„Wir wollen das Netzwerk pflegen“, so lautete der erste Anspruch von Nikola Renner bei der unterfränkischen Bezirksversammlung der CSU-Frauenunion im Kaiserhof Victoria, während der zweite Anspruch die Stärkung der Frauen in der Politik und damit das Manifestieren der Frauenrechte in der praktischen Umsetzung sein muss, wie sie sagte. Dazu hatte die Vorsitzende nicht nur die Vertreterinnen der unterfränkischen Ortsverbände nach Bad Kissingen geladen, sondern mit Dorothee Bär (MdB), Anja Weisgerber (MdB) und Judith Gerlach als Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention auch wichtige politische Persönlichkeiten.
Frauenthemen voranbringen
Seit einem Jahr steht Nikola Renner an der Spitze der unterfränkischen Frauenunion der CSU und führt damit eine Vereinigung mit 1822 Frauen. Für Renner ist es wichtig, dass die Frauenunion eine Plattform sei, „um gesehen zu werden, um voneinander zu lernen und zu profitieren und um Frauenthemen voranzubringen“. Trotz verschiedener Meinungen müsse „Politik das Ringen um die besten Lösungen“ sein, vor allem bei den Bedrohungen der Demokratie aus dem rechten Lager oder durch die extrem-islamistischen Strömungen mit ihrem Frauen verachtenden Menschenbild, erklärte Nikola Renner.
Sie nutzte ihren ersten Rückblick als Bezirksvorsitzende auch dazu, ihre Vorgängerin Anja Weisgerber für ihr 14-jähriges Engagement zu würdigen. Einstimmig wurde Anja Weißgerber vom unterfränkischen Vorstand zur Ehrenvorsitzenden ernannt.
„Starke Frauen sind ein Kennzeichen der CSU“, sagte Landrat Thomas Bold in seinem Grußwort. Es sei wichtig, den Zugang zu jüngeren Menschen zu finden. Stefan Köhler als neuer Europa-Abgeordneter der CSU berichtete von seiner ersten Woche in Brüssel.
Beim Kampf für Frauenthemen müsse man dicke Bretter bohren, sagte MdB Dorothee Bär . Man müsse hartnäckig bleiben – wie sie bei ihren Themen rund um käuflichen Sex und häusliche Gewalt erlebt habe.
Im Mittelpunkt stand die Bedeutung der CSU-Frauenunion als politische Heimat sowie für die persönliche Lebensplanung. Dies zeigte sich auch bei der Vorstellung von 14 Frauen, die als „Mentees“ mit Hilfe von Seminaren, Informationsfahrten und Treffen mit unterfränkischen CSU-Politikerinnen auf ihr politisches Engagement vorbereitet werden sollen und dabei jeweils von einer Mentorin begleitet werden.
Aktuelles, Prävention und Frauengesundheit
Judith Gerlach gliederte ihren Vortrag in die drei Bereiche: Aktuelles, Prävention und Frauengesundheit. Aktuelles Thema sei zwar die Cannabis-Teillegalisierung, aber wichtiger seien ihr Themen wie fehlende Pflegeplätze oder fehlende Medikamente für Kinder – „normale Dinge, die nicht funktionieren, obwohl sie selbstverständlich sein sollten“, wie sie sagte.
Um die Krankenhaus-Versorgung überall zu gewährleisten, werde in Bayern ein Förderprogramm aufgelegt, und der Rat von Judith Gerlach lautete: „Lassen Sie ein Gutachten erstellen mit Hinblick auf den Bedarf in ihrer Region.“
„Es gibt vieles, was ich durch Vorsorge mindern oder verhindern kann“, lautete Judith Gerlachs Appell, doch regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen, zumal die Krankenkassen hier zahlungswillig seien. Auch sprach sie die HBV-Impfung bei Kindern an.
„Frauen-Gesundheit ist das Jahresthema des Ministeriums“, so die Staatsministerin. Hier müsste mehr geforscht werden. Sie forderte Medikamente , deren Zusammensetzung den physiologischen Bedürfnissen der Frauen entsprechen.
Ebenfalls Themen: Krebserkrankungen bei Frauen und Wechseljahre
Beifall erhielt Judith Gerlach für die politische Initiative, bei Mädchen eine M1-Untersuchung einzuplanen, die als Sprechstunde vor der ersten Untersuchung bei einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt stattfinden soll. Als weitere Themen sprach sie Krebserkrankungen bei Frauen und die Wechseljahre an.
Rege war die Beteiligung bei der anschließenden Fragerunde. Wissen wollte man unter anderem, woher das Personal für die angestrebten Ziele kommen solle und welche Auswirkungen die Krankenhausreform auf die Reha-Kliniken haben werde.
Judith Gerlach verwies auf die „Fast-Lane“, womit man Pflegekräfte aus dem Ausland innerhalb von wenigen Wochen eingliedern könne, sofern alle Unterlagen vorliegen. Bei Ärzten sollen Anerkennungsprozesse durch künstliche Intelligenz beschleunigt werden.
Dagegen sieht die Staatsministerin kein Problem für die Reha-Kliniken, wenn die Anzahl der Operationen zurückgehen sollte – die Wartezeiten für Reha-Maßnahmen würden kürzer.
Nutzung von Gesundheitsdaten könne Menschenleben retten
Gefragt wurde, ob nicht die Daten zur Gesundheit besonders sensibel seien und daher besonderen Anforderungen unterliegen müssten, und was man dagegen tun kann, dass in ländlichen Gebieten Kinderärzte fehlen.
Die Nutzung von Gesundheitsdaten könne Menschenleben retten, entgegnete Gerlach. Natürlich müssten die erhobenen Daten anonymisiert und die Nutzung nach der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) gewährleistet sein, aber andere europäische Länder wie Finnland profitieren von einem offeneren Umgang mit Gesundheitsdaten.
Stipendien sollen bei Kinderärztemangel helfen
„Nicht nur fehlende Kinderärzte sind ein riesiges Problem“, so die Aschaffenburgerin, dem man mit Stipendien entgegenwirken möchte, wenn sich die zukünftige Ärztin oder der zukünftige Arzt für eine ländliche Region entscheide. Einschränkend bemerkte sie, dass sich junge Mediziner heutzutage eben lieber in einer Gemeinschaftspraxis anstellen lassen und neben dem Beruf auch Zeit für ihre Familien haben möchten.
Aus der Coronapandemie und jetzt, da die Protokolle des Robert-Koch-Instituts (RKI) veröffentlicht worden sind, habe man so einiges gelernt, sagte Juditz Gerlach. MdL Barbara Becker betonte, dass damals täglich neue Studien mit gegensätzlichen Inhalten zu Superspreadern oder zur Infektiosität bei Kindern auf dem Tisch lagen. Im Rückblick hätte man nicht nur bei den Corona-Hilfen andere Entscheidungen treffen, sondern auch schneller auf Digital-Unterricht umstellen müssen.
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