Zur Minderung der Ansteckungsgefahr durch Publikumsverkehr mussten auch die drei Tafeln in Bad Kissingen , Hammelburg und Bad Brückenau zum Wochenanfang ihre Lebensmittelausgaben an Bedürftige einstellen. Um aber eine Mindestversorgung ihrer Kunden sicherzustellen, wollen die Vorstände alle Betroffenen mit Einkaufsgutscheinen unterstützen. Dies ist allerdings auf längere nur mit Spendengeldern finanzierbar, da die jeweiligen Vereinsrücklagen schnell aufgebraucht wären.
Noch vor dem öffentlichen Spendenaufruf der drei Tafeln (wir berichteten) hatten sich deshalb bereits die Vorstände Bad Kissinger Sparkasse und der VR-Bank Bad Kissingen spontan auf eine Großspende in Höhe von 15.000 Euro geeinigt, die zu gleichen Teilen den drei Tafeln zugute kommen wird.
"Schnelligkeit ist in jetzt oberstes Gebot", waren sich die Vorstandsmitglieder Roland Friedrich und Michael Rendl (Sparkasse Bad Kissingen ) sowie Rainer Geis und Roland Knoll (VR-Bank Kissingen) sofort nach Eingang des ersten Hilferufs einer Tafel einig: "Besondere Zeiten bedürfen besonderer Maßnahmen." Das aktuelle Problem der drei Tafeln ist nicht allein die notwendige Schließung ihrer drei Ausgabestellen, sondern der akute Mangel an Lebensmitteln. Bedingt durch völlig unnötige Hamsterkäufe in den Supermärkten, gibt es in diesen Tagen kaum Restbestände, die sonst den Tafeln überlassen worden waren. "Die ohnehin schon Benachteiligten sind nun am stärksten betroffen", kommentiert folgerichtig Sparkassenvorstand Friedrich die Situation, weshalb sofortiges Handeln geboten war. "Wir wollen den Tafeln Sicherheit geben und vor allem auch andere Unternehmen motivieren, den Ärmsten unter uns zu helfen."
Natürlich kann niemand voraussagen, wie lange diese Situation anhalten wird. Wie bleibt also die Versorgung der Bedürftigen gesichert, wenn die erste Spende verbraucht ist? VR-Bank-Vorstand Roland Knoll beruhigt: "Wir warten jetzt erst einmal ab, können uns aber durchaus vorstellen, im Bedarfsfall noch etwas nachzuschieben."
Vorstand ist völlig überrascht
Völlig überrascht und erfreut reagierte Wolfgang Speyer, Vorstand der Bad Kissinger Tafel, die etwa 300 Betroffene einschließlich Familien mit Kindern zu ihren Kunden zählt. Erst im Gespräch mit unserer Zeitung erfuhr er am Mittwoch vom unerwarteten Geldsegen der beiden Regionalbanken . "Ich habe gerade den ganzen Tag mit meiner Vorstandskollegen Dagmar Ziegler alle Supermärkte abgefahren: Unsere Lieferanten haben kaum noch etwas abzugeben." Während seine Kollegen in Hammelburg und Bad Brückenau sich für die Ausgabe von Einkaufsgutscheinen entschieden haben, haben sich die Kissinger noch auf keine Ersatzmaßnahme festgelegt. Speyer: "Auch bei der Ausgabe von Gutscheinen oder von uns gekauften Lebensmittelpaketen ist doch Kundenkontakt nicht zu vermeiden." Da aber etwa 70 Prozent seiner ehrenamtlichen Helfer über 75 Jahre alt sind und somit zur altersbedingten Risikogruppe bei einer Corona-Infizierung gehören, hält Speyer eine andere Lösung für möglich. "Vielleicht können uns Schüler aushelfen", denkt er noch nach. Wie die Kissinger Tafel genau vorgehen wird, soll jetzt eine kurzfristig angesetzte Vorstandssitzung beschließen.