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Hammelburg
Große Unzufriedenheit mit dem Radverkehrskonzept Hammelburg
Lange mussten sich die Hammelburger gedulden, jetzt ist es endlich fertig – das Radverkehrskonzept der Stadt. Anders als erhofft, sorgt das Ergebnis nicht bei allen für Begeisterung. Vor allem die Ideen für die innere Kissinger Straße enttäuschten.
In Hammelburg gibt es für Radfahrer einige Problemstellen. So auch in der Inneren Kissinger Straße, wo Radeln stadtauswärts mittlerweile verboten ist.       -  In Hammelburg gibt es für Radfahrer einige Problemstellen. So auch in der Inneren Kissinger Straße, wo Radeln stadtauswärts mittlerweile verboten ist.
Foto: Wolfgang Dünnebier | In Hammelburg gibt es für Radfahrer einige Problemstellen. So auch in der Inneren Kissinger Straße, wo Radeln stadtauswärts mittlerweile verboten ist.
Milena Meder
 |  aktualisiert: 13.04.2025 12:48 Uhr

Schon lange wird in Hammelburg über das Radverkehrskonzept diskutiert. So oft auch darüber gesprochen wurde, war eine tatsächliche Umsetzung von verbesserten Bedingungen für Radfahrer bisher aber nicht in Sicht.

Das Projekt, für welches extra ein Planungsbüro beauftragt wurde, schien zu stagnieren. Die Hoffnungen auf eine Optimierung der Radfahr-Strecken bekamen nicht selten einen Dämpfer. Im März konnte Diplom-Geografin Eva Liebich vom Büro Wegner Stadtplanung dann zwar endlich eine finale Version vorstellen, doch auch die Freude darüber war bei einigen schnell wieder verblast. Das Radverkehrskonzept enttäuschte. 

Radverkehrskonzept für Hammelburg hat knapp 200 Seiten

Im Oktober 2021 hatte der Stadtrat das Würzburger Planungsbüro mit der Erarbeitung eines Radverkehrskonzeptes beauftragt. Anschließend fand ein Bürgerworkshop statt, Behörden und Verbände wurden mit eingebunden, das Konzept wurde in Lenkungsgruppen beraten und die Fraktionen konnten Stellung nehmen. „Die Auftaktveranstaltung hat damals gezeigt, dass die Problematik breit gefächert ist“, berichtet Eva Liebich. Dementsprechend viele Vorschläge seien deshalb auch herausgekommen.

Knapp 200 Seiten, aufgeteilt in zwei Teile, umfasst das fertige Konzept nun. „Es enthält keine Maßnahmen, die heute beschlossen werden können, sondern Handlungsansätze, auf deren Basis weiter in die vertiefende Diskussion eingestiegen werden soll“, betont die Geografin. Um Vorschläge aus dem Konzept also wirklich umzusetzen, erfordere es noch eine ausgiebigere Planung. 

Die Probleme in der Kissinger Straße

„Anlass des Radverkehrskonzeptes war damals die innere Kissinger Straße“, berichtet Liebich. Aufgrund ihrer erheblichen Bedeutung für den Radverkehr sei deshalb auch mit am meisten über sie diskutiert worden. „Aktuell ist es eine unechte Einbahnstraße zwischen Viehmarkt und Oberer Stadtmauer mit Einfahrverboten aus einigen Seitenstraßen.“

In der inneren Kissinger Straße treffen Spaziergänger, Rad- und Autofahrer auf engstem Raum aufeinander.       -  In der inneren Kissinger Straße treffen Spaziergänger, Rad- und Autofahrer auf engstem Raum aufeinander.
Foto: Milena Meder | In der inneren Kissinger Straße treffen Spaziergänger, Rad- und Autofahrer auf engstem Raum aufeinander.

Ursprünglich zugelassen war eigentlich auch das Fahrradfahren in Gegenrichtung der Einbahnstraße – also vom Marktplatz stadtauswärts in Richtung Kreisel. Da dies aber vermehrt zu Konflikten und schließlich sogar zu Unfällen geführt hat, wurde das Fahren in die Gegenrichtung aus Sicherheitsgründen verboten. 

Keine Lösung für die Innere Kissinger Straße?

Über das Abfräsen des Bordsteins bis hin zu längerfristigen Umbauarbeiten: Über mögliche Lösungen in der Kissinger Straße ist viel gesprochen und debattiert worden. Als ersten Schritt empfiehlt die Expertin nun, durch eine Änderung der Parkordnung genügend Ausweichflächen zu schaffen, sodass Radfahrer wieder entgegen der Einbahnstraße fahren können.

„Es wäre praktisch eine Abfolge von Warten und Fahren. Es gäbe Abschnitte, wo Pkw und Fahrrad sich begegnen können und Abschnitte, wo sie das nicht tun können, weil dort ein Parkstreifen ist.“ Hilfreich sei bei diesem Vorschlag allerdings eine Absprache mit den Anliegern und Geschäftsinhabern vor Ort, da sie den Bedarf an Parkplätzen am besten kennen würden. 

Stadträte mit Verkehrskonzept sichtlich unzufrieden

Der Marktplatz in Hammelburg ist für Radfahrer ein beliebtes Ziel. Direkt daran angrenzend: die innere Kissinger Straße.       -  Der Marktplatz in Hammelburg ist für Radfahrer ein beliebtes Ziel. Direkt daran angrenzend: die innere Kissinger Straße.
Foto: Milena Meder | Der Marktplatz in Hammelburg ist für Radfahrer ein beliebtes Ziel. Direkt daran angrenzend: die innere Kissinger Straße.

„Das ist sicherlich besser als nichts. Ich glaube aber nicht, dass wir das Problem gelöst bekommen, indem wir ein paar Parkplätze weglassen oder verschieben“, äußert Stadtrat Fabian Hamák (Grüne). Das Problem mit der Kante des Gehwegs bleibe so – gerade für die von unten kommenden Radfahrer – weiterhin bestehen.

Auch dass ein Großteil der Autofahrer sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Kilometer pro Stunde halte und Autos regelmäßig außerhalb der markierten Parkplätze und an Engstellen abgestellt werden, sei dadurch nicht gelöst. „Es ist vielleicht ein Anfang, aber ich glaube nicht, dass wir damit einen sicheren Radverkehr hinbekommen.“ 

Vorschläge zu wage, Visionen fehlen

Auch Rita Schaupp (SPD), die gemeinsam mit Monika Horcher (Grüne) als einzige selbstständig Ideen erarbeitet und eingereicht hat, zeigt sich sichtlich enttäuscht von den Vorschlägen. Schon damals haben die beiden Frauen viel Augenmerk auf die Kissinger Straße gelegt. Sie schlugen vor, die Parkzeit für Autos auf maximal 20 Minuten zu beschränken, die markierten Parkplätze in der Straße zu reduzieren und nach jedem zweiten eine Lücke zu lassen, in die Kraftfahrzeuge kurzzeitig einscheren können.

Für mehr Sicherheit könnten aufseiten der VR-Bank die Bordsteinkanten abgefräst oder Absätze mit Flüssigasphalt angeglichen werden. Zu prüfen wäre ihrer Meinung nach auch, ob in der inneren Kissinger und der Bahnhofstraße ein besonders verkehrsberuhigter Bereich eingerichtet werden kann (Höchstgeschwindigkeit zehn Kilometer pro Stunde).

„Wir müssen jetzt endlich mal Nägel mit Köpfen machen und irgendwo anfangen“, zeigt sich die Rätin allerdings nicht nur von den Ideen für die Kissinger Straße, sondern generell vom Verkehrskonzept enttäuscht. Die Vorschläge seien zu vage, es fehle an Visionen. „Die Bürger warten doch darauf, dass wir endlich mal eine fahrradfreundliche Stadt bekommen“, meint sie.

Kompromisse bei Entscheidungen in Hammelburg notwendig

Reinhard Schaupp (CBB) sieht das ähnlich. „Ich sehe im Moment überhaupt keinen Plan, der uns sagt, wie die Verkehrsführung des Radverkehrs stattfinden soll – und das war doch eigentlich der Ausgangspunkt für dieses Konzept“, verdeutlicht er. Schon damals habe er es für sinnvoller gehalten, die Bevölkerung anzuhören und schließlich gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Fraktionskollege Reimar Glückler (CBB) stimmt ihm da zu: „Ich bin auch enttäuscht von diesem Konzept“, äußert er seinen Unmut. 

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Eine exakte Planung für jede einzelne Problemstelle zu erarbeiten, sei nicht leistbar, erklärt die Geografin. „Es war unsere Aufgabe als Planer gemeinsam mit ihnen Vorschläge zu erarbeiten, die alle Bedürfnisse so gut wie es nur geht berücksichtigt.“ Dass es am Ende zu einem Kompromiss kommen muss, sei klar.

Und dass solche Einigungen auch in Hammelburg unbedingt notwendig sind, zeigt sich schon in der Debatte über die innere Kissinger Straße. „Es kann nicht alles zugunsten der Radfahrer sein, man muss auch die Geschäftswelt beachten“, sagt Stadträtin Gudrun Kleinhenz (CSU) zur Diskussion um die innere Kissinger Straße. Die Stadt sei sowieso schon „tot“, die Parkplätze für die Inhaber dringend notwendig. 

Umsetzung abhängig vom Haushalt der Stadt

„Schon letztes Jahr beziehungsweise eigentlich schon bei der Beauftragung ist uns aufgefallen, dass uns das Konzept im Prinzip nur die Probleme aufzeigt, die wir schon kennen, aber die Lösungen nicht“, äußert Yannick Pfriem (Freie Wählerschaft). Dass die schwierigen Stellen nun im Verkehrskonzept noch einmal zu Papier gebracht wurden, müsse die Stadt nutzen, um endlich mit Verbesserungen beziehungsweise tiefergehenden Planungen zu starten.  

Da das Radverkehrskonzept also lediglich als Grundlage für weitere Planungen im Stadtgebiet diene, sei jetzt zu prüfen, welche Vorschläge wirklich umgesetzt werden können. „Es ist schwierig, heute schon einen konkreten Zeitplan zu nennen“, verdeutlicht Stadtbaumeister Detlef Mohr. Erstmal werde die Planung einiger kurzfristig umsetzbaren Ideen auf den Weg gebracht ( Bericht folgt ), schließlich müsse auch noch ein Blick auf den Haushalt geworfen werden. „Ich sage nicht, dass viele Dinge, die hier stehen, nicht sehr wünschenswert sind.“

Wer sich für das Hammelburger Radverkehrskonzept interessiert hat die Möglichkeit, sich die beiden Teile auf der Homepage der Stadt herunterzuladen . 

 
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