Wer heute im Landkreis Bad Kissingen einen neuen Arbeitsvertrag unterschreibt, der muss immer noch damit rechnen, dass nach einem oder zwei Jahren Schluss ist mit dem Job. „Es gibt zwar einen Fachkräftemangel. Trotzdem verzichten einige Betriebe im Kreis Bad Kissingen nach wie vor darauf, ihre Beschäftigten zu binden: Sie drücken ihnen Verträge mit Zeitlimit in die Hand“, wird Ibo Ocak von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in einer Pressemitteilung zitiert.
Der Geschäftsführer der NGG Unterfranken nennt aktuelle Zahlen und beruft sich dabei auf die Bundesagentur für Arbeit : So haben nach Angaben der Gewerkschaft im ersten Quartal dieses Jahres private und öffentliche Arbeitgeber im Landkreis Bad Kissingen rund 2260 Arbeitsverträge abgeschlossen. „32 Prozent davon waren befristete Jobs. Bundesweit lag diese Quote sogar bei knapp 34 Prozent“, sagt Ibo Ocak. Er rät Beschäftigten, vor der Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag nachzuhaken, warum dieser befristet ist.
Befristete Arbeitsverträge machen die Wohnungssuche deutlich schwerer. Außerdem sind sie eine hohe Hürde bei Krediten – und damit auch für entscheidende Anschaffungen: vom Auto bis zur Eigentumswohnung“, so Ocak. Die Familienplanung werde erschwert.
Um das zu verhindern, fordert die NGG Unterfranken, Befristungen ohne konkreten Sachgrund abzuschaffen.
Ein Dorn im Auge ist der Gewerkschaft die befristete Weiterbeschäftigung nach einer Ausbildung: Wer nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung nur eine Übernahme auf Zeit angeboten bekomme, dem fehle die berufliche Perspektive.
In der Praxis sei diese Botschaft allerdings noch längst nicht angekommen: Mit 48 Prozent war bundesweit fast jede zweite Neueinstellung von unter 25-Jährigen befristet. Das geht aus aktuellen Zahlen der Böckler-Stiftung hervor. „Außerdem nutzen Arbeitgeber die vermeintlich schwächere Position von Menschen aus, die keine Berufsausbildung haben: Gut die Hälfte von ihnen bekommt bei einer neuen Stelle nur einen befristeten Arbeitsvertrag “, so Ibo Ocak.
Auch das habe die Analyse der Böckler-Stiftung ergeben. Menschen mit Berufsausbildung hätten dagegen nur zu knapp 28 Prozent einen befristeten Job. red