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Eußenhausen
Goldene Brücke bei Eußenhausen-Henneberg geht nun auch in das digitale Zeitalter
Jimmy Fell hat begonnen, der Goldenen Brücke wieder etwas von ihrem alten Goldglanz zurückzugeben. Der Aktionskünstler hat noch weitere Pläne.
Im unteren Bereich der Goldenen Brücke hat der Berliner Aktionskünstler Jimmy Fell bereits neue Goldfarbe aufgebracht. Hier hat er außerdem damit begonnen digitale Zeichen aus der islamischen Ornamentierung aufzubringen. Foto: Hanns Friedrich       -  Im unteren Bereich der Goldenen Brücke hat der Berliner Aktionskünstler Jimmy Fell bereits neue Goldfarbe aufgebracht. Hier hat er außerdem damit begonnen digitale Zeichen aus der islamischen Ornamentierung aufzubringen. Foto: Hanns Friedrich
| Im unteren Bereich der Goldenen Brücke hat der Berliner Aktionskünstler Jimmy Fell bereits neue Goldfarbe aufgebracht.
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 18.08.2022 16:30 Uhr

Eigentlich sollte die Goldene Brücke am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen-Henneberg schon verfallen sein. Das jedenfalls hatte Jimmy Fell vermutet. "Doch die Goldene Brücke hält, und die Einheit ist längst vollzogen", sagte der Berliner Aktionskünstler . Er hat in den vergangenen zwei Wochen begonnen, der Goldenen Brücke wieder etwas von ihrem alten Goldglanz zurückzugeben.

"Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis das gesamte Kunstwerk wieder im goldenen Kleid erstrahlt", meint Jimmy Fell, der aus Niederlauer stammt. Auf die Frage, was einzelne Zeichen auf der Goldenen Brücke besagen, verriet er, dass dies Zahlen der Digitalisierung sind. "Wir sind ja im Zeitalter der Digitalisierung angekommen, und das wird künftig am Kunstwerk der Goldenen Brücke deutlich." Vielleicht gelingt es ja auch den Wunsch Jimmy Fells zu erfüllen, dass die Ministerin für Digitalisierung , Dorothee Bär , einmal selbst das Kunstwerk in Augenschein nimmt und vielleicht sogar beim Aufbringen der digitalen Zahlen mithilft.

Unterstützung

Wer zur Goldenen Brücke am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen-Henneberg kommt, wird feststellen, dass hier fleißig gearbeitet wurde. Einfach neu anstreichen - das ist gar nicht so einfach, sagt der Künstler. Zunächst muss das Holz gründlich abgeschliffen und erst dann kann die neue Farbe aufgebracht werden. Eine Woche lang bekam er Unterstützung durch seine Freundin Irena Dreißiger, aber auch von Michi Müller aus Chemnitz, der auf dem Grenzwanderweg unterwegs war und gleich fünf Tage blieb.

Immer wieder kommen übrigens Wanderer vorbei und machen am "Skulpturenpark Deutsche Einheit" Halt. Ihnen berichtete Jimmy Fell von den Kunstwerken, und, dass vor 22 Jahren die Goldene Brücke als erstes Kunstwerk über der einstigen deutsch-deutschen Grenze entstanden ist. Die Brücke sei damit auch ein Symbol der Einheit, denn auch diese sei wohl gefestigt.

Verein zur Förderung

Angesprochen auf die farbliche Neugestaltung der Goldenen Brücke, sagt Jimmy Fell, dass er die Farbe und alles Notwendige derzeit aus eigener Tasche bezahlt, aber, das sei auf Dauer nicht machbar. Deshalb gibt es nun den Verein "Das Blaue Haus e.V.", mit Sitz in Berlin Mitte. Dadurch können künftig Fördertöpfe angepackt und auch Gemeinden und Landkreise um Unterstützung gebeten werden. Warum "blaues Haus"? - Der Berliner Aktionskünstler hat sich dabei natürlich auch etwas gedacht. Das "blaue Haus" symbolisiert die Erde. "Die ersten Astronauten im Weltall haben bekanntlich die Erde als blauen Planeten gesehen. Blau ist damit die Farbe nicht nur unseres Planeten , sondern die Erde, auf der wir leben, die unser aller Heimat ist." Deshalb das "blaue Haus", das sich als Ziel die Förderung und Realisierung wichtiger Projekte im öffentlichen Raum gesetzt hat. "Das erste Projekt ist die Goldene Brücke."

Die islamischen Ornamentierung, die man auf der Goldenen Brücke finden wird, sind die Zeichen der Digitalisierung . Damit bekommt das Kunstwerk am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen-Henneberg einen neuen Inhalt. Als Jimmy Fell weiterhin die Struktur der Goldenen Brücke betrachtete, kam ihm der Vergleich mit Notenzeilen, die die einzelnen Bretter darstellen. Schnell war die Idee geboren, auf der Ostseite der Goldenen Brücke im oberen Teil Noten anzubringen, und zwar die Noten der Europahymne "Freude schöner Götterfunke, Tochter aus Elysium. Wir betreten feuertrunken, Himmlische, Dein Heiligtum." Der Text und die Melodie sollen dann über eine QR-Code abrufbar sein, ebenso Informationen über die 1996 gebaute Goldene Brücke.

Bleibt Skulptur "Wir sind das Volk" liegen?

Was aber wird aus den umgestürzten oder umgeworfenen Teilen der Skulptur "Wir sind das Volk"? - Jimmy Fell hat sich dazu die Aktion - wie er sie nennt - "Aufstehen" einfallen lassen. Das Wort wollte er zunächst auf die liegenden Teile aufsprühen, die ja an den Mauerfall erinnern. Dann aber würde die Schrift nach dem Aufstellen der Teile seitenverkehrt sein. Deshalb ist nun sein Gedanke, das Kunstwerk so liegen zu lassen, denn zwischenzeitlich wachsen schon Gras und Blumen durch die ausgefrästen Buchstaben. "Das ist doch auch ein Zeichen, dass die Mauer gefallen ist." Was nun geschieht, ob die Skulptur "Das Volk" wieder aufgerichtet wird, oder liegen bleibt, ist bislang noch unklar.

Was der Berliner Aktionskünstler in den vergangenen Tagen von Besuchern immer wieder erfuhr, dass der Skulpturenpark Deutsche Einheit nur in Thüringen ausgeschildert ist: "Das ist schade und sollte auf bayerischer Seite geändert werden." Das gilt auch für das nicht gepflegte Gelände. "Hier müsste etwas geschehen, denn solch einen Skulpturenpark Deutsche Einheit" gibt es bisher nicht. Wünschenswert wäre weiterhin, wenn die Landkreise Schmalkalden-Meiningen und Rhön-Grabfeld auf ihren Internetseiten den Skulpturenpark erwähnen könnten.

Auch im "Spiegel"

Dass die Kunstwerke von Jimmy Fell aber immer wieder auf großes Interesse stoßen, zeigen die Besucher, die dort vorbei kommen. Das konnte der Künstler in den vergangenen 14 Tagen feststellen. Auch der "Spiegel" hatte vor zwei Monaten ein Bild aus dem Skulpturenpark Deutsche Einheit bei Eußenhausen-Henneberg in einem Beitrag. Dabei ging es um das Thema "Heimat", und da passten die Tafeln, die am Skulpturenpark an die Aktion "Ungeziefer" erinnerte, bei der ganze Dörfer und Weiler an der einstigen deutsch-deutschen Grenze dem Erdboden gleich gemacht wurden.

 
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