Waldfenster
Gut erzeugtes Fleisch hat nicht immer seinen Preis
Viele Jahre konnten sich die Mastbetriebe auf den Schweinezyklus verlassen. Doch der Weltmarkt hat diesen durcheinandergebracht. Alternativen gefragt.
Sie sind neugierig, extrem neugierig. Drängeln sich nach vorne, um nichts von dem außerordentlichen Besuch zu verpassen. Da wird geschubst und gegrunzt, die Stärkeren gewinnen. Sie strecken die rosa Rüsselchen heraus, die feucht glänzen, beobachten mit ihren kleinen Äuglein, was passiert. Rosig, prall stehen sie im warmen Stall, Körper an Körper, mit feinen Borsten übersät. Schweine, mehr als 100 Stück.
Noch sind sie jung, etwa ein Vierteljahr alt, wiegen um die 30 Kilogramm, sind irgendwie putzig. Ein Blick auf den außergewöhnlichen Besuch genügt, und ihre Neugierde ist gestillt. Schon gehen sie weiter, flitzen durch den Stall. Um zu spielen, mit einem großen gelben Ball, extra Hölzern oder den Spielketten, an denen Stoffschaukeln mit Dinkelspelz hängen. Oder um faul herumzuliegen. Wer Hunger hat, drängelt sich in eine Schleuse. "Darin werden sie gewogen und je nach Gewicht durch die eine oder andere Tür entlassen", erklärt Roland Metz.
Ihm gehört der Schweinemastbetrieb, der sich oberhalb Zahlbachs Richtung Waldfenster befindet. 2008 hat er die Stallungen mit Platz für drei Mal 370 Tiere nahe der Bundesstraße 286 errichtet. "Zuvor hatten wir in unserem Familienbetrieb rund 60 Zuchtschweine auf dem Hof in Waldfenster sowie einige Mastsauen", fügt er hinzu.
Etwa 3000 Schweine mästet Metz pro Jahr. "Ich kaufe die Ferkel von einem Aufzuchtbetrieb in Bad Königshofen, wenn sie etwa acht bis zehn Wochen alt sind ", erzählt der 49-Jährige. Geboren werden die Tiere jedoch in einem Zuchtbetrieb in Hildburghausen.
Sein Spezialgebiet ist die Mast. Etwa 120 Tage bleiben die Schweine bei ihm im Stall, werden in dieser Zeit mit selbst angebautem Roggen und Gerste sowie zugekauftem Mineralfutter und Soja zu stattlichen Exemplaren mit 100 bis 120 Kilogramm Schlachtgewicht herangezogen. "Dann werden die Tiere abgeholt und zur Schlachterei der VZ-Süd-West nach Crailsheim gebracht", erklärt er.
Schließlich hat der Waldfensterer einen Abnahme- und Liefervertrag mit diesem Unternehmen, das wiederum die Handelskette Edeka beliefert. Für Metz ist das ein Glücksfall, den er sich aber hart erarbeitet hat. "Um deren Lieferant zu sein, muss ich ganz bestimmte Kriterien erfüllen, gewisse Standards einhalten", sagt er. Beispielsweise nach den Bestimmungen des Qualitäts- und Sicherheitsprogramms (QS) arbeiten. Ziel ist eine durchgängige Rückverfolgbarkeit der Waren vom Handel bis zum Futtermittellieferanten.
"Außerdem arbeite ich nach den Vorgaben der Tierwohl-Initiative", so Metz. Dabei handelt es sich um eine von Wissenschaft und Wirtschaft initiierte sowie vom Lebensmitteleinzelhandel finanzierte Aktion, die 2015 startete. Einmal im Jahr wird Roland Metz" Schweinemastbetrieb unangemeldet kontrolliert.
"Wenn es nicht passt, fliegst du auch schnell aus dem Programm wieder raus", sagt er. Etwa 150 Euro bekommt er momentan für ein Schwein. Jedoch ist dieser Preis starken Schwankungen unterworfen, denn er ist vom Weltmarkt abhängig. Ist das Angebot groß oder war die Getreideernte gut, geht der Wert für das Schweinefleisch runter.
"Früher gab es einen gewissen Zyklus, nachdem sich der Preis wieder stabilisiert hat. Aber der ist schon eine Zeit lang durcheinander", so Metz.
