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Münnerstadt
Glücksfall für Münnerstädter Heimatspielhaus
Vor zehn Jahren nahm Martin Kuchler auf eigene Initiative Grundstücksverhandlungen auf. Danach suchte er Mitstreiter, die ein Konzept entwickelten, einen Verein gründeten und sich an die Arbeit machten.
Glücksfall für Münnerstädter Heimatspielhaus
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:53 Uhr
Martin Kuchler ist ein Querdenker: "Irgendeiner muss spinnerde Ideen haben", sagt er selbst lachend, und: "Ich denke gerne außerhalb des Gewöhnlichen." Eine seiner "kühnen Ideen" kam ihm, als er aus dem Fenster seines Büros am Münnerstädter Anger schaute: "Ich habe das Heimatspielhaus jeden Tag gesehen und mitbekommen, dass es ja durchaus Ansatz-Punkte gab, dort etwas zu entwickeln", erinnert er sich. Aber egal ob Hotel-Projekt oder Eigentumswohnungen: Alle Vorhaben verliefen im Sande - bis Kuchler die Sache anpackte.
Der Schwabe, den es 1988 aus beruflichen Gründen nach Unterfranken verschlagen hat (siehe Info-Kasten unten), wurde nach eigenen Worten sehr durch seine Herkunft aus der Freien Reichsstadt Ulm geprägt: "Die Bürger dort pflegen ein Klima der Freiheit", berichtet er mit einer ordentlichen Portion Stolz auf die Herkunft. Das zweite prägende Element sei sein Beruf: "Als Wirtschaftsingenieur kann ich mich mit Technikern unterhalten, mit Kaufleuten und - mit Einschränkungn - mit Juristen." Das hilft auch bei großen Bauprojekten...
In seiner Firma "Personal Partner" hat sich der geschäftsführende Gesellschafter auf Konflikt-Managment, Kommunikation und Führung spezialisiert. "Ich sehe mich als Vermittler", sagt Kuchler, und: "Mich hat schon immer fasziniert, wie die Welt von vielen Leuten gesehen wird." Fronten aufzulösen sei eine spannende Aufgabe: "Wenn sich Betriebsleiter und Betriebsrat in der Betriebsversammlung als Kapitalist und Kommunist beschimpft haben: Das reizt mich."

Ziel: Leben in der Bude

Die Strategie sei dann, die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt zu stellen und sich nicht auf die Gegensätze zu konzentrieren. Schließlich sei auch im Betriebsverfassungsgesetz festgehalten, dass alle Beteiligten "zum Wohl der Arbeitnehmer und des Betriebes" handeln.
Im Jahr 2004 brachte Martin Kuchler seine Erfahrungen erstmals in das ehrenamtliche Projekt Heimatspielhaus ein. "Bis dahin war ich in Münnerstadt nur der Mann von Frau Fr. Kuchler", verweist der 61-Jährige darauf, dass er nie groß in Erscheinung getreten sei. Ergebnis seiner Verhandlungen: eine Kauf-Option für einen noch zu gründenden Verein. "Dann kam der wichtigste Punkt: Ich musste Leute von der Idee begeistern", erinnert sich Kuchler an den Prozess zurück.
Also ging es an Foren und Beratungen. "Es war schnell klar, dass wir kein Museum, sondern Leben in der Bude haben wollen", berichtet er. In den vergangenen Jahren habe er "fasziniert erlebt, was in Münnerstadt alles möglich ist", fasst der 61-Jährige die Zeit zusammen: Der Heimatspielhaus-Verein entstand, bei dem Kuchler bis heute Vorsitzender ist, die Mitglieder entwickelten ein Konzept, beantragten Zuschüsse und packten vor allem kräftig mit an.
Dabei ist Kuchler keiner, der immer in der ersten Reihe stehen muss: "Zielstrebige Organisatoren müssen auch loslassen können", sagt Kuchler. Natürlich dürfe der Vorsitzende nicht zu früh halbfertige Projekte aus der Hand geben, aber die Mitglieder hätten auch gerne Verantwortung übernommen. "Die Leute müssen den Erfolg selbst spüren", lautet aus Kuchlers Sicht ein Geheimnis, wie Ehrenamtliche motiviert bleiben. Als eines von vielen Beispielen nennt der 61-Jährige die Flohmarkt-Gruppe: Zunächst sei er skeptisch gewesen, aber schnell habe sich gezeigt, dass es die rentabelste Abteilung sei: "Schließlich ist da jeder Euro 100 Prozent Gewinn."

Eigene Grenzen akzeptieren

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Heimatspielhaus wurde für 1,5 Millionen Euro (davon 1,3 Millioenen Euro Fördergelder) renoviert, das schmucke Fachwerk ziert heute den Anger, im Innern des denkmalgeschützten Gebäudes befindet sich eine Galerie für zeitgenössische Kunst, belebt wird das Ganze durch Konzerte, Lesungen und Familienfeiern. Das Beste daran: "Wenn die Fördergelder alle abgerechnet sind, hat der Verein keine Schulden mehr."
In Spitzenzeiten habe er mindestens zwei Tage die Woche in das ehrenamtliche Projekt investiert. Seine Motivation sei gewesen, Münnerstadt besser darzustellen: "Die Stadt hat ein Riesen-Potential als Wohnstadt", ist Kuchler überzeugt. Das seine nachfolgende Idee einer Bürgergenossenschaft für weitere ähnliche Projekte gescheitert ist, sieht Kuchler gelassen: "Es gibt Situationen, in denen man nichts aufbrechen kann, da muss man auch mal von seinen Träumen Abschied nehmen", kennt Kuchler seine Grenzen. "Aufbrecher" zu sein, heiße für ihn keineswegs, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Sein Motto sei deshalb: "Menschen begeistern und motivieren, aber mit Verstand."
Privat Martin Kuchler wurde in Ulm geboren, ist 61 Jahre alt und mit der in Münnerstadt praktizierenden Allgemeinärztin Dr. Gertrud Kuchler verheiratet. Sie haben zwei erwachsene Töchter: Eine ist Ärztin in Würzburg, die andere hat eine Junior-Professur in New York.

Beruf Von 1974 bis 1980 studierte Martin Kuchler in Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen mit der technischen Fachrichtung Maschinenbau. Seine erste berufliche Station war Siemens (unter anderem in München), danach ging er zu Fairchild Semiconductor in Wasserburg am Inn. 1988 wechselte Kuchler zu Preh nach Bad Neustadt. 1990 machte er sich dann mit "Personal Partner" selbstständig und ist geschäftsführenden Gesellschafter. Bei dem Verbund aus mehreren Büros arbeiten mittlerweile rund 30 Beschäftigte.
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  • Respekt und viel Glück für die Zukunft.
    Gott sei Dank gibt es solche private Initiativen.
    Unsere Städte und Gemeinden im Landkreis können meistens nur stilllegen und abreissen.
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