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Langendorf
Graben in der Geschichte
Bevor bei Langendorf der neue Kreisverkehr gebaut wird, untersuchen nun Archäologen den Boden. Mittelalterliche Grubenhäuser geben viele Aufschlüsse.
Unter anderem wurde wellenbandverzierte Keramik entdeckt.       -  Unter anderem wurde wellenbandverzierte Keramik entdeckt.
| Unter anderem wurde wellenbandverzierte Keramik entdeckt.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 17.08.2022 18:15 Uhr

Je tiefer es geht, desto kleiner wird das Werkzeug : Auf der künftigen Trasse der Kreisstraße KG 37 zwischen Langendorf und A 7 haben vor drei Wochen zunächst Bagger den Oberboden entfernt. Archäologen stellten im Erdreich an 34 Stellen Verfärbungen fest, die auf eine Siedlung im Früh- und Hochmittelalter hinweisen. An mehreren Stellen arbeiten sich nun die Archäologen erst mit dem Spaten und am Ende mit der Spachtel vor. "Wir haben unter anderem wellenbandverzierte Keramik, eine größere Zahl von Messern und Reste von Trensen gefunden", berichtet Oliver Specht , Chef der Firma " Ausgrabungen Specht".

Auf dem 220 Meter langen und rund zehn Meter breiten Streifen sind die Archäologen bereits auf Überbleibsel von vier Grubenhäusern gestoßen. Während von den meist ebenerdigen Wohnhäusern wenig die Jahrhunderte überstanden hat, sind die früheren Nebengebäude kleine Schatzkammern für die Experten. "Wir suchen den Pompeji-Moment", beschreibt Specht die vorsichtige Freilegung von Erdschichten. Dass sie auf dem früheren Fußboden angekommen sind, lesen die Archäologen zum Beispiel an einer schwarzen Schicht ab, falls das Grubenhaus abgebrannt ist, oder eben an Scherben und anderen Überbleibseln.

"Wir sollen herausfinden, was in den Grubenhäusern früher gemacht wurde", erzählt Specht. An einer rund 80 Zentimeter tiefen Grube erläutert er die Befunde: In der Mitte und an den beiden Rändern der rund dreieinhalb auf viereinhalb Meter großen Grube deutet er auf Verfärbungen. Hier hätten früher die Holzpfosten gestanden, die das Satteldach hielten, vermutet Specht. Weitere Verfärbungen deuten auf Einbauten hin, vielleicht eine Werkbank oder einen Webstuhl . Die Reste der Trensen-Garnitur legen nahe, dass die Siedler Pferde hatten. Die große Zahl an Eisen-Messern könne zum Beispiel auf Weinbau hinweisen.

"Das Interessante ist am Ende das Zusammensetzen der Funde", verweist Specht auf einen Abschlussbericht in einigen Monaten. Noch mindestens zwei Wochen werde gegraben, bis zu fünf Mitarbeiter sind an der Grabungsstelle. "Überraschend ist, dass die Grubenhäuser so tiefgründig waren", freut sich Grabungsleiter Marcel Günther, der bereits den Grund unter dem Erweiterungsbau des Landratsamtes in Bad Kissingen untersucht hat. Deshalb seien die Überreste noch im Originalzustand erhalten.

In Auftrag gegeben hat die Grabungen das Landratsamt, das den Langendorfer Kreisel gemeinsam mit dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt plant. Die Lage des Kreisels nördlich der B 287 stehe mittlerweile fest, berichtet Andreas Röder von der Tiefbau-Abteilung des Landratsamtes. Die Autobahndirektion Nordbayern habe bereits einer kürzeren Autobahn-Auf- und Abfahrt zugestimmt. Die Grabungsarbeiten in der Flur "Oberpoint" seien von Beginn an eingeplant gewesen. Die Kosten dafür sind fünfstellig, die genaue Höhe richte sich nach den Befunden. Wann der eigentliche Straßenbau starte, steht laut Röder aktuell noch nicht fest. Die Archäologie behindert den Ablauf jedenfalls nicht: "Wir zerstören das fachgerecht", kündigt Oliver Specht für das Ende der Grabungen an.

Gespannt auf die Ergebnisse ist auch Kreisheimatpfleger Roland Heinlein, der sich bereits seit Jahren für die vielen historischen Spuren in der "Point" interessiert. Die Archäologen sichteten auch bereits die Funde ehrenamtlicher Sammler, die die Felder dort regelmäßig nach dem Umpflügen absuchen.

 
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