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BAD KISSINGEN
Gruner: Stadt trägt größten Teil der Kosten für Altlast in Baugrube
Baustelle Gesundheitszentrum: Der Öltank (unter der Plane), den man im Boden fand, bereitet den Fachleuten Kopfzerbrechen.
Foto: Isolde Krapf | Baustelle Gesundheitszentrum: Der Öltank (unter der Plane), den man im Boden fand, bereitet den Fachleuten Kopfzerbrechen.
Von unserem Redaktionsmitglied ISOLDE KRAPF
 |  aktualisiert: 03.06.2010 08:45 Uhr

Kaum hatte die Kissinger Ärztegruppe Ende April in der Salinenstraße mit der Baumaßnahme Gesundheitszentrum begonnen, wurde wegen eines Altlasten-Funds gleich wieder ein Baustopp verfügt. Der Öltank, den man im Erdreich des früheren Georgi-Geländes ortete, soll am Mittwoch entfernt werden. Vergangene Woche waren aus dem 16 000-Liter-Behälter 2000 bis 2500 Liter Altöl abgezogen worden.

Der Urologe Michael Gruner ist froh, dass es mit dem Bau weitergeht. Inzwischen hatte sich wieder Wasser in der Baugrube gesammelt, das abgepumpt werden musste. Mit der Stadt seien alle Probleme geklärt. Sie werde den „größten Teil der Kosten tragen“, sagte der Sprecher der Ärztegruppe. Der Altlasten-Fund habe die Bauherren nicht sonderlich erschreckt. „Wir wussten über den Inhalt unserer Verträge Bescheid.“

Das Öl im Tank war „reinstes Altöl“, stellte Werner Nöth, im Landratsamt zuständig für Altlasten, am Dienstag auf der Baustelle klar. Ihm bereitete Kopfzerbrechen, dass am Boden des Tanks noch sechs bis acht Kubikmeter Sand- und Bauschutt-Gemisch lagern. Man überlegte, wie man den Behälter aus der Erde heben soll. Zunächst wurde das Erdreich rundum abgetragen.

Erdreich mit Öl kontaminiert

Dabei stellte man fest, dass der Boden mit Öl verseucht ist. Nöth vermutete, dass der Tank seinerzeit nicht fachmännisch befüllt wurde. Möglicherweise seien die Kontaminationen aber auch von oben herangeschwemmt worden. Denn auf dem Gelände gibt es noch andere mit Schadstoffen belastete Zonen, hatten die Fachleute festgestellt. Wie in jeder Auto-Werkstatt sei auch hier mit Lösungsmitteln und Kaltreinigern gearbeitet worden.

Am heutigen Mittwoch soll der Öltank hochgehievt und auf einen Container geladen werden. Die bange Frage für Nöth war jedoch, wie der Boden des Tanks beschaffen sein wird. Möglicherweise bricht das Fundament durch und der Inhalt ergießt sich auf die Baustelle.

Während die Baggerschaufel am Dienstag unermüdlich Erde rund um den fragwürdigen Fund abräumte, kletterte Sachverständiger Thomas Lüftner auf den Erdbergen umher und nahm Bodenproben. „Wir führen eine Art Beweissicherung durch“, so der Fachmann der IBUG Geotechnik GmbH (Schweinfurt).

Man müsse den Nachweis führen, bis zu welchem Grad der Boden kontaminiert ist. Eigentlich war Lüftner vor zwei Wochen an der Baustelle, um ein Gründungsgutachten für den Neubau des Gesundheitszentrums zu erstellen. Dann wurde der Tank entdeckt und er wurde gleich als Sachverständiger eingeschaltet.

Das Wasser, das nun aus der Baugrube gepumpt werden musste, sei weitgehend sauber gewesen, sagte der Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen, Thomas Hack auf Anfrage. Ein bisschen Öl war drin. Das könne die Kläranlage jedoch verarbeiten. Vergangene Woche jedoch, als immer wieder starker Regen einsetzte, hatte man am Grundstück Ölsperren angebracht, damit kein Öl die Saale erreicht.

Man sei damals „schon überrascht“ über die Nachricht gewesen, dass im Erdreich ein Tank eingebuddelt ist, sagt Hack. „Wir als Verkäufer des Grundstücks sind aber zuständig für die Altlasten“, ließ Hack keinen Zweifel an der Entsorgung. 540 Tonnen kontaminiertes Erdmaterial seien bereits zur Deponie Wirmsthal gebracht worden. Was die Stadt für die Entsorgung der Altlasten bezahlen muss, wollte der Pressesprecher offen lassen.

Rechtlich interessante Frage

Die Frage, ob man es bei der Stadt nicht hätte wissen müssen, was sich im Erdreich verbirgt, beantwortet Hack mit einer Gegenfrage: „Hätte man es uns nicht vielleicht beim Kauf auch sagen müssen?“ Die Angelegenheit werde noch geprüft, auch im Hinblick auf einen anderen Sachverhalt: Dass im Boden ein Tank steckt, hätte vielleicht auch der Bauherr im Zuge der Baufeld-Freimachung erkennen können.

 
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