
Hallenbad , quo vadis? Seit Herbst 2021 ist das städtische Hallenbad wegen des stark einsturzgefährdeten Daches geschlossen. Die Pläne, dass die Stadtwerke einen Ersatzneubau an der Kisssalis-Therme errichten, sind obsolet – spätestens angesichts der finanziellen Krise des Versorgers und des Katastrophenjahres 2023 mit einem Defizit von rund 22 Millionen Euro . Die Stadt muss es selbst tun. Wie geht es also weiter? Die Frage war zentrales Thema in der letzten Sitzung des Bad Kissinger Stadtrates. "Gefühlt sind wir an einem Tiefpunkt angelangt", kommentiert Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) die Lage. Es sei keine einfache, sondern nur eine komplexe Lösung möglich.
Verschiedene mögliche Wege für die Zukunft
Zuvor hatte das städtische Bauamt dem Gremium einen ausführlichen Statusbericht vorgestellt, der in den vergangenen beiden Jahren erarbeitet worden ist. Das Bauamt hat sich mit folgenden Fragen beschäftigt: Was kostet es, das alte Hallenbad zu sanieren? Wie teuer kommt der Abriss samt Neubau am alten Standort? Welche Kosten sind für den Neubau an der Kisssalis zu erwarten? Was würde es kosten, im Winter ein Becken im Freibad mit einer Traglufthalle zu überdachen und dieses Becken zu betreiben? Was kostet der Betrieb für diese drei Varianten?
Sanierung würde sich finanziell nicht lohnen
"Das alte Hallenbad befindet sich in einem desolaten Zustand aufgrund des Sanierungsstaus und des Leerstandes", berichtet Hochbauleiter Stefan Scharf. Ein baulicher, statischer und technischer Totalschaden. Für eine Generalsanierung würden 10,4 Millionen Euro benötigt und es gibt keine Förderung. Die Kosten für Abriss und Neubau hingegen gibt die Verwaltung mit 8,1 und 10,4 Millionen Euro an, wobei hier zwischen drei und fünf Millionen Euro an Zuschüssen möglich sind. Fazit: Die Sanierung rechnet sich nicht.

Ein Becken des Freibades zu überdachen und im Winter als Hallenbad zu betreiben, hält das Bauamt ebenfalls langfristig für unrentabel: Zu den Anschaffungskosten (2,15 Millionen Euro ) einer Traglufthalle und den Betriebskosten kommen weitere jährliche Kosten für Auf- und Abbau, Versicherungen und Lagerung hinzu.
Neubau an der Kisssalis-Therme deutlich teurer
Für den Neubau an der Kisssalis existieren auf Basis der Stadtwerke-Planungen verschiedene Projektideen. Im Verlauf der Sitzung haben sich zwei Favoriten herauskristallisiert: Eine Variante mit Schwimmer- und Lehrschwimmbecken kommt auf Baukosten in Höhe von 13,5 Millionen Euro . Im Vergleich zum alten Hallenbad wäre das eine Vergrößerung. Die zweite Variante ausschließlich mit Schwimmbecken würde 11,8 Millionen Euro an Investitionen benötigen. In beiden Fällen sind nach Angaben der Verwaltung Zuschüsse zwischen drei und fünf Millionen Euro möglich.
Die Betriebskosten sind an der Therme mit rund 0,5 Millionen Euro jährlich doppelt so hoch im Vergleich zum Neubau am alten Standort (250.000 Euro Betriebskosten). Allerdings ist das Bad an der Kisssalis das ganze Jahr geöffnet. "Baulich, betriebswirtschaftlich und organisatorisch bietet der Standort an der Kisssalis große Vorteile. Aber die Finanzierung ist noch offen", fasst Hochbauleiter Scharf zusammen.
Andere Großprojekte müssen finanziert werden
Der Stadtrat hatte im März 2016 die Stadtwerke beauftragt, ein neues Hallenbad als Ersatz an der Kisssalis-Therme zu bauen und zu betreiben. Dem Versorger ist es seitdem nie gelungen, eine umsetzungsreife Finanzierung vorzulegen. "Die Idee, wonach die Stadtwerke ein neues Hallenbad bauen, wird nicht funktionieren. Die bisherige Beschlusslage im Stadtrat ist obsolet", sagt OB Vogel. Die Stadt baue zurzeit eine neue große Schule, finanziere einen neuen Kindergarten und saniere mit Millionenaufwand das Terrassenbad. Da bleibe kein finanzieller Spielraum mehr für ein Hallenbad . "Es gibt einen Schulbau und deshalb keinen Hallenbadbau", so der Rathauschef.
Der Landkreis muss an einem Strang ziehen
Um zeitnah einen Neubau zu realisieren, müsse die Stadt neue Wege gehen. Vor allem brauche es Lösungen, wie Baukosten und Unterhalt finanziert werden. Hier möchte Vogel wohl den Landkreis und die Kommunen im Umland im Boot wissen. "Wer beteiligt sich an der Aufgabe, die der ganzen Region zugutekommt und nicht nur der Stadt Bad Kissingen ?", fragt er. Wohlgleich ist auch eine Beteiligung privater Investoren denkbar. Das Hallenbad ist auch für das weiterhin von der Stadt angestrebte Thermenhotel interessant, für das allerdings erst wieder ein Investor gefunden werden muss.
"Wir müssen auch neue Wege gehen, was den Unterhalt anbelangt", betont Vogel. Das alte Hallenbad hatte täglich 30 bis 40 Besucher gehabt. Angesichter hoher Personal- und Betriebskosten sei das zu wenig. Das Betriebskonzept müsse geändert werden, um die Auslastung zu steigern. Aus diesem Grund befürwortet der Oberbürgermeister auch die größere Variante mit Lehrschwimmbecken. "Ein reiner Ersatz ist nicht attraktiv", argumentiert er.

Plan für Neubau an der Therme bleibt bestehen
Die Stadtratssitzung markiert keine Kehrtwende: Verwaltung und Stadtrat halten weiterhin an der Therme als Standort für ein neues Hallenbad fest und machen trotz der Finanzierungsprobleme klar, dass es gebaut werden soll. Laut Vogel ist es wichtig, dass nachgewiesen wurde, dass eine Sanierung des alten Bades unrentabel ist. Dadurch ist – von der Regierung von Unterfranken bestätigt – der Weg frei für Zuschüsse für einen Neubau.
Der Beschluss des Stadtrats
Der Stadtrat beschloss einstimmig, dass die Verwaltung für den Neubau an der Kisssalis eine Finanzierung erarbeitet. Das alte Hallenbad soll langfristig abgerissen und das Areal über einen Wettbewerb zum Wohnen genutzt werden.

