Was mache ich, wenn ein Kind wiederholt nicht zum Unterricht erscheint? Welche Fachstellen kann und sollte ich kontaktieren? Wann muss ich Jugendamt und Polizei einschalten? Auf diese Fragen müssen Lehrkräfte regelmäßig eine Antwort finden. Um die Pädagoginnen und Pädagogen zu unterstützen und ihnen Sicherheit im Umgang mit dem Thema zu geben, wurde nun ein Leitfaden zum Schulabsentismus entwickelt und symbolisch an Landrat Thomas Bold übergeben, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Landratsamt.
Große Herausforderung
„Schulabsentismus ist eine große Herausforderung für alle Betroffenen, aber vor allem für die Schulen“, betonte Marlena Wahn, Schulpsychologin am Staatlichen Schulamt Bad Kissingen . „Deshalb ist es wichtig, dass jede Schule ein eigenes Konzept zum Umgang mit Schulabsentismus hat. Klare Regeln und eine abgestimmte Vorgehensweise sorgen für eine Handlungssicherheit der Lehrkräfte und für Transparenz bei den Schülerinnen und Schülern .“
Als Faustregel gilt: Fehlen Schüler oder Schülerinnen an 20 Prozent der Schultage – das entspricht einem Tag in der Woche – spricht man von Schulabsentismus. Dass das Thema auch im Landkreis eine wichtige Rolle spielt, zeigen die Ergebnisse einer (nicht repräsentativen) Umfrage des Schulamtes unter allen Grund- und Mittelschulleitungen im Schulamtsbezirk, heißt es in der Mitteilung. Demnach haben im Schuljahr 2022/23 an elf von 20 Grundschulen 15 Schüler an mehr als 50 Tagen im Unterricht gefehlt. An den elf Mittelschulen des Landkreises waren es 13 Schüler .
Die Gründe fürs Fernbleiben vom Unterricht lassen sich in drei Bereiche aufteilen: „Nicht können“ aus einem Gefühl der Angst heraus; „Nicht wollen“, weil man sich der Schule verweigert; „Nicht dürfen“, weil man von den Eltern zurückgehalten wird.
Leitfaden hilft weiter
„Je früher die Anzeichen erkannt werden, desto früher können geeignete Maßnahmen ergriffen werden – auch bereits präventiv“, erklärt Georg Schulz-Hertlein, Koordinator der Jugendsozialarbeit an Schulen. Entscheidend sei, dass die Anzeichen frühzeitig erkannt werden. „Nur so können wir schnell handeln und damit verhindern, dass das Verhalten sich verfestigt.“ Darüber hinaus zeige der Leitfaden das umfassende Unterstützungsnetzwerk im Landkreis auf.
Landrat Thomas Bold lobte das gemeinsame koordinierte Vorgehen aller Beteiligten. „Die Handlungsempfehlungen schaffen eine klare Struktur“, sagte Bold. „Sie geben den Schulen und Lehrkräften auf der einen Seite Sicherheit, lassen ihnen aber auch genügend Raum, das Konzept anzupassen oder ein eigenes zu entwickeln.“
Handlungsempfehlungen
Tatsächlich müsse der Leitfaden nicht genau so übernommen werden und sei auch nicht „in Stein gemeißelt“. „Vielmehr haben wir gemeinsam Handlungsempfehlungen entwickelt, die wie Bausteine ausgewählt, kombiniert, aber vor allem auch weiterentwickelt werden können“, so Marlena Wahn. Aus der Bad Kissinger Schul- und Soziallandschaft haben am Leitfaden mitgewirkt: Marlena Wahn (Beratungsrektorin Schulpsychologie), Mitarbeitende des Landratsamts (aus den Bereichen Gesundheitsamt, Allgemeiner Sozialer Dienst, Schulverwaltung und Liegenschaften sowie Georg Schulz-Hertlein, Koordinator der Jugendsozialarbeit an Schulen), Verbindungsbeamte der Polizeiinspektionen Bad Kissingen , Hammelburg und Bad Brückenau, die Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Gerald Defort (Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Dr. Kerdar) sowie Christina Wernke (Kinder- und Jugendpsychotherapeuten im Landkreis Bad Kissingen ). red