„Schnecken schmecken sogar recht lecker“, hat Julia Voll festgestellt. Diese für sie doch überraschende Erfahrung machte die Gefällerin bei ihrer kulinarischen Frankreichreise. Die 26-Jährige Lehramtsstudentin aus Gefäll bereist Orte in Frankreich, in denen besondere Delikatessen entstehen. Sie und ihr Reisebegleiter Christian Schäfer, ein 28-Jähriger Deutsch-Franzose aus Würzburg, dokumentieren ihre Erfahrungen in einem Internetblog. Die Reise ist ein vom deutsch-französischen Jugendwerk gefördertes Projekt. „Veni, vidi, gusti“ (frei nach Cäsar übersetzt: „Ich kam, sah und kostete“) haben sie es genannt.
Christian Schäfer arbeitet im deutsch-französischen Institut in Erlangen und nahm bereits an vielen Austauschprogrammen des Jugendwerks teil. Er wusste, dass es die Möglichkeit gibt, Individualprojekte fördern zu lassen. Und weil Julia Voll begeisterte Hobby-Köchin ist, schlug er vor, dass Beide sich bewerben und etwas rund um das Thema „Küche und Lebensmittel“ machen könnten. Sie beschlossen, Bauernhöfe und kleine Lebensmittelproduzenten in Frankreich vor Ort zu besuchen. Sehen, woher Lebensmittel kommen, war das Ziel.
Interessante Route
Wohin die Reise gehen soll, planten Beide gemeinsam. „Ich habe mir nur gewünscht, was ich gerne sehen möchte“, meint Julia Voll. Christian Schäfer übernahm die Recherche. Im Internet versuchte er, Höfe und Produzenten zu finden. Die Route sollte vom Osten Frankreichs, wo Schäfer geboren ist, bis zur Atlantikküste gehen. Denn neben den kulinarischen Leckereien wollten die Beiden viel von Frankreich sehen. Einige Höfe schrieb Schäfer an, andere besuchten die Beiden spontan, wie einen Ziegenhof oder einen Pilzkeller.
Besonders gespannt war Julia Voll auf den Besuch der Schneckenfarm. Daheim sei sie von ihrer Familie damit auch ein bisschen aufgezogen worden. „Doch im Nachhinein waren sie ganz harmlos“, stellte die Gefällerin fest. Am besten gefiel ihr bislang der Besuch auf einem Ziegenhof. Dort sei alles sehr familiär gewesen. „Es ist schon ziemlich eindrucksvoll, wenn man die Milch einer Ziege trinkt, die fünf Minuten zuvor noch im Euter war.“
Auch Schäfer war als großer Käse-Fan hier in seinem Element, ebenso wie in der Comté-Käserei. Für ihn sei es einfach spannend gewesen, zu sehen, woher die zahlreichen Produkte kommen, die er schon seit seiner Kindheit kennt. Toll findet er, dass es in Frankreich noch so viele kleine Höfe und Züchter gibt, die jeden Besucher herzlich empfangen und ihre Produkte verkaufen. „Ich habe den Eindruck, dass es solche Höfe in Deutschland nicht so oft gibt“.
Zu wissen, woher Lebensmittel kommen und wie sie verarbeitet werden, das findet Julia Voll sehr gut. Sie glaubt, dass sie dadurch einen anderen Zugang zu den Lebensmitteln gefunden hat. Allerdings, räumt sie ein, sei es manchmal auch weniger appetitlich gewesen, den Produktionsprozess zu kennen, beispielsweise bei den Schnecken. „Als ich die herumkriechen sah, habe ich gezweifelt, ob ich sie wirklich probieren will“.
Im Westen des Landes steht nun noch die maritime Seite der französischen Küche auf dem Reiseprogramm der Beiden. Der Besuch auf dem Fischmarkt gehören da ebenso dazu wie die Fahrt zu den Muschelzüchtern. Zu sehen, wie die berühmten Austern in den Austerngärten heranwachsen, findet Julia „voll spannend“. Sie hofft, dass das Meer bei der Ausfahrt nicht so stürmisch ist, denn mit Seegang sei sie als Rhönerin nicht so vertraut.
Modernes kulinarisches Reisebuch
Eine Stunde am Tag gehört nach jedem Besuch dem Verfassen von Beiträgen für den Internetblog. Dieser ist Teil der Projektidee. Dadurch, findet Schäfer, werde die Reise auch nachhaltiger. Die beiden Blogger hoffen, dass vielleicht der eine oder andere Frankreichurlauber auf die Internetseite stößt und Lust bekommt, auch einmal solche Höfe zu besuchen. Derzeit lesen aber vor allem Freunde und Verwandte die täglichen Notizen dieses modernen Reisetagebuchs.
Schäfer hat die ersten sechs Jahre seines Lebens in Frankreich verbracht und spricht daher französisch. Doch man müsse nicht unbedingt viel französisch sprechen, um sich für ein Förderprogramm beim deutsch-französischen Jugendwerk zu bewerben, meint er. Die Idee sei ja, dass junge Deutsche nach Frankreich reisen können, meint Schäfer.
Julia Voll bestätigt das und sagt, sie habe erst an der Uni ein bisschen französisch gelernt. Trotzdem komme sie dort im Land irgendwie zurecht. Ihr Vorteil sei aber schon, dass sie mit Christian Schäfer natürlich auch ihren eigenen Dolmetscher dabei hat.
Bei Interesse: venividigusti.blogspot.com