
Obwohl Eugen Albert in Waldfenster aufgewachsen ist, galt seine ganze Liebe Münnerstadt . Nur seine Familie war ihm noch ein wenig wichtiger. In Münnerstadt hat er die Klosterschule besucht, wurde dann Stadtschüler. Hier lernte er seine Ehefrau Anneliese kennen, die ihm drei Kinder schenkte. Den Lehrer und Rektor der Volksschule Nüdlingen zog es in die Politik, von 1996 bis 2008 war er Bürgermeister der Stadt Münnerstadt und wurde später zum Altbürgermeister ernannt. Im Kreise seiner Familie genoss er in den letzten Jahren das „süße Nichtstun“, wie er selbst sagte.
Aber so ganz stimmte das nicht. Unter anderem das Gärtnern gehörte zu seinen großen Leidenschaften. Als er am Montag, 25. März, nach längerer Krankheit in seinem Haus starb, waren seine Frau Anneliese, seine Kinder Annabell, Andreas und Michael mit ihren Familien bei ihm. „Das war sein größter Wunsch“, sagt seine Ehefrau Anneliese. Der Trauergottesdienst findet am Donnerstag, 28. März, um 14 Uhr in der Münnerstädter Klosterkirche statt. Anschließend Beerdigung auf dem Münnerstädter Friedhof. Wie 2. Bürgermeister Andreas Trägner mitteilte, liegen ab Mittwoch, 27. März, Kondolenzlisten im Münnerstädter Rathaus aus.
Nicht nur in Münnerstadt beliebt
„Kein Mensch ruft mich an“, hat Eugen Albert vor einigen Wochen bei einem Telefonat scherzhaft gesagt. Er war ein sehr geselliger Mensch und litt darunter, dass er in letzter Zeit nicht mehr so am öffentlichen Leben teilnehmen konnte. Dank seiner unzähligen Ämter und Ehrenämter hatte er viele Kontakte zu den Münnerstädtern und darüber hinaus. Trotz der großen Verantwortung, die er über viele Jahre trug, war er stets gut gelaunt und einem kleinen Schabernack nicht abgeneigt. Auch das war ein Grund für seine große Beliebtheit. Zu seinen Geburtstagen gaben sich die Gratulanten stets die Klinke in die Hand. Am Freitag, 30. März, wäre er 77 Jahre alt geworden.
Es war Palmsonntag, als Eugen Albert in Bad Kissingen das Licht der Welt erblickte. Aufgewachsen ist er in Waldfenster, wo er auch die Volksschule besuchte. Weil es in der Familie mehrere Ordensbrüder gab, schien sein Weg vorgezeichnet. Er kam nach Münnerstadt in die Klosterschule, die er allerdings nach der 6. Klasse (heute 10. Klasse) verließ. Als Stadtschüler blieb er aber am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium, wo er 1968 sein Abitur ablegte.
Heirat im Jahr 1970
Unmittelbar danach absolvierte er seinen Wehrdienst. Im Jahr 1970 heiratete Eugen Albert Anneliese Schmitt. Die beiden hatten sich am Gymnasium kennen und lieben gelernt. Er beschloss, Lehrer zu werden, wie seine Frau Anneliese auch.
Nach dem Studium für Lehramt an Volksschulen an der Pädagogischen Hochschule Würzburg zog er wieder nach Münnerstadt und lehrte zwei Jahre in Großwenkheim . Zwölf Jahre lang war er danach an der Münnerstädter Grundschule tätig, dann wurde er Rektor der Volksschule Nüdlingen. In diesen Jahren bekleidete er zahlreiche Ehrenämter, war beispielsweise Kreisvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer, Vorsitzender des Kreisverbandes Münnerstadt des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), er war 3. Vorsitzender des Unterfränkischen Lehrer und Lehrerinnenverbandes, Personalratsvorsitzender für Volksschullehrer im Schulamtsbereich Bad Kissingen und übernahm die Organisation der Lehrerfußballer im Landkreis.
Nach der Schule folgte das Rathaus
Obwohl Eugen Albert viel Freude an seinem Beruf hatte und in seiner Schule sehr beliebt war, machte er 1996 Schluss damit. Er wurde zum Bürgermeister der Stadt Münnerstadt gewählt. Bereits 1990 war er für die Freien Wähler in den Stadtrat eingezogen. 1996 wurde er auch für die Freien Wähler Mitglied des Kreistags, dem er bis Juli 2022 beiwohnte. Zehn Jahre lang war Eugen Albert Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Münnerstadt (BGM), 20 Jahre lang Vorsitzender der Freien Wähler im Altlandkreis Bad Kissingen und 18 Jahre Beisitzer im Vorstand der Freien Wähler im Bezirk Unterfranken.
Leicht hatte es Eugen Albert als Bürgermeister nicht, denn das Geld war zu jener Zeit sehr knapp. Trotzdem wurde in seiner Amtszeit die Wasserversorgung generalsaniert, der Hochbehälter neu errichtet. Hinzu kamen unter anderem die Generalsanierung der Abwasserversorgung mit dem Bau der neuen Kläranlage und mehrere Rückhaltebecken sowie die damals längst überfällige Generalsanierung der Grund- und Mittelschule. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit wurde das Deutschordensschloss generalsaniert und später das Hennebergmuseum neu eingerichtet.
Städtepartnerschaft wiederbelebt
Aktiv hat sich Eugen Albert um die Wiederbelebung der Städtepartnerschaft mit Stenay gekümmert, als Bürgermeister war er auch Vorsitzender der Juliusspitalstiftung, die einen neuen Anbau errichtete. Der Bau des Bestatterzentrums fiel in seine Amtszeit, ebenso der Umbau des Augustinerklosters zum betreuten Wohnen und die Umwidmung des Novizengartens zum Stadtpark. Auch auf kulturelle Höhepunkte wie die jährlichen Kulturwochen (mit Ausstellungen Goya, Dali, Hundertwasser) und die Ausrichtung der Unterfränkischen Kulturtage, konnte er verweisen. Und das ist längst noch nicht alles.
Eugen Albert war Pfarrgemeinderat, verantwortlich für die Erwachsenenbildung bei der Kolpingsfamilie, er war über viele Jahre aktiv im Elferrat, fünf Jahre lang sogar deren Präsident. Auch im Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes und beim Förderverein Maria Bildhausen übernahm er Verantwortung.
Bei Heimatspiel und den Hans-Sachs-Spielen
Sehr gerne und sehr überzeugend wirkte Eugen Albert über 40 Jahre lang beim Heimatspiel und den Hans-Sachs-Spielen mit. Ebenso lange war er als Nikolaus in Kindergärten Schulen und Seniorenheimen unterwegs. Er war im Freundeskreis des Schönborn-Gymnasiums tätig und bereitet die Studiengenossenfeste mit vor. Eugen Albert war Mitglied im Ältestenrat des TSV Münnerstadt , zehn Jahre lang Organisator und Moderator des Erzählcafés im Juliusspital und Mitglied in vielen Vereinen.
Für sein Wirken bekam Eugen Albert zahlreiche Ehrungen. Dazu zählen die Ernennung zum Altbürgermeister, die Silberne Stadtmedaille, die Kommunale Verdiensturkunde des Freistaates Bayern, der Till von Franken des Fastnachtsverbandes und die Platinnadel von den Freien Wählern Bayern. Außerdem war er Ehrenvorsitzender des Kreisverbandes Münnerstadt im BLLV.