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Schildeck
Gewerbegebiet Schildeck: Patzer Erden will hier ganz ohne Torf produzieren
Wiese, nichts als Wiese. So präsentiert sich das Areal zwischen B286 und Autobahn, am westlichen Ortsausgang von Schildeck. Noch. Denn die Sinntaler Firma Patzer Erden plant dort ein neues Substrat- und Erdenwerk. Das hat mehrere Gründe und einen besonderen Clou.
Das Baustellenschild kündet (eher zufällig) von ehrgeizigen Plänen: In der südwestlichen Erweiterung des Gewerbegebiets Schildeck möchte Patzer Erden eine neue Produktionsstätte mit 50 Arbeitsplätzen errichten (hinten die Mettermich). Foto: Steffen Standke       -  Das Baustellenschild kündet (eher zufällig) von ehrgeizigen Plänen: In der südwestlichen Erweiterung des Gewerbegebiets Schildeck möchte Patzer Erden eine neue Produktionsstätte mit 50 Arbeitsplätzen errichten (hinten die Mettermich). Foto: Steffen Standke
| Das Baustellenschild kündet (eher zufällig) von ehrgeizigen Plänen: In der südwestlichen Erweiterung des Gewerbegebiets Schildeck möchte Patzer Erden eine neue Produktionsstätte mit 50 Arbeitsplätzen errichten ...
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 17.08.2022 01:30 Uhr

Mindestens eine halbe Stunde quälen sich die Patzer-LKW von den beiden Firmen-Standorten Altengronau und Jossa aus über Landstraßen , ehe sie die Fernrouten A7 oder A66 erreichen. Für ein Unternehmen, das seine Substrate und Blumenerden hauptsächlich in Deutschland, aber auch in andere europäische Länder ausliefert, tagtäglich ein immenser Aufwand.

Da bietet der neue Standort Schildeck einen großen Vorteil: Die Auf- und Abfahrt der Rhönautobahn liegt direkt vor der Nase. Darüber ließen sie die Rohstoffe - meist Holzhäcksel, Grünkompost und Rinde aus Rhön und Spessart sowie Naturton - auf kürzerem Weg heranschaffen. Aber auch die fertigen Produkte besser über die Lande verteilen. Es war aber laut Inhaber Stephan Patzer nicht der einzige und entscheidende Grund, warum das Familienunternehmen dort Grundstücke kaufte.

Patzer Erden macht gute Geschäfte. Was laut dem Geschäftsführer damit zu tun hat, dass viele Menschen während der Corona-Lockdowns das Gärtnern wiederentdeckt haben. Vor allem die jüngere Generation wolle ihr Obst und Gemüse auch nachhaltig anbauen. "Nachhaltige Erden spielen eine immer größere Rolle", sagt der 44-Jährige. Er ist überzeugt, dass dieser Trend anhalten wird.

Die Produktionskapazitäten der Firma sind ausgereizt, sollen erweitert werden. Was in Jossa und Altengronau nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Schildeck hingegen bietet Platz genug.

In dem stark wachsenden Gewerbegebiet sollen laut Patzer neben einem Verwaltungsgebäude Hallen für die Produktion entstehen, aber auch Außenbereiche, wo die Rohstoffe und Fertigprodukte gelagert werden. Nervige Gerüche müssen die Anlieger nicht befürchten. "Wir sind kein Komposter, verarbeiten fertige Materialien", beruhigt Stephan Patzer.

Das Besondere an der neuen Produktionsstätte : Die Sinntaler Firma will dort komplett auf die Beimengung von Torf verzichten - obwohl das bisher einer der wichtigsten Bestandteile von Substraten und Blumenerden ist. Torf wird bekanntlich in Mooren gewonnen. Diese wiederum besitzen laut einer Pressemitteilung des Unternehmens "hervorragende Eigenschaften bei der Bindung von Kohlenstoff in der Erde". Daher würden Moore eine besondere Rolle im Rahmen des Klimaschutzprogramms der Bundesregierung spielen. So solle die Torfverwendung in Pflanz- und Blumenerden bundesweit in den nächsten Jahren auf freiwilliger Basis beendet werden.

"Die Substrat- und Erdenproduktion in Deutschland und Europa befindet sich in einer entscheidenden Phase des Umbruchs", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die steigende Nachfrage nach Substraten und Erden ohne den bisher wesentlichen Rohstoff Torf sei auch für Patzer Erden eine große Herausforderung für die Zukunft.

50 Prozent der Erden stelle die Firma schon mit Torfersatzstoffen wie Rindenhumus, Holzfasern, Kompost und Naturton her. Es gebe auch gänzlich torffreie Standardprodukte. "Wir erwarten einen noch größeren Zuspruch", so Patzer.

Der Inhaber möchte laut Pressemitteilung "mit dem neuen Standort langfristig Arbeitsplätze in der Region erhalten und zusätzlich ausbauen". Bis zu 50 seien in Schildeck geplant. Der traditionelle Standort Sinntal soll auf jeden Fall erhalten bleiben. "Wie wir das am besten managen, werden wir sehen", sagt der 44-Jährige. Es sei dem Unternehmen sehr wichtig, in der Region zu bleiben.

Beim Markt Schondra hat Patzer Erden laut Pressemitteilung bereits eine Änderung des Flächennutzungsplanes beantragt, damit das bestehende Gewerbegebiet Schildeck I ausgedehnt werden könne. Der Gemeinderat habe dem zugestimmt. Bürgermeister Bernold Martin wird zitiert: "Dies ist ein Gewinn für unsere Gemeinde und erweitert das bestehende Gebiet in Richtung Autobahn , da erste Überlegungen für ein interkommunales Gewerbegebiet in Richtung Geroda nicht weiterverfolgt werden." Der Produktionsstart der torffreien Erden in Schildeck ist für 2025 geplant.

Hintergrund: Familienunternehmen mit 140 Mitarbeitern

Die Patzer Erden GmbH wurde 1953 in Jossa, heute ein Ortsteil der osthessischen Großgemeinde Sinntal, gegründet. Das Familienunternehmen beschäftigt 140 Mitarbeiter an fünf Standorten und produziert Profisubstrate für den Gartenbau , Blumenerden für Hobbygärtner und Produkte für den Garten- und Landschaftsbau. Daneben werden individuelle Kunden- oder Verbandserden, Dünger und Dekormaterial als Eigenmarke für den Fachhandel hergestellt und ausgeliefert. Die zentrale Verwaltung befindet sich in Sinntal-Altengronau. Am geplanten Standort Schildeck soll nach Firmenangaben "eine komplett torffreie Produktion entstehen". Das Unternehmen wolle somit eine wichtige ökologische Vorreiterrolle übernehmen.

 
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