Deshalb kann er nur schwer einschätzen, welchen Erlös er pro Tier erzielt, hat aber dank seines Vertrags mit VZ-Süd-West eine gewisse Stabilität. Nicht jeder Betrieb verkraftet das Preischaos auf Dauer. Deshalb ist die Zahl der Schweinemastbetriebe deutlich zurückgegangen. "Schweine werden hier bei uns in der Region nur noch von ganz wenigen Betrieben gehalten. Die Ferkelerzeugung gibt es kaum noch", sagt Georg Scheuring vom Bauernverband.
2010 wurden im Landkreis Bad Kissingen insgesamt 202 Halter mit insgesamt 25 473 Schweinen gezählt. 1999 waren es noch 750 Halter mit 33 010 Schweinen.
Burkard Mahlmeister, Metzgermeister und Landwirt aus Stangenroth, ist schon vor Jahren aus dem System ausgestiegen, vermarktet seine Schweine selbst. "Das ist eine Trotzreaktion auf den drastischen Preisverfall für eine hochwertig erzeugte Ware, das Lebensmittel", sagt er. Schließlich müsse man mal darüber nachdenken, unter welchen Bedingungen Schweinefleisch produziert wird, dass aktuell für 3,33 Euro pro Kilo aus der Schulter zu haben ist.
Die Tiere auf seinem Hof leben im Freien, haben etwa ein Dreivierteljahr Zeit, um zwischen 90 und 150 Kilogramm Schlachtgewicht zu erreichen. Wurst und Fleisch stellt er aus daraus her, verkauft es mit seinem Wagen freitags am Hof und wochentags auf verschiedenen Märkten der Region. Somit ist der Stangenrother frei - vom Weltmarkt und von Handelskonzernen. "Inzwischen züchten wir auch eigene Ferkel nach", erzählt Mahlmeister, was jedoch zusätzlichen Aufwand mit sich bringt. So bilden schon die kleinen Schweinchen Herden, die nicht immer gemeinsam gehalten werden können. Deshalb brauchen sie eigene Gehege. "So wie diese drei hier", erzählt der Landwirt auf seinem Rundgang. Seine Tiere fressen ähnlich wie bei Roland Metz Getreide aus überwiegend eigenem Anbau, Gras sowie als Eiweißkomponente Bohnen und Erbsen. Die kauft Mahlmeister aber ganz bewusst von Bio-Mühlen hinzu. Allerdings haben diese Kriterien, die aufwendige Haltung und gute Ernährung der Schweine, ihren Preis, der sich in Mahlmeisters Produkten niederschlägt. So kostet ein Kilogramm Schnitzelfleisch 9,50 Euro. Seine Kunden zahlen das: "Denn es ist ein Umdenken da. Es ist zwar nicht die breite Masse, aber von der Oma mit ihrer kleinen Rente bis zum Spitzenverdiener ist alles dabei.
Noch sind sie jung, etwa ein Vierteljahr alt, wiegen um die 30 Kilogramm, sind irgendwie putzig. Ein Blick auf den außergewöhnlichen Besuch genügt, und ihre Neugierde ist gestillt. Schon gehen sie weiter, flitzen durch den Stall. Um zu spielen, mit einem großen gelben Ball, extra Hölzern oder den Spielketten, an denen Stoffschaukeln mit Dinkelspelz hängen. Oder um faul herumzuliegen. Wer Hunger hat, drängelt sich in eine Schleuse. "Darin werden sie gewogen und je nach Gewicht durch die eine oder andere Tür entlassen", erklärt Roland Metz.
Platz für drei Mal 370 Tiere
Ihm gehört der Schweinemastbetrieb, der sich oberhalb Zahlbachs Richtung Waldfenster befindet. 2008 hat er die Stallungen mit Platz für drei Mal 370 Tiere nahe der Bundesstraße 286 errichtet. "Zuvor hatten wir in unserem Familienbetrieb rund 60 Zuchtschweine auf dem Hof in Waldfenster sowie einige Mastsauen", fügt er hinzu.Etwa 3000 Schweine mästet Metz pro Jahr. "Ich kaufe die Ferkel von einem Aufzuchtbetrieb in Bad Königshofen, wenn sie etwa acht bis zehn Wochen alt sind ", erzählt der 49-Jährige. Geboren werden die Tiere jedoch in einem Zuchtbetrieb in Hildburghausen.
Sein Spezialgebiet ist die Mast. Etwa 120 Tage bleiben die Schweine bei ihm im Stall, werden in dieser Zeit mit selbst angebautem Roggen und Gerste sowie zugekauftem Mineralfutter und Soja zu stattlichen Exemplaren mit 100 bis 120 Kilogramm Schlachtgewicht herangezogen. "Dann werden die Tiere abgeholt und zur Schlachterei der VZ-Süd-West nach Crailsheim gebracht", erklärt er.
Abnahme- und Liefervertrag
Schließlich hat der Waldfensterer einen Abnahme- und Liefervertrag mit diesem Unternehmen, das wiederum die Handelskette Edeka beliefert. Für Metz ist das ein Glücksfall, den er sich aber hart erarbeitet hat. "Um deren Lieferant zu sein, muss ich ganz bestimmte Kriterien erfüllen, gewisse Standards einhalten", sagt er. Beispielsweise nach den Bestimmungen des Qualitäts- und Sicherheitsprogramms (QS) arbeiten. Ziel ist eine durchgängige Rückverfolgbarkeit der Waren vom Handel bis zum Futtermittellieferanten. "Außerdem arbeite ich nach den Vorgaben der Tierwohl-Initiative", so Metz. Dabei handelt es sich um eine von Wissenschaft und Wirtschaft initiierte sowie vom Lebensmitteleinzelhandel finanzierte Aktion, die 2015 startete. Einmal im Jahr wird Roland Metz" Schweinemastbetrieb unangemeldet kontrolliert.
"Wenn es nicht passt, fliegst du auch schnell aus dem Programm wieder raus", sagt er. Etwa 150 Euro bekommt er momentan für ein Schwein. Jedoch ist dieser Preis starken Schwankungen unterworfen, denn er ist vom Weltmarkt abhängig. Ist das Angebot groß oder war die Getreideernte gut, geht der Wert für das Schweinefleisch runter.
"Früher gab es einen gewissen Zyklus, nachdem sich der Preis wieder stabilisiert hat. Aber der ist schon eine Zeit lang durcheinander", so Metz.
Eine gewisse Stabilität
Deshalb kann er nur schwer einschätzen, welchen Erlös er pro Tier erzielt, hat aber dank seines Vertrags mit VZ-Süd-West eine gewisse Stabilität. Nicht jeder Betrieb verkraftet das Preischaos auf Dauer. Deshalb ist die Zahl der Schweinemastbetriebe deutlich zurückgegangen. "Schweine werden hier bei uns in der Region nur noch von ganz wenigen Betrieben gehalten. Die Ferkelerzeugung gibt es kaum noch", sagt Georg Scheuring vom Bauernverband.2010 wurden im Landkreis Bad Kissingen insgesamt 202 Halter mit insgesamt 25 473 Schweinen gezählt. 1999 waren es noch 750 Halter mit 33 010 Schweinen.
Ausstieg als Trotzreaktion
Burkard Mahlmeister, Metzgermeister und Landwirt aus Stangenroth, ist schon vor Jahren aus dem System ausgestiegen, vermarktet seine Schweine selbst. "Das ist eine Trotzreaktion auf den drastischen Preisverfall für eine hochwertig erzeugte Ware, das Lebensmittel", sagt er. Schließlich müsse man mal darüber nachdenken, unter welchen Bedingungen Schweinefleisch produziert wird, dass aktuell für 3,33 Euro pro Kilo aus der Schulter zu haben ist.Die Tiere auf seinem Hof leben im Freien, haben etwa ein Dreivierteljahr Zeit, um zwischen 90 und 150 Kilogramm Schlachtgewicht zu erreichen. Wurst und Fleisch stellt er aus daraus her, verkauft es mit seinem Wagen freitags am Hof und wochentags auf verschiedenen Märkten der Region. Somit ist der Stangenrother frei - vom Weltmarkt und von Handelskonzernen. "Inzwischen züchten wir auch eigene Ferkel nach", erzählt Mahlmeister, was jedoch zusätzlichen Aufwand mit sich bringt. So bilden schon die kleinen Schweinchen Herden, die nicht immer gemeinsam gehalten werden können. Deshalb brauchen sie eigene Gehege. "So wie diese drei hier", erzählt der Landwirt auf seinem Rundgang. Seine Tiere fressen ähnlich wie bei Roland Metz Getreide aus überwiegend eigenem Anbau, Gras sowie als Eiweißkomponente Bohnen und Erbsen. Die kauft Mahlmeister aber ganz bewusst von Bio-Mühlen hinzu. Allerdings haben diese Kriterien, die aufwendige Haltung und gute Ernährung der Schweine, ihren Preis, der sich in Mahlmeisters Produkten niederschlägt. So kostet ein Kilogramm Schnitzelfleisch 9,50 Euro. Seine Kunden zahlen das: "Denn es ist ein Umdenken da. Es ist zwar nicht die breite Masse, aber von der Oma mit ihrer kleinen Rente bis zum Spitzenverdiener ist alles dabei.
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