
Zum Fensterputzen braucht man gemeinhin einen Eimer Wasser, etwas Spiritus und ein paar Lappen. Für die bunten Glasfenster der Stadtpfarrkirche reicht das allerdings nicht. Schließlich sind die gut 300 Scheiben seit 40 Jahren nicht mehr gesäubert worden.
Das ist die Aufgabe von Martha Hör, einer diplomierten Glasrestauratorin aus Nürnberg, die in den vergangenen drei Tagen stichprobenartig einzelne Fenster im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe genommen hat. Während die meisten einfach nur gereinigt werden müssen, gibt es an den nördlich gelegenen Fenstern mehr zu tun. Auf ihnen haben sich Schimmelpilze festgesetzt, die Oxalsäure produzieren, die wiederum das Glas und die Malerei angreifen, wenn man nichts dagegen unternimmt. Überraschend war für Stadtpfarrer Pater Markus Reis, dass ausgerechnet die dem Kircheninneren zugewandte Seite vom Schimmel befallen ist.
600 Jahre alte Fenster
Was möglicherweise auch etwas mit der Schutzverglasung zu tun hat, mit der die wertvollen Fenster bei der letzten Sanierung ausgestattet wurden, nachdem sie gut 600 Jahre der Verwitterung ausgesetzt waren. So genau weiß man das aber nicht. Besonders schädlich für die bunten Kunstwerke sind jene Gase, die mit der Industrialisierung in die Luft geblasen wurden und in Form von saurem Regen wieder auf die Erde gelangten. Deshalb sind historische Glasfenster in Ballungszentren deutlich schwerer betroffen als in ländlichen Regionen wie Münnerstadt.
Auf alle Fälle wird es in Zukunft darauf ankommen, Feuchtigkeit von den Fenstern fernzuhalten, um eine künftige Schimmelbildung zu verhindern. Belüften oder Beheizen wären Möglichkeiten. Das muss natürlich alles mit dem Landesamt für Denkmalpflege besprochen werden. Auch die Kosten müssen ermittelt werden und die Höhe eines möglichen Zuschusses. Die Restaurierung der Glasfenster ist nämlich Teil der umfassenden Kirchenrenovierung. „Da muss alles auf den Tisch“, sagt Kirchenpflegerin Gabi Borst. „Und wir sind noch am Zusammentragen.“
Billig wird es eh nicht. Die Reinigung der 40 auf 80 Zentimeter großen Fenster kann nach Schätzung von Martha Hör leicht auf 200 000 bis 250 000 Euro kommen, wenn auch noch etwas an der Schutzverglasung gemacht werden muss. Die hat sich generell positiv ausgewirkt, weil die Verwitterung doch deutlich verlangsamt wird. Ganz verhindern, dass sich Glas in einem chemischen Prozess in Gips und eine Kalkverbindung umwandelt, lässt sich damit allerdings auch nicht.
Gepflegt wurden die Fenster, die nach Einschätzung von Martha Hör erstklassige Beispiele mainfränkischer Glasmalerei sind, übrigens auch in früheren Jahrhunderten. Hier habe es sogar Wartungs- und Pflegeverträge gegeben, deren Finanzierung Aufgabe der Stifter gewesen sei, sagt die Restauratorin im Gespräch mit der Main-Post. Auch die Renovierung vor 40 Jahren sei fundiert gewesen. Und jetzt müssen also wieder Schmutz und Schimmel entfernt werden. Das wird seine Zeit dauern. Gut einen Tag braucht die Restauratorin für ein Fenster.


