
Paukenschlag bei einer Pressekonferenz der Grünen in Berlin: Der gesamte Bundesvorstand soll neu gewählt werden, das verkündeten die Co-Chefs Ricarda Lang (30) und Omid Nouripour (49) am Mittwochvormittag. Die Grünen befänden sich in der "tiefsten Krise in einer Dekade", sagte Nouripour, es brauche einen "Neustart". „Deshalb hat der Bundesvorstand heute Morgen entschieden, dass es Zeit ist, die Geschicke dieser großartigen Partei in neue Hände zu legen. Wir werden die Partei deshalb bitten, zu unserem Bundesparteitag in Wiesbaden einen neuen Vorstand zu wählen.“ Für viele Grüne im Landkreis Bad Kissingen kam dieser Entschluss überraschend. Hier die Reaktionen.
Rottmann: "Die Grünen kommen gestärkt zurück"

Manuela Rottmann, Bundestagsmitglied und frühere Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: "Viele Wählerinnen und Wähler wünschen sich eine starke Stimme für Klimaschutz, Zusammenhalt und Modernisierung in unserem Land. Zuletzt haben wir die Bürgerinnen und Bürger aber enttäuscht. Wir nehmen das sehr ernst. Es geht um die Zukunft unseres Landes, und wir zeigen, dass wir die Kraft zur Erneuerung haben, um unseren Beitrag dazu leisten zu können. Der Rücktritt des Parteivorstands macht den Weg frei für eine grundlegende Neuaufstellung. Die Grünen kommen gestärkt zurück."

Hans-Josef Fell, früherer Grünen-Bundestagsabgeordneter, er gehört zu den Urhebern des Erneuerbare-Energien-Gesetzes aus dem Jahr 2000:
"Ich finde den Schritt, dass der komplette Bundesvorstand zurücktritt, konsequent und folgerichtig, auch wenn er persönlich sehr schwer zu machen war. Die Menschen haben erkannt, dass der Klimaschutz in der Debatte innerhalb der Gesellschaft eine riesige Rolle spielt, sie sehen, dass die Katastrophen schlimmer werden. Aber in der öffentlichen Debatte haben sich die Lösungen der Grünen nicht mehr durchgesetzt."
Fell: "Eine unglaublich schlimme Entwicklung"
Fell weiter: "In den Wahlergebnissen ist abzulesen, dass sogar die stark an Gewicht zunehmen, die den menschengemachten Klimawandel leugnen, nämlich die AfD . Das ist eine unglaublich schlimme Entwicklung, denn das erstickt die Lösungen, die wir brauchen. Und es erforderte eine klare Konsequenz, da es der Bundesvorstand in den letzten Jahren nicht geschafft hat, das Thema zu dem Stellenwert zu bringen, welchen das Thema braucht. Deshalb ist der Rücktritt konsequent – in der Hoffnung mit einem Neuanfang, den die gesamte Gesellschaft in Sachen Klimaschutz braucht."
Fix: War diese Häme noch gerechtfertigt?

Richard Fix, Grünen-Stadtrat in Bad Kissingen, Kreistagsmitglied: "Die Grünen waren in den letzten Jahren, seit sie in der Regierung sind, größeren Anfeindungen ausgesetzt als alle anderen Parteien – die AfD eingeschlossen. Mit ihnen wurde viel härter umgegangen als mit allen anderen demokratischen Parteien. Dieses Vorgehen kann man infrage stellen, man kann fragen, ob der Umgang und die Häme mit und über diese Partei noch gerechtfertigt war. Die Grünen stehen auf dem Boden der demokratischen Grundordnung. Unter dieser Belastung und unter diesem Druck kann ich mir gut vorstellen, wenn einer sag: ,Jetzt langt es' und auf sein Amt verzichtet."
Fix weiter: "Die Grünen sind die einzige Partei, die das weltweit größte Problem immer lösungsorientiert angesprochen hat – den Klimawandel. Die anderen knicken vor diesem Thema und den Lösungen ein, vor allem sind es oft wirtschaftliche Gründe, die dazu angeführt werden."
Bei dem zur Verfügung stehenden Personal ist wohl eher "weiter so" zu erwarten.
Und dementsprechend werden auch die kommenden Wahlergebnisse ausfallen.
Verdient, wohlgemerkt.