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Untererthal
Grenzen der Gemarkung hautnah erfahren
Der traditionelle Grenzgang fand jetzt in Untererthal statt. Eigentlich wird dieser alle acht Jahre durchgeführt und wäre somit bereits im...
Redaktion
 |  aktualisiert: 06.12.2023 01:05 Uhr

Der traditionelle Grenzgang fand jetzt in Untererthal statt. Eigentlich wird dieser alle acht Jahre durchgeführt und wäre somit bereits im vergangenen Jahr fällig gewesen, Grund war die Corona-Pandemie.

Ortsbeauftragter Bernd Hüfner begrüßte die rund 160 Teilnehmer bereits um 7.30 Uhr auch im Namen der örtlichen Jagdpächter sowie der Feldgeschworenen mit ihrem Obmann Alex Brandenstein. Ein besonderer Gruß galt dessen Vorgänger Karl Heilmann, der mit 89 Jahren auch der älteste Teilnehmer im Feld war.

Er dankte auch den vielen Helfern im Hintergrund, die im Vorfeld Grenzsteine freigelegt, die Strecke präpariert und ausgeschildert hatten. Diese führte traditionell über die gesamte Länge der Gemarkungsgrenze von rund 19 Kilometer und über sechs Dreimärker, wo jeweils die Untererthaler Musikanten aufspielten. Traditionell wurden dort auch verschiedene Persönlichkeiten durch die Feldgeschworenen „gestaucht“. An drei Zwischenstationen gab es zudem interessante Vorträge.

In der Äckersau, unterhalb der Keßenmühle gelegen, gab Helmut Scholl sein Wissen über die dort wohl bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts existierende Pulvermühle und die in der Nähe gelegene Ansiedlung Nieder-Erthal preis. Beide sind heute jedoch bis auf versteckte Grundmauerreste verschwunden.

Über einen eigens gebauten hölzernen Steg wurde dann die Thulba überquert. Am sogenannten Urschels-Kreuz, einem Flurdenkmal an der Grenze zu Diebach, wurde Frühstücksrast eingelegt. Obmann Franz Vogt aus Diebach gab einen Überblick über die Geschichte dieses schönen Denkmals . Zudem begrüßte dort auch der 3. Bürgermeister Christian Fenn die Grenzwanderer, in Vertretung der Stadt Hammelburg und des 1. Bürgermeisters Armin Warmuth . Über ein Baum-Quiz von 27 Stationen führte der Weg zu den wohl ältesten und bedeutendsten Grenzsteinen der Gemarkung, zwischen Windheim und Schwärzelbach gelegen. Hier trafen einst die Gebiete der Fürst-Äbte und Bischöfe von Fulda und Würzburg sowie der Herzöge von Thüngen aufeinander. Die jeweils darauf vorhandenen Wappen wurden im Vorfeld wieder gut sichtbar gemacht. Zur Mittagsrast an der Jagdhütte Stolz wurden die Grenzgänger durch die Jugendfeuerwehr mit Gulaschsuppe verpflegt.

Am Dreimärker Untererthal-Hetzlos-Obererthal war dann der große Moment für den ehemaligen Obmann Karl Heilmann gekommen. Nach 67- jähriger Tätigkeit als Feldgeschworener, wurde dieser nun zum allerersten Mal von seinen Kollegen selbst „gestaucht“.

Im Anschluss hielt Jagdpächter Bernhard Stolz, unterstützt durch Jagdhornbläser Carsten Schmitt aus Sulzthal, am „Oberen Forstfeld“ einen Vortrag über die Besonderheiten der Jagdreviere auf der Gemarkung Untererthal , deren Hege und Pflege durch die örtlichen Jagdpächter sowie die Entwicklung der Jagd. Dabei blieb auch das Erscheinen des Wolfes in der Region nicht unerwähnt, war doch erst vor kurzem ein Wolfsriss in unmittelbarer Nähe bekanntgeworden. Nach rund zehn Stunden trafen die Teilnehmer wieder am Feuerwehrhaus ein, wo der Tag seinen Ausklang fand.

Dort gab es auch die Auflösung des Baum-Quiz. Die Siegerin hatte von den 27 an der Strecke angefragten Baumarten 23 richtig gelöst und konnte sich über den Preis in Form eines Ster besten Buchenholzes freuen. red

Nach 67 Jahren im Ehrenamt des Feldgeschworenen zum ersten Mal selbst „gestaucht“ worden: Karl Heilmann, 89 Jahre alt.       -  Nach 67 Jahren im Ehrenamt des Feldgeschworenen zum ersten Mal selbst „gestaucht“ worden: Karl Heilmann, 89 Jahre alt.
Foto: Bernd Hüfner | Nach 67 Jahren im Ehrenamt des Feldgeschworenen zum ersten Mal selbst „gestaucht“ worden: Karl Heilmann, 89 Jahre alt.
 
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