Dass die Arbeitsgemeinschaft " Ökologie auf Kirchengrund" der katholischen Klöster und kirchlichen Einrichtungen in Bayern mit Maria Bildhausen genau den passenden Ort gewählt hatte, sagte Matthias Guck. Er ist Ansprechpartner für Öffentlichkeit in der Klosteranlage des Dominikus Ringeisenwerks Maria Bildhausen . In seinen geschichtlichen Rückblick nannte er bei der Tagung die Zisterzienser, die einst im Kloster lebten, prägend für die gesamte Einrichtung. Sie seien autark gewesen, so wie es auch heute wieder der Fall ist.
"Leben, wohnen und arbeiten kann man hier bei uns, und wir sind stolz, dass wir dies besonders Menschen mit Behinderung bieten können." Matthias Guck verwies auch auf das neue Zentrum für Pflege und Sozialberufe, das mit tatkräftiger Unterstützung der verstorbenen Barbara Stamm als Pilotprojekt entsteht.
Umdenken gefragt
Felix Prinz zu Löwenstein , Agrarwissenschaftler und Biobauer (Otzberg), ging in seinem Vortrag auf das Thema "Klimawandel und seine Folgen" ein. Er erwähnte die Abholzung der Regenwälder , die Zunahme von Plastikmüll, auch in den Weltmeeren, aber auch die Düngemittel der Landwirtschaft. Von der Belastung des Oberflächenwassers sprach er und sagte, dass diese Stoffe über die Flüsse in die Meere gelangen. Die Frage sei deshalb, wie sich die Landwirtschaft unabhängig von diesen umweltgefährlichen Stoffen künftig weiter organisieren lässt. Wichtig seien Stoffe, die endlich sind. Hier sei ein Umdenken gefragt.
Der Nachmittag sah die Besichtigungen der Klostergärtnerei und konkret den Naturlandbetrieb mit Gemüsekiste vor. Genau darauf hatte der Direktor des Dominikus Ringeisenwerks, Domvikar Martin Riß (Ursberg), verwiesen. Dieser Bereich sei für die behinderten Menschen auch pädagogisch wertvoll und wichtig. Sie könnten hier in und mit der Natur etwas schaffen. Außerdem gebe es Impulse für die praktische Arbeit. "Ökologisch handeln für und mit den Menschen" sei das Thema.
Gründung einer Genossenschaft in Großbardorf
Interessant war dann das Thema, das sich Michael Diestel , Geschäftsführer Agrokraft GmbH Bad Neustadt, ausgewählt hatte: "Vision für einen Anteil der Kirche am Klimaschutz." Gleich zu Beginn stellte er klar, dass dies eine Herausforderung ist, besonders in einer Zeit, in der man sich auf dem, wie es kürzlich in Medien berichtet wurde "Highway zur Klimahölle" befindet. Bestes Beispiel sei im Grabfeld die steigende Trinkwasserknappheit, die Michael Diestel als eine echte Katastrophe bezeichnete. Der Referent berichtete von der ersten Gründung einer Genossenschaft in Großbardorf, als dort eine Bürgersolaranlage entstand. Im Bauernverband Rhön-Grabfeld habe man überlegt, wie man ein eigenständiges Projekt auf den Weg bringen könne und habe festgestellt, dass es keine Landwirte ohne Natur und keine Natur ohne Landwirtschaft gibt. Da sei der bekannte Slogan von BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel entstanden "Einfach machen!".
Bioenergiedorf Großbardorf
Michael Diestel verwies darauf, dass es wichtig sei, erneuerbare Energien zu koppeln. Dafür gebe es das Erneuerbare Energie Konjunkturprogramm für den ländlichen Raum. "Diese bringen in Bürgerenergie oder auch Kommunalprojekten größte regionale Wertschöpfung." Bestes Beispiel sei das Bioenergiedorf Großbardorf, das mit Beteiligung der Landwirte und der Bürgerinnen und Bürger bei der Wärmeversorgung heute autark ist. Michael Diestel nannte es ein aktives Dorf mit rund 1000 Einwohnern.
In Großbardorf wie Pater Brown
In den Anfangstagen vor vielen Jahren sei er sich bei der Werbung für das Projekt vorgekommen wie Pater Brown, der Gelder für eine neue Kirche sammelte. Letztendlich sei es aber gelungen. Für rund drei Millionen Euro wurde eine sechs Kilometer lange Wärmeleitung gebaut und das gesamte Dorf angeschlossen. 45 landwirtschaftliche Betriebe bauten eine Biogasanlage.
In Rhön-Grabfeld gebe es aktuell 140 derartige Betriebe, die in fünf Gemeinden Biogasanlagen betreiben. Hier sei der Landkreis bayernweit Vorreiter. "Wir haben rechtzeitig erkannt, dass in Sachen Klimaschutz keine Zeit zu verlieren ist." Letztendlich sei es auch so, dass der ländliche Raum Energie für die Stadt anbieten kann. "Wir Landwirte müssen den Umbau gestalten, denn wir sind die Akteure", war die feste Überzeugung des Referenten. "Wir machen aus einer Idee ein Unternehmen." Hier seien auch die Kirchen gefragt, die damals wie heute über entsprechende Grundstücke verfügen. Die Vision: "Der katholischen Kirche gelingt es in Bayern, mit der ideellen und finanziellen Unterstützung ihrer Mitglieder bis 2030 CO2 neutral zu werden. Maßnahmen könnten sein: Ausbau der erneuerbaren Energien, Wind, Photovoltaik. Biogas und Biomasse auf Kirchengrund und auf und in kirchlichen Liegenschaften.
Ohne ein Konkurrenzdenken
Die Finanzierung könnte als Eigenbeteiligung im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten, aber auch der Bürger und Kirchenmitglieder geschehen. Damit spreche man nicht nur von der "Schöpfung bewahren", sondern werde zur tätigen Kirche mit Vorbildfunktion. Michael Diestels Vorschlag: Gründung von Arbeitsgemeinschaften Erneuerbare Energie unter dem Motto Kirche voller Energie auf allen Ebenen kirchlicher Organisationsstruktur. Der Referent betonte: "Was bei uns in Großbardorf geht, geht überall und das ohne ein Konkurrenzdenken." Dem Vortrag folgte noch die Besichtigung des Naturlandbetriebes Derleth in Salz.