
Der 21. Juni ist nicht nur der Tag der Sommersonnenwende mit der kürzesten Nacht im Jahreslauf und einer Tageslänge von fast 17 Stunden, sondern seit dem Jahr 2000 auch "Tag des Schlafes". Veranstalter ist der Verein "Tag des Schlafes e.V." In Frankfurt/Main. Er darf nicht verwechselt werden mit dem "World Sleep Day", der seit 2008 immer zum Frühlingsbeginn im März von der "World Sleep Society" mit Sitz in Rochester/USA organisiert wird.
Beide Aktionstage sollen daran erinnern, dass ein gesunder Schlaf lebenswichtig ist und dass Schlafstörungen und Schlaferkrankungen immer mehr zunehmen. Zum Leistungsspektrum des Thoraxzentrums auf dem Michelsberg gehört seit Jahrzehnten auch Schlafmedizin . Deshalb wurde in dieser Klinik des Bezirks Unterfranken ein Schlaflabor mit insgesamt sieben Betten eingerichtet. Unser Mitarbeiter sprach mit dem Ärztlichen Direktor und Chefarzt der Abteilung Pneumologie , Dr. Bernd Seese, zum Thema "Tag des Schlafes". Er hob hervor, dass der "Tag des Schlafes" auf die große Bedeutung eines gesunden Schlafes aufmerksam machen soll.
Schlaferkrankungen
Welche Schlaferkrankungen und -Störungen gibt es? Dr. Seese nennt zuerst die Insomnie, also Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen. Ein Viertel der Patienten beim Hausarzt leidet daran, weiß er. Ursachen seien unter anderem Druck, Stress, Ärger am Arbeitsplatz oder in der Familie, seelische Probleme. Frauen seien etwas stärker davon betroffen, da sie sensibler seien und nachts schneller aufwachen. Um die Isomnie zu behandeln, sollten die Probleme erkannt und angegangen werden. Psychologische Behandlung, Entspannungstechniken wie Yoga oder Qi Gong sowie regelmäßiger Sport, der hilft, abends müde zu sein, könnten helfen.
Als weitere typische Schlaf-Krankheit nennt Seese die Schlaf-Apnoe, die nächtliche Atemnot. Betroffen seien etwa sechs Prozent der über 40-jährigen, Männer etwas mehr als Frauen. Ursache sei ein Kollaps der Rachen-Muskulatur im Schlaf, dadurch kommt weniger Luft in die Lunge. Nach ein paar Sekunden werde im Gehirn Alarm ausgelöst, der Atem geht einige Zeit wieder regelmäßig, aber dann beginnt es wieder von vorn. Der Blutdruck steigt, der Puls wird beschleunigt. Längerfristig kann der Körper mit Arteriosklerose, Schlaganfall, Herzinfarkt , Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck reagieren. Bei Patienten mit Herzschwäche und sonstigen Herzproblemen müsse gezielt nach Schlafstörungen gesucht werden. Der Betroffene selber bemerke diese Abläufe in seinem Körper nicht, so Seese. Er selbst wird nicht wach, bei Wiedereinsetzen der Atmung allerdings erschrickt der Körper kurz. Das Schnarchen sei das akustische Signal zwischen den Atempausen.
Schlaf-Apnoe verhindert einen erholsamen Tiefschlaf. Nicht nur für den Betroffenen, auch für den Partner kann durch das Schnarchen die Nacht zur Qual werden. Masken, die beim Schlaf getragen werden, könnten helfen. In schweren Fällen seien operative Eingriffe möglich. Schrittmacher zählt Seese eher zu den exotischen Behandlungsmöglichkeiten. Übergewicht könne zu Schlafapnoe führen.
Wenn der Tief- und Traumschlaf gestört seien, führt das zu Tagesmüdigkeit, betont Seese. Dies könne zu gefährlichen Situationen zum Beispiel für Personen in Überwachungsfunktionen oder im Straßenverkehr führen. Auf den Autobahnen sei laut einer Untersuchung der HUK ein Drittel aller Unfälle auf Tagesmüdigkeit zurückzuführen.
Ruhelose Beine
Zu den Schlaf-Erkrankungen zählt auch das Problem der ruhelosen Beine ("restless legs"). Sie kribbeln im Bett und verhindern einen erholsamen Tief- und Traumschlaf. Hier könnten Wechselbäder, etwas Magnesium und in hartnäckigen Fällen andere Medikamente helfen. Ursache sei oft Eisenmangel, der bei Frauen vermehrt auftritt. Betroffen sind auch oft Dialysepatienten.
Wie erkennen Betroffene, dass sie an Schlafproblemen leiden? Vor allem dadurch, dass sie am Morgen unausgeschlafen aufwachen, obwohl sie lange genug geschlafen haben, sagt Dr. Seese dazu. Leidtragende seien oft mehr noch die Lebenspartner ("Liebling, du schnarchst"), die unter den Schnarchgeräuschen aus dem Bett nebendran leiden würden und nicht schlafen könnten.
Am Thoraxzentrum wurde vor 30 Jahren das Schlaflabor eingerichtet. Drei der Betten sind fest und vier mobil. Pro Jahr kommen etwa 450 Patienten . Die Räume des Schlaflabors werden gerade modernisiert und mit neuer Technik ausgestattet. Die Patienten kommen nicht nur aus Unterfranken, sondern auch aus Thüringen und aus Hessen. Sie bleiben normalerweise zwei Nächte, erklärt Dr. Seese. Die weitere Behandlung übernehmen dann die Ärzte, die sie eingewiesen haben.
Im Schlaflabor
Die Untersuchung erfolgt vor allem nachts, während die Patienten schlafen sollen. Sie werden an Messgeräte angeschlossen, die zahlreiche für die Mediziner wichtige Funktionen wie zum Beispiel Blutdruck , Puls oder Gehirnströme messen und per Funk in einen Kontrollraum nach außerhalb übertragen. Am Morgen erfolgt die Auswertung. Außerdem wird mit einer Infrarot-Kamera festgehalten, ob sich die Patienten bewegen, erläutert Dr. Seese.
Tipps für einen guten Schlaf
Gibt es Tipps für einen guten Schlaf? Optimal seien sieben Stunden, sagt Dr. Seese. Wenn jemand nur sechs oder aber acht Stunden brauche und damit glücklich ist, sei das auch in Ordnung. Aber wer deutlich länger schlafen muss, habe eine verminderte Lebenserwartung. "Verzichten Sie auf die entspannende Wirkung von Alkohol. Er ist kein Schlafmittel ", hob er hervor.
Der Pneumologie-Chefarzt weiß auch "Beamte schlafen sehr gut". Die Begründung hat mit Beamten-Klischees nichts zu tun: "Weil sie ein entspanntes soziales Umfeld haben."