
"Wir wollen es besser machen", sagte der Vorsitzende der Kirchenverwaltung Großwenkheim , Burkard Ziegler, Anfang Januar 1996. Zum 1. Januar hatte die Kirchenstiftung damals die Friedhofsverwaltung wieder in die eigenen Hände genommen. "Wir waren unzufrieden", erinnert er sich heute. Er ist noch immer Vorsitzender der Kirchenverwaltung und hat die Übernahme niemals bereut. Das funktioniert allerdings nur, weil sich viele Großwenkheimer ehrenamtlich einbringen. Und zwar rein ehrenamtlich - also ohne Aufwandsentschädigung oder Ähnliches.
Zwei Ausnahmen
Mit ihren elf Stadtteilen ist die Stadt Münnerstadt ein kompliziertes Gebilde. Das trifft auch auf die Friedhöfe zu. Manche gehören der Kommune, manche den Kirchenstiftungen in den Stadtteilen, in einigen Fällen sogar nur die alten Teile der Friedhöfe . Die Friedhofsverwaltung liegt meist in den Händen der Stadt . Ausnahmen bilden nur Windheim und Großwenkheim , wobei die Großwenkheimer im Jahr 1980 die Verwaltung auch an die Stadt gegeben hatten. Aber nicht sehr lange.
Bei der Diözese beantragt
Der damalige Pfarrer hatte em-pfohlen, die Friedhofsverwaltung der Stadt zu übertragen, erinnert sich Burkard Ziegler. So schlossen die beiden Partner einen Vertrag, den die Kirchenverwaltung zum 1. Januar 1996 wieder löste. "Ich habe das bei der Diözese beantragen müssen", erinnert sich Ziegler. Das Einverständnis aus Würzburg kam, aber der damalige Bürgermeister Ferdinand Betzer, der damals nach 24 Jahren als Stadtoberhaupt kurz vor seinem Ruhestand war, sei weniger begeistert gewesen.
Möglich war die Übernahme der Friedhofsverwaltung, weil der Großwenkheimer Friedhof Eigentum der Kirchenstiftung ist, einschließlich der Gebäude darauf. Da habe es ein wenig Uneinigkeit gegeben, sagt Burkard Ziegler. Bei der Stadt sei man der Meinung gewesen, dass der neuere Teil der Kommune gehöre. Aber nach einem Blick ins Grundbuch war klar, in wessen Eigentum der gesamte Gottesacker war und ist.
Leichenhaus kaputt
Mangelnde Pflege der gesamten Einrichtung warf die Kirchenverwaltung damals der Stadt vor. So seien beispielsweise dringend notwendige Sanierungsarbeiten am Leichenhaus nicht erledigt worden. "Bei seinem Anblick muss man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen", sagte Burkard Ziegler im Januar 1996. Die Wege im Friedhof seien völlig vernachlässigt und Unkraut nicht entfernt worden. Auch die Kreuzigungsgruppe sei vom Verfall bedroht. Wegen der damals sehr angespannten finanziellen Situation bei der Stadt hatten die Kirchenverwaltungsmitglieder damals wenig Hoffnung, dass sich so schnell etwas tut.
Gebühren zunächst übernommen
Die damals geltende Gebührenordnung der Stadt hat die Kirchenverwaltung zwar übernommen, inzwischen liegen die Gebühren aber weit unter denen, die für kommunale Friedhöfe gelten, weiß Richard Schleier von der Kirchenverwaltung. Er ist zuständig für den Friedhof . Das alles funktioniert auch nur so gut, weil sich viele Großwenkheimer einbringen.
Kurz nach der Übernahme wurde die Leichenhalle saniert, die Reservisten kümmerten sich um die Kriegergedächtniskapelle, und schließlich kam 1999 die stark beschädigte Kreuzigungsgruppe an die Reihe, die teilweise erneuert werden musste.
Immer wieder trafen sich die Dorfbewohner zu Arbeitseinsätzen, 2010 beispielsweise errichteten sie einen Parkplatz, und auch jetzt liegen Platten zum Verlegen bereit. Ein Hauptaugenmerk gilt der Pflege. Acht bis zehn Großwenkheimer treffen sich regelmäßig, um unter anderem Rasen zu mähen und das Unkraut zu beseitigen.
Keine Bindung
Ein Vorteil, der sich vor 25 Jahren ergab, ist den Großwenkheimern bis heute geblieben. Sie können das Bestattungsinstitut frei wählen, vertragliche Bindungen gibt es nicht. Das ist teilweise anders geregelt. In manchen Kommunen können die Hinterbliebenen zwar das Institut frei wählen, allerdings gibt es Verträge mit Bestattern , die die Gräber ausheben und wieder schließen.
Die Stadt habe sich nicht gegen die Selbstständigkeit gewehrt, betonte damals Bürgermeister Ferdinand Betzer gegenüber der Zeitung. Es sei ja wünschenswert, wenn aus den Stadtteilen solche Eigeninitiativen kommen, sagt er. Aber damals war in der Zeitung zu lesen: "Er, Betzer, wisse allerdings nicht, ob diese Entscheidung nun im Zusammenhang der zunehmend kritischeren Haltung Großwenkheims gegen Münnerstadt gefallen ist, oder aus einem wünschenswerten Gemeinschaftsgeist der Bevölkerung heraus zustande kam." Der Bürgermeister verwies auf den hohen Aufwand, den eine Friedhofsverwaltung erfordere. Für die Großwenkheimer ist das bis heute kein Thema. Sie haben ihre Entscheidung von damals nicht bereut.