Einschränkung: „Es wird darauf hingewiesen, dass bei Personalausfall sofort reagiert und das Hallenbad gegebenenfalls auch kurzfristig geschlossen werden muss“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Stadt und Stadtwerken, und: „Dies kann auch Auswirkungen auf den Freibadbetrieb mit sich bringen.“ Die Entscheidung sei auch mit dem Aufsichtsrat abgestimmt.
Dazu ein Kommentar von Redaktionsmitglied Ralf Ruppert:
Beleg für Bürgernähe
Stadt und Stadtwerke haben doch noch die Kurve bekommen. Das ist gut so. Nach dem Ärger kommt die Erleichterung: Vereine und Schulen können doch noch ihren Unterricht nach den Pfingstferien fortführen, Senioren und Familie mit kleinen Kindern können bis Ende Juli auch bei schlechtem Wetter schwimmen. Hoffentlich kommt die Entscheidung nicht zu spät, und die Vertragspartner der Stadtwerke können noch reagieren, also Eltern informieren und Busse wieder bestellen.
Kaum ein Thema in den vergangenen Jahren hat für so viel Unmut gesorgt, wie die kurzfristige und schlecht kommunizierte Entscheidung des Aufsichtsrates der Stadtwerke, das Hallenbad bereits Ende Mai zu schließen. Früher war das Bad meist ganzjährig geöffnet, im Jahr 2022 zumindest bis Ende Juli. Darauf hatten sich Vertragspartner, Eltern und Kinder verlassen. Entsprechend groß war die Enttäuschung etwa bei ehrenamtlichen Betreuern der Wasserwacht .
Dass Stadt und Stadtwerke nach dem Protest ihre Entscheidung kassiert haben, verdient Respekt und zeugt von Bürgernähe. Für die Zukunft ist wichtig, dass verlässlich und auf Basis von mehr Fakten das nächste Schuljahr geplant wird. Und der Aufruf an Sie alle: Nutzen Sie das Hallenbad , damit es lange offen bleibt!