
Noch steht der Gradierbau an der Unteren Saline, aber die Vorbereitungen für den Abriss sind deutlich sichtbar: Die Technik ist abgestellt. Die Reisigbündel aus Schwarzdorn, über die sonst das Wasser rieselt, sind trocken. Das Areal ist abgesperrt, ein großer Bagger steht vor dem Gradierwerk.
„Aktuell laufen die vorbereitenden Arbeiten“, sagt Otmar Gerhard, Leiter der Hochbauabteilung beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt . Das heißt: Büsche und Gestrüpp werden entfernt, um die Baufläche frei zu schaffen. Außerdem wird eine Baustraße eingerichtet. Dazu haben die Arbeiter eine weiße Plane aus Geotextil auf dem Boden ausgelegt, auf die mineralischer Schotter als Fahrbahnbelag aufgebracht wird.
Blick auf Fundamente nach Abriss
Der eigentliche Abriss des beliebten Kissinger Wahrzeichens soll laut Gerhard am Montag, 23. September, beginnen. Die Arbeiten werden mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Nach dem Abriss sollen, voraussichtlich ab Anfang Dezember, die freigelegten Fundamente untersucht werden. Es geht laut Bauamt darum festzustellen, ob die Fundamente erhalten und saniert werden können, oder ob sie ebenfalls weggerissen und ersetzt werden müssen. „Sobald wir gesicherte Erkenntnisse über den Zustand der Bestandsfundamente haben, werden wir diese der Presse mitteilen“, kündigt Gerhard an.
Durch die Absperrungen ist der Radweg in dem Bereich nicht befahrbar und wird für die Dauer der Arbeiten über die Salinenpromenade umgeleitet. Der Abriss ist notwendig, da der Gradierbau einsturzgefährdet ist: Die verzinkten und zusätzlich beschichteten Verbindungsmittel der Konstruktion sind durch den hohen Chloridgehalt der Sole stark geschädigt. Die Standsicherheit ist laut Bauamt nur noch durch Notsicherungen möglich.
Runder Brunnen muss geschützt werden
In der Nähe des Gradierwerks ist der Runde Brunnen gefasst, eine der sieben Bad Kissinger Heilquellen. Um den Schutz des Brunnens während der Arbeiten zu gewährleisten, habe sich das Staatliche Bauamt im Vorfeld mit dem Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen sowie dem Landratsamt abgestimmt.
Der Runde Brunnen ist eine stark Kohlendioxid-haltige Solequelle. Seinen Ruf als Sehenswürdigkeit hat er durch das Aufsprudeln, also dadurch, dass er von Zeit zu Zeit aufwallt und dann wieder in sich zusammensinkt. Das Schauspiel können Gäste durch die Plexiglaskuppel betrachten. Der Runde Brunnen wurde 1788 entdeckt und für die Salzgewinnung erschlossen. Das Wasser speist das Kneippbecken am Gradierbau sowie das Gradierwerk und dient als Notversorgung für die Kisssalis-Therme, falls einmal der Schönbornsprudel ausfällt.
Höchster Gehalt an Mineralstoffen der Kissinger Heilquellen
Der Runde Brunnen hat nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes eine Gesamttiefe von rund 90 Metern und einen Durchmesser von drei Metern. Er schüttet etwa 360 Liter Heilwasser pro Minute aus. Das Heilwasser des Runden Brunnens hat mit Abstand den höchsten Gehalt an Mineralstoffen der sieben Bad Kissingen Heilquellen. Er gehört zu den alten Solquellen, die in erster Linie früher für die Gewinnung von Kochsalz und erst später zu therapeutischen Zwecken verwendet wurden.
Früher war der Brunnen durch die Heinz-Kalk-Klinik überbaut, die 2009/2010 abgebrochen wurde. 2015 wurde er umfassend für 1,7 Millionen Euro saniert und die Außenanlage parkähnlich neu angelegt.
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