
Seit gut drei Jahren parkt die Mobiltechnik in Bad Kissingen. Autofahrer können auf den Parkplätzen im Stadtgebiet in fünf verschiedenen Preiszonen ihre Standgebühr per Handy bezahlen. Schilder über manchen Parkautomaten geben den Hinweis: Statt nach Münzen zu kramen und einen Parkzettel in die Windschutzscheibe zu legen, kann der Autofahrer eine SMS an die auf einem Schild für das jeweilige Areal angegebene Kurzwahlnummer senden.
Enthalten muss die Kurznachricht das Autokennzeichen und ein Kürzel für die gewünschte Parkzeit. Ob das Angebot ankommen würde, war vor Einführung Anfang 2010 offen – der mit knapp 50 Jahren relativ hohe Altersschnitt in der Stadt Bad Kissingen gab damals Grund zu Zweifeln.
Inzwischen sind die Fragezeichen bei der Betreiberfirma Sunhill Technologies (Bubenreuth) ausgeräumt. Stetig gewachsen sind die Absatzzahlen: Im ersten Jahr nach Start wurden 19 000 Handytickets verkauft, 2011 schon 22 000 und im vergangenen Jahr 25 000 Tickets. „Mit diesen Zahlen ist Bad Kissingen unter allen Standorten in vergleichbarer Größe Spitzenreiter“, sagt Firmensprecherin Claudia Pintus.
Die Firma koordiniert das Handyparken laut eigenen Angaben an über 60 Standorten in Deutschland, darunter Großstädte wie Berlin und Köln, aber auch Bad Neustadt an der Saale und Bad Königshofen. Nutzen können das Angebot Mobilfunkkunden der großen Firmen T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O 2 und Debitel. Schwierig wird es bei manchen Unteranbietern wie 1 & 1 und Simyo. Da kann die erwartete Bestätigungs-SMS schon mal negativ ausfallen.
Manche SMS in der Sackgasse
Warum die Nieten-Firmen dann nicht am Parkautomaten vermerken? „Das ändert sich nahezu täglich“, rechtfertigt der freundliche Herr in der Beschwerde-Hotline die mangelnde Transparenz. Die Kosten für die gesendete SMS ins Nirvana würde sich der Parker freilich lieber sparen. „Wir sind dran, auch den Kunden dieser Anbieter bald zur Verfügung zu stehen“, sagt Pintus.
Zaneta Spinelli aus Nüdlingen jedenfalls gab vergangenes Jahr an dieser Stelle auf: Nachdem die SMS der 30-Jährigen einmal in der Sackgasse landete, versuchte sie es nie wieder. Während der spontanen Stichprobe der Main-Post am Tattersall-Automaten wirft sie lieber wieder Münzen in den Schlitz.
Ebenso Ingeborg Krack aus Sinntal-Altengronau in Hessen: Die 51-Jährige kommt während ihrer regelmäßigen Besuche in Kissingen niemals auf die Idee, fürs Parken ihr Handy in die Hand zu nehmen. „Ich hab das SMS-Schild auch noch nie wahrgenommen.“ Ein Herr aus Bad Kissingen parkt ohnehin nur in Ausnahmen auf dem Salinenparkplatz. Ihm sind Parkschranken, die die exakte Parkdauer im Nachhinein abrechnen, lieber. Solche gibt es unter anderem noch im Parkhaus oder an der Kurverwaltung.
Handyparker sind während der Stichprobe am Tattersall rar – auch unter den gesamten städtischen Parkeinnahmen macht das SMS-System nur knapp sechs Prozent aus: Im Jahr 2012 stammten von den 595 000 Euro Parkeinnahmen rund 35 000 Euro aus dem SMS-Topf. Ordnungsamtschef Rainer Warzecha ist damit aber zufrieden. Mit mehr habe niemand gerechnet.
Systemkosten trägt die Stadt
Einen Haken gibt es dennoch – und zwar für die Stadt: Von den 35 000 Euro fließt ein Teil an Sunhill Technologies. So finanziert sich das SMS-Park-Unternehmen. Wie hoch die Vergütung genau ist, wollen weder Firma noch Stadt sagen. Warzecha betont: Für den Parker bleiben die Kosten abgesehen von der jeweiligen SMS-Gebühr gleich.
Die Mehrkosten an Sunhill trage die Stadt. In einer Diskussion auf der Internetplattform Facebook war unlängst die Frage aufgekommen, ob das SMS-Parken zuweilen fehlerhaft abbucht. Im Lauf der Diskussion stellte sich jedoch heraus: Die Autofahrerin hatte ihre SMS aus Versehen an die Kurzwahl für das teure Innenstadt-Areal geschickt